Mittwoch, 29. Februar 2012
Tod
Sie sagen, dass man zweimal stirbt. Das erste Mal, wenn du aufhörst zu atmen und eine Weile später, wenn jemand deinen Namen zum letzten Mal sagt.
Banksy
Dienstag, 28. Februar 2012
Musik heute
Ich habe das große Glück gehabt, in einer Zeit aufzuwachsen, in der immer, wenn man das Radio anschaltete, ein großartiger Song lief. Selbst die One-Hit-Wonder waren brillant. Heutzutage ist das klassische Songwriting wie ich es betreibe, nicht mehr besonders gefragt. Ich komme mir oft wie jemand vor, der stabile altmodische Tische und Stühle baut. Ich bin unzeitgemäß, weil ich noch immer klare Strukturen und starke Melodien mag und viel Wert auf den Text lege. Wenn Cole Porter einen Song schrieb, war das auch auf dem Papier ein großer Song. Heute dagegen kommt es eher auf einen bestimmten Sound an, als auf eine gute Komposition. David Grays ,Babylon’ würde man ja beispielsweise nicht einfach zu Klavierbegleitung singen wie etwa ,Stardust’.
Ron Sexsmith
Der größte Beweis
Ich hätte schweigen können, und das für immer. Aber man glaubt, man liebt mehr, weil man Geheimnisse erzählt. Erzählen ist oft wie ein Geschenk, das größte Geschenk, das man machen kann, die größte Loyalität, der größte Beweis der Liebe und Hingabe.
Javier Marías - Mein Herz so weiß
Francesco Tristano and Carl Craig - The Melody
Zeit für etwas klassische Musik mit ein paar ungewöhnlichen Akzenten.
Montag, 27. Februar 2012
An Dich
Dem Normalbürger vergeht die Lust auf alles, wenn ihm dabei keiner zuschaut. Wenn ihm dagegen jemand zuschaut, ist er selbst dazu bereit, ins brennende Feuer zu springen.
In der Welt werden Ehrenurkunden verliehen, doch was steckt schon dahinter? Urkunden führen zu Scheinheiligkeit, die behauptet: 'Ich will mich ja nicht selbst rühmen, aber ...
"Die Menschen sollten Schluss machen mit dem Wetteifern um Sieg und Niederlage. Ich bin ich. Kein Vergleich möglich."
Es fängt bereits in der Schule an: Prüfungen halten, Punkte verteilen, den Menschen nach seinen Leistungen beurteilen und nummerieren - was für ein Blödsinn! Was bedeuten Worte wie 'wichtig' und 'unwichtig' überhaupt? Ist es 'wichtig', ein gutes Gedächtnis zu haben? Ist einer, der ein schlechteres Gedächtnis hat, deswegen ein schlechterer Mensch? Gibt es denn nicht viele Idioten mit einem guten Gedächtnis? Diejenigen, die die schlechtesten Noten bekommen, sagen: 'Scheiß drauf!' - und fühlen sich als Opfer. Sie bemerken nicht, dass sie sich damit noch einmal selbst bescheißen.
Sawaki Kôdô Rôshi - An Dich
Sonntag, 26. Februar 2012
Midnight in Paris
Aus der Vergangenheit hieß der Laden, und sein Angebot bestand aus Erinnerungen. Was prosaisch und sogar vulgär für die eine Generation war, hatte sich durch das bloße Verstreichen von Zeit in etwas Magisches und zugleich Kitschiges verwandelt.
Wahrhaftige Liebe ist eine Atempause vom Tod. Alle Feigheit kommt vom Nichtlieben oder Nicht-Richtig-Lieben, was dasselbe ist. Und wenn ein tapferer Mann dem Tod furchtlos ins Auge blickt wie einige Nashornjäger oder wie Belmonte, der wirklich tapfer ist, dann, weil er mit einer Leidenschaft liebt, die den Tod aus seinem Bewusstsein drängt, bis er zurückkehrt wie zu allen Männern.
Midnight in Paris
Dankbarkeit
'Danke' schrie sie und fiel ihm um den Hals. Er spürte wie ihre Hand über seinen Rücken strich und sich ihr warmer Atem sich auf sein Ohr legte, als sie sich nochmals bei ihm bedankte. Ihm wurde bewusst, dass sie ihm nun mehr von sich geben wollte und obwohl er sie aufrichtig mochte, würde er sich nicht darauf einlassen können. Alles was er gerade brauchte, war die Freude in ihrem Gesicht und die Gewissheit, dass sich im Leben auch etwas zum Guten wenden kann.
Stille
Über uns ruht die Nacht und benetzt unsere Augen mit ihren unzähligen Sternen. Sie liegt neben mir im Gras und hält meine Hand. Es ist dieser Augenblick in dem ich kaum glücklicher sein könnte. Ich bin bei ihr und das ist alles was zählt. Unsere Liebe ist nicht gewöhnlich, denn sie wurde nicht mit der Vergänglichkeit befleckt. Jeden Abend verschlägt es uns an diesen magischen Ort, an dem der Lärm der aufgestachelten Großstadt zu einem unbedeutenden Flüstern zerfällt. So verstummen auch zwischen uns die Worte, welche mir so trügerisch erscheinen, dass ich ihnen entsage. Wir verstehen einander im Schweigen und ich fühle mich in ihrer Anwesenheit geborgen. Bei ihr darf ich der sein, der ich bin, ohne die Peitschenhiebe engstirniger Konventionen fürchten zu müssen. Hier finde ich den Einklang, welchen ich hinter den grellen Lichtern der Stadt niemals finden werde. Ich streiche über ihre Hand, drücke sie fest an mich und wir lieben uns unter dem Nachthimmel, bis er verwirkt.
Der Morgen erblüht und verabschiede sie mit einem Kuss in die Dunkelheit ihrer Heimstätte, bevor mich das Sonnenlicht in eine Welt der Verblendung führt. Der Gedanke sie bald schon wieder zu sehen, ist der Gedanke, welcher mich am Leben hält.
Tagebucheintrag eines Nekrophilen
Samstag, 25. Februar 2012
Erinnerungen
Wenn du mir was schenken willst,
dann schenk' mir Erinnerungen.
Denn alles andere, werd' ich vergessen.
Und es wird so scheinen, als wäre es nie gewesen.
Unbekannt
Freitag, 24. Februar 2012
Die schnellen Sechs
Es folgen nun 6 vollkommen zusammenhangslose Mini-'Geschichten', die aus bloßer Lust an der Laune entstanden sind.
Mit dem Daumen wischt er über das Display seines Handys, mit dem seine Freundin einige Augenblicke zuvor mit ihm Schluss gemacht hatte. Er fühlte sich vollkommen aufgelöst, was nicht mit der Tatsache zu begründen war, dass er vor einigen Stunden ein übertrieben teures Geschenk für das 5 jährige Jubiläum erstanden hatte oder ihn die emotionale Zerrissenheit über die gescheiterte Beziehung erdrückten. Es war vielmehr der Sachverhalt, dass die gemeinsame Wohnung auf ihren Namen lief und er in diesem Moment obdachlos war. Doch als er gerade gedankenverloren die Straße überquerte, machte er unverhofft die Bekanntschaft der bezaubernden Jasmina, die hinter der Windschutzscheibe eines doppelachsigen 12 Tonners saß.
Das Flimmern des Bildschirms benetzt ihre Haut mit warmen Farbtönen, als sie die Stille des Zimmers mit dem eintönigen Summen des Computers füllt und das Taschentuch mit der Traurigkeit aus ihrem Gesicht tränkt. Mit ihren Fingerkuppen streicht sie über sein verpixeltes Gesicht und schon kurz darauf reift ein Lächeln in ihrem Gesicht heran. Sie ist dankbar, dass es ihn gibt, dass er für sie da ist, besonders dann, wenn ihr die Gesellschaft der Menschen das Gefühl von Einsamkeit ins Empfinden spült. Obwohl sie nicht mehr von ihm kennt, als sein dürftig angelegtes Profil, verleiht das bloße Betrachten seiner Texte sie mit einem Gefühl jener Geborgenheit, welche sie schon so lange vergeblich suchte. Doch wird sie ihn niemals von ihrer Existenz in Kenntnis setzen, denn befürchtet sie, dass dieses Gefühl und all das, was sie damit verbindet, in dem Augenblick zerbrechen, wenn sie ihn ansprechen würde.
Die Regentropfen peitschen in sein Gesicht, das genauso betrübt ist, wie der Himmel von dem sie herabstürzen. Zwischen dem kahlen Geäst der Bäume, watet der Mann durch die aufgeweichte Erde des Weges, über den der Wind heulend das welke Laub fegt. Der durchnässte Mantel liegt schwer auf seinen vom Alter geschwächten Schultern, die sich gegen die rastlosen Windböen bäumen. Die klamme Nässe frisst sich unter seine Kleidung und jeder Tropfen auf seiner Haut schmerzt wie zahllose Nadelstiche. Als er zum Stehen kommt, blickt er zurück auf seine in den Schlamm geformten Schritte, die sich im tosenden Regen anfangen aufzulösen. Aus der Obhut seines Mantels holt er einen kleinen Blumenstrauß hervor. Beim Anblick der frischen Blüten überkommt ihn er das Verlangen nach Leben und das Begehren nach einem Aufbruch. Er wischt sich den Regen aus dem Gesicht und beobachtet für einen Augenblick, wie sich sein verbrauchter Atem in der aufgewühlten Morgenluft verflüchtigt, ehe er die Blumen auf ihren Grabstein legt. Als er kurz darauf den Regenschirm aufspannt und durch das rostige Tor den Friedhof hinter sich lässt, beschließt er, dass die Zeit gekommen ist, einen Neuanfang zu wagen.
Sie war nicht mehr die Jüngste und hatte sich damit abgefunden, dass ihr Leben sich unwiderruflich dem Ende entgegen neigte. Auch wenn sie in der Nachbarschaft als eigenwilliger Kauz verschrien war, der sich zur Empörung ihrer rüstigen Mitmenschen nicht auf den überflüssigen Tratsch einließ, war sie keineswegs eine verbitterte Frau. Ihr Leben wurde von vielen Ereignissen und Menschen geprägt und sie bereute nichts davon, keinen einzigen Augenblick, nicht einmal die Gelegenheiten, welche sie ungenutzt verstreichen ließ. Selbst bei ihren Familienangehörigen war sie unerwünscht. Als diese nämlich versuchten, sie in die entmündigende Institution eines Heims abzuschieben, um so an ihr Vermögen zu gelangen, vererbte ihr Hab und Gut an den höflichen Obdachlosen aus der Seitenstraße, der ihr stets die Einkaufstaschen zum Auto trug. Seither lebte sie allein in ihrer Wohnung und ließ sich auf nichts und niemanden mehr ein.
Alles was sie noch im Leben wollte, war ihre Ruhe und sich den kleinen Dingen zu widmen, die ihr Freude schenkten. So füllte sie ihre Zeit damit, die Nachbarn mit dem Fernrohr zu beobachten und sah jeden Tag, wie ihre Leben mit Erschöpfung, Leid und Traurigkeit gefüllt wurden aber wie schon ein Moment der Euphorie ausreichte, um sie wieder glücklich zu stimmen. Besonders das italienische Ehepaar hatte es ihr angetan, welche sich regelmäßig zur Abendstunde im Klischee ihrer impulsiven Nationalität auslebten.
Als sie eines Tages herausfand, dass die Polygamie des Ehegatten der Grund für den allabendlichen Lärm war, passte sie den Augenblick ab, als der trieb gesteuerte Ehebrecher sich alleine in der Wohnung aufhielt und richtete ihr Fernrohr auf ihn. Ihr Zeigefinger zitterte leicht, als er sich dem Abzug ihres großkalibrigen Scharfschützengewehrs näherte. Noch einmal wischte sie über das Glas des Zielfernrohrs und zwang mit einem gezielten Schuss den südländischen Nachbarn zur ewigen Ruhe. Alles was sie noch im Leben wollte, war ihre Ruhe und sich den kleinen Dingen zu widmen, die ihr Freude schenkten, kleine Dinge, wie eine 7,1 cm kleine Patronenhülse.
Knarzend öffnet sie die Tür und steigt zu ihm ins Auto. Zu ihm und dem Rauch, der aus seinen Nasenlöchern strömt und sich wie ein Schleier über ihre Augen legt. Er zerdrückt das aufbegehrende Funkeln seiner Zigarette in dem erstickten Grau des Aschenbechers. Sie spürt wie das klebrige Leder des Autositzes an der Haut ihrer Beine haftet und wie das Innere des Autos sie schlagartig mit einer beklemmenden Enge bedrängt, als er mit seiner rauen Hand über ihr Knie streichelt. Die Umgebung außerhalb entrückt in verschwommene Ferne. Nur flüchtig kann sie sein von Gier umrandetes Grinsen mit einem Lächeln erwidern. Ihre von Panik infizierten Blicke irren umher und bleiben an den toten Insekten auf der Windschutzscheibe hängen.
Sie will so nicht enden, nicht hier, nicht jetzt und nicht bei ihm. Kurz darauf reißt sie seine Hand von ihrem Schenkel und flüchtet in die dürftig belichtete Straße der Stadt. Irgendwie würde sie das Geld schon auftreiben, irgendwie würde sie es schaffen, irgendwie, nur nicht so.
Ich lehne meinen Kopf gegen das kühle Fensterglas, als ich bemerke, dass er den verwaisten Platz neben mir besetzt. Mein Blick wendet sich ab und dringt betäubt durch die befleckte Scheibe des Busses auf das rastlose Treiben der Straße. Obwohl ich ihn seit Kindheitstagen meinen besten Freund nenne, kann ich mit ihm nun nichts weiter als das Schweigen teilen. Ich bin erleichtert, dass meine Ohrhörer den Eindruck vermitteln, dass ich gerade in der Musik versunken bin. Doch haben die Batterien schon seit der letzten Haltestelle aufgehört zu funktionieren und so kann ich sie hören, die Stille zwischen uns, diese lähmende Stille, welche sich über den Lärm um uns herum legt und ihn verwirken lässt. Ich vermag ihm nicht in die Augen zu schauen, ich weiß dass daraus gerade die Trauer über ihren Verlust quillt. Doch kann ich ihm nicht jene Worte geben, welche er schweigend einfordert, denn würden ihre zerbrechlichen Hülsen mich nur verraten. Er weiß nicht von ihr und mir, von uns, weiß nichts davon, dass ihr Verlust für mich genauso schwer wiegt, wie für ihn und er weiß nichts von den Tränen, die sich gerade in der Fensterscheibe vor mir spiegeln. So sitzen wir schweigend zusammen und sind doch alleine in der Trauer.
Donnerstag, 23. Februar 2012
Mittwoch, 22. Februar 2012
Kinder
"Ich will nicht, dass meine Kinder mit einem Titel aufwachsen und verwöhnt werden. Ich stimme da meinem Vater zu: Gib Deinen Kinder genug Geld, damit sie etwas machen, aber nicht soviel, dass sie nichts tun."
Familie und andere Angelegenheiten
Ich
Ich will nicht gehorsam, gezähmt und gezogen sein.
Ich will nicht bescheiden, beliebt und betrogen sein.
Ich bin nicht das Eigentum von Dir, denn ich gehör' nur mir.
Ich möchte von Drahtseil herab seh'n auf diese Welt.
Ich möchte auf's Eis gehn und selbst seh'n wie lang's mich hält.
Was geht es Dich an was ich riskier'? Denn ich gehör nur mir.
Willst Du mich belehren, dann zwingst Du mich bloß,
zu fliehn vor der lästigen Pflicht.
Willst Du mich bekehren, dann reiß ich mich los,
und flieg' wie ein Vogel ins Licht.
Und will ich die Sterne, dann finde ich selbst dort hin.
Ich wachse und lerne, und bleibe doch wie ich bin.
Ich wehr mich, bevor ich mich verlier', denn ich gehör' nur mir.
Ich will nicht mit Fragen und Wünschen belastet sein.
Vom Saum bis zum Kragen von Blicken betastet sein.
Ich flieh' wenn ich fremde Augen spür', denn ich gehör nur mir.
Und willst Du mich finden, dann halt' mich nicht fest.
Ich geb' meine Freiheit nicht her.
Und willst Du mich binden, verlaß' ich Dein Nest,
und tauch wie ein Vogel ins Meer.
Ich warte auf Freunde und suche Geborgenheit.
Ich teile die Freude, ich teile die Traurigkeit.
Doch verlang' nicht mein Leben, das kann ich Dir nicht geben,
denn ich gehör' nur mir, nur mir.
Aus dem Musical Elisabeth
Possibilianism
Ja ich weiß, wie kann ich ein 20 Minuten Video empfehlen, welches auf Englisch ist und ich mir auch noch ernsthaft erhoffe, dass es geschaut wird. Es muss wohl die später Stunde oder der unverdaute Knochen in meinem Magen sein, die mich zu solchen größenwahnsinnigen Taten treiben. Dem zum Trotz, ich fand es toll und 'reposte' es in meinem kleinen virtuellem zu Hause.
Irgendwas Sozialkritisches
Der Kapitalismus ist ein in jahrhundertelangen Arbeitskampf mühsam gefesseltes Monster,das Menschen frisst und Gold scheißt. Was wir in den lezten Jahrzehnten miterlebt haben, ist, wie die Leute, auf die das Gold geschissen wird, die Ketten des Monsters gesprengt haben, damit es wieder mehr Menschen frisst und noch mehr Gold scheißt und man kann nur hoffen, dass die Leute irgendwann von den herabfallenden Goldklumpen erschlagen werden ...
Unbekannt
Montag, 20. Februar 2012
Alin Coen Band - Andere Hände
Manchmal finde ich auch in der Melancholie und Traurigkeit der Worte jene Schönheit, die mich mit Geborgenheit füllt. So ist es in diesem kurzem Lied, dessen Worte mich berühren.
Video:
Lyrik:
Ich reiche dich weiter,
weil ich selbst an mir scheiter,
wünsch dir ein besseres Leben
Ich kann's dir nicht geben.
Ich wollt es vermeiden
Ich musste mich so entscheiden
Deine Zukunft soll besser sein als meine
Es ist besser so denn ich habe keine
Ich hab's dir geschrieben
Ich werde dich immer lieben
Mir sind die Hände gebunden
Hab keinen Ausweg gefunden
Ich bitte dich mir zu verzeihen
Ich wünschte es könnte anders sein
Du kamst viel zu früh für mich
Ich geb' dich andere Hände
Was ich hab genügt nicht
Ich bin kraftlos,
Denn am Ende ist keiner da der uns trägt
Ich hab dich in ein besseres Leben gelegt.
Sonntag, 19. Februar 2012
Wortlos
Doch sind es gerade jene Wörter, welche unausgesprochen blieben, die nicht mehr zurückgenommen werden können.
AiRa - The Clown girl from Toyland by Sequence Theory Project
Video:
Lyrik:
Es passierte vor einigen Jahren, als ich noch ein kleines Kind war.
Ich trat und in diese Welt und fand sie in Ruinen, mir gelang kein einziger Atemzug.
Ich starrte in die Nacht zu den Sternen und fragte mich warum meine Augen tränten.
Der Regen war schwer und trug mir sämtliche Träume und Hoffnung hinfort.
All diese Feuer gaben mir nie die Kraft weiter zu streben.
Das Gesicht eines Kindes wird mit Blut einer Waffe bedeckt, die gerühmt wird.
Das gefälschte Wissen durchwuchert das Denken der Menschen und bemächtigt sich der Wahrheit.
Ich versuchte alles, um jene zu wecken, welche sich mit Wänden umgaben
und doch schliefen sie zu fest, mit ihren Köpfen auf den Gleisen.
Die Sonne suchte den Himmel nie wieder auf, zu dem ich mein Herz und ein Gebet schickte,
dass eines Tages die Menschenrechte rechtens werden und für alle gleich sein mögen.
Doch ist das alles mit dem Schnee verwirkt und ich weiß es nicht mehr, ich weiß nicht mehr weiter.
Ich wünschte, dass mir eine Sternschnuppe den Schmerz nimmt.
Ich schickte mein Herz zum Himmel im Tausch für all die Wolken in meinem Kopf.
Mittwoch, 15. Februar 2012
Sonntag, 12. Februar 2012
Unsere Wirklichkeit
Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.
Salvador Dalí
Die wahre Bestimmung
Es ist höchste Zeit, daß der Mensch endlich seinen Wert erkenne. In der Tat, was soll das, ist er denn irgendein ungesetzlich geborenes Wesen? Geziemt es ihm, sich zu verstecken und nach allen Seiten umzusehen? Nein, ich will meinen Kopf kühn und gehoben tragen. Das Leben ist mir nicht deshalb gegeben, damit ich es zur Schau trage, sondern, damit ich es lebe. Ich bin mir der Pflicht bewußt, daß ich die Wahrheit zu reden habe, die volle Wahrheit auf allen Wegen. Nicht um die Meinung, die die Leute über mich haben, habe ich mich zu kümmern, sondern um meine wahre Bestimmung.
Ralph Waldo Emerson
Freitag, 10. Februar 2012
Gesellschaftsspiel
Manchmal fühle ich mich wie jemand, der sein ganzes Leben lang die Gebrauchsanweisung für ein Gesellschaftsspiel gelernt hat, welches er gezwungen ist zu spielen und die einzige Freiheit die er dabei hat, ist die Gestaltung seiner kleinen Spielfigur.
Donnerstag, 9. Februar 2012
Horizont
So viele Menschen leben unter unglücklichen Umständen und übernehmen dennoch nicht die Initiative ihre Situation zu ändern, weil sie sich einem Leben der Sicherheit, Bequemlichkeit und Konformität unterworfen haben, die alle Seelenfrieden versprechen. Aber in Wirklichkeit ist hinsichtlich der Abenteuerlust nichts gefährlicher als eine sichere Zukunft. Der grundlegende Kern eines Geistes ist seine Leidenschaft für das Abenteuer. Die Freude am Leben kommt von den Begegnungen mit neuen Erfahrungen und damit gibt es keine größere Freude als einen immerzu wechselnden Horizont zu besitzen, der jeden Tag eine neue und andere Sonne verspricht.
Christopher McCandless
Mittwoch, 8. Februar 2012
Die Liebenden
Sie neigte sich ihm entgegen, ihre verlangenden Lippen näherten sich den seinen, schweigend begrüßten sie einander im ersten Kuß. Langsam schloß er seine Hand um ihren Nacken, ihre Hände spielten miteinander.
[...]
Leise zog er ihr den weißen Pelz vom Halse und schmeichelte ihr die Kleider vom Leibe. Mochte draußen der dünne Sichelmon vollends hinter die Bäume hinabschwimmen, die Liebenden wußten nichts davon. Ihnen blühte das Paradies, zueinander gezogen und ineinander verschlungen verloren sie sich in seine duftende Nacht, sahen seine weißen Blumengeheimnisse dämmern, pflückten mit zärtlichen und dankbaren Händen seine ersehnten Früchte. Noch nie hatte der Spielmann auf einer solchen Laute gespielt, noch nie hatte die Laute unter so starken und kundigen Fingern geklungen.
[...]
Gleich darauf, während sie mit geschlossenen Augen bebend lag, erhob er sich leise und schlüpfte in seine Kleider. Schweigend blieb sie liegen, bis er angekleidet war. Nun schlug er sachte die Decke über sie und küßte ihre Augen.
[...]
[...]
Gegen Mitternacht stand er auf dem Fischmarkt und sah am Hause empor. Es war spät, niemand mehr würde wach sein, wahrscheinlich würde er die Nacht draußen bleiben müssen. Zu seinem Erstaunen fand er die Haustür offen. Leise schlich er hinein und schloß hinter sich das Tor. Der Weg zu seiner Kammer führte durch die Küche. Dort war Licht. Bei einem winzigen Öllämpchen saß Marie am Küchentisch. Eben war sie eingenickt, nachdem sie zwei, drei Stunden gewartet hatte. Sie erschrak und sprang auf, als er eintraf.
"Oh", sagte er, "Marie, bist denn du noch auf?"
"Ich bin auf", sagte sie. "Sonst hättest du das Haus verlassen gefunden."
"Es tut mir leid, Marie, daß du gewartet hast. Es ist so spät geworden. Sei mir nicht böse."
"Ich bin dir nie böse, Goldmund. Ich bin nur ein wenig traurig."
"Traurig sollst du nicht sein. Warum denn traurig?"
"Ach, Goldmund, ich möchte wohl, dass ich gesund und schön und stark wäre. Dann müßtest du nicht in der Nacht in fremde Häuser gehen und andere Frauen liebhaben. Dann würdest du wohl auch einmal bei mir bleiben und mit mir ein wenig lieb sein."
Hermann Hesse - Narziß und Goldmund
Mumford & Sons - The Enemy (for Wuthering Heights)
Ein wie ich finde, schönes kurzes Stück Kunst, mir ästhetischen Bildern.
Video:
Lyrik:
Gib mir schweigend Hoffnung
Es ist einfacher, es ist liebenswürdiger
Sprich nicht von dem Leiden des Herzens
Es quält meine Seele, es quält sie
Und begrabe mich neben Dir
Mir fehlt die Hoffnung in der Einsamkeit
Und die Welt wird dem
Erdreich nach unten folgen
Aber ich kam und ich war nichts
Zeit wird uns nichts geben
Also warum hast Du Dich bei mir angelehnt,
wenn Du wusstest, dass ich fallen würde?
Sommertagstraum & Sommernachtstraum
Der laue Sommerwind wandert mit verspielten Fingerspitzen über jene sonnengetränkte Felder, die sich bis zum Horizont spannen. Die Luft ist gefüllt mit dem Gesang der Vögel und Grasbewohner. Ein idyllischer Pfad durchstreift die Landschaft und begegnet auf seinem Weg einer korpulenten Eiche, deren saftiges Blattwerk geborgene Schatten wirft. Dort liegen wir und betrachten wie eine Herde von Wolken über den blauen Himmel entlang treibt, während unsere Füße in das Meer der Grashalme taucht. Jenseits der Hektik ruhen wir vertraut nebeneinander und genießen die Stille der Worte. Für einen Augenschlag überkommt uns die Leichtigkeit des Seins und das Gefühl, wie einfach und klar das Leben doch ist, fernab der zahllosen Nichtigkeiten. So verweilen wir an diesen wundersamen Ort der kleinen Schätze, bis die Nacht dem Tag seiner Lichtstrahlen beraubt.
Sommernachtstraum |
Der Morgen vertreibt die Nacht mit den ersten Sonnenstrahlen, die sich unbekümmert durch das Fenster drängen und die Dunkelheit aus dem Zimmer verwischen. Auf dem Bettlaken schlummern ein Paar zerknitterte Fußsohlen. Eine Dame liegt neben mir und betrachtet mich beim Schlafen. Einige Augenblicke vergehen, bis sie mit einem Lächeln zu mir unter die Decke schlüpft und mich mit nackter Vertrautheit bedeckt. Ihre Nasenspitze tanzt über meine Sommersprossen, während ihre Haare in mein Gesicht fallen und ihr warmer Atem meine Haut zu einer Gänsehaut verführt. Mit ihrer Zunge benetzt sie ihre trockenen Lippen und verziert meine Augenlider und schließlich mein Ohr mit sanften Küssen. Ihre Hand streicht über meine Stirn, während sie mir ins Ohr haucht und mich aus dem Traum führt. Meine Augen öffnen sich und sie ist fort.
Gesundheit!
Wenn auf den Straßen der Nebel kocht und auf den Dächern der Wind brennt. Wenn in den Gärten die Nässe qualmt und in den Flüssen der Frost glüht, stiehlst du inmitten verhängnisvoller Träume mir das Herz aus meiner Brust. Du sitzt mir gegenüber und schlürfst leise deinen Tee. Über die Lande streicht dein Blick und die müden Augen lachen. Wie lieblich du nun weilst, ist mit keinem Wort zu fassen. Doch mit einem Mal steht Panik in deinem Blick. Mit Angst erfüllen sich die Augen vor Furcht verzerrst du dein Gesicht. Ich spüre, du willst fliehen und suchst vergeblich einen Weg. Doch schließt zitternd deine Lider und lässt geschehen was geschehen soll. Deine Nase bricht nun nieder, deine Haut bewegt sich fort. Dein Gesicht zerfällt zu Staub und verschwunden alle Formen. Die Knochen schwer verschoben, die Muskeln fallen tief. Dein Mund liegt nunmehr quer und aus den Lippen fließt die Farbe und entsetzt muss ich mit ansehen wie man dir die Schönheit raubt. Doch mit einem Mal spult der Film wieder zurück. Aus der tiefe speien Knochen und aus den Schluchten schießt das Fleisch. Dein edel blasser Teint strahlt in den Adel alter Frische. Die Proportionen wandern, die Muskeln modellieren. Und nach nur wenigen Sekunden ein Gesicht wie ausgestellt, sitzt mir gegenüber die schönste Frau der Welt. Du sitzt mir gegenüber und öffnest deine Lider. Reibst erschöpft dir deine Nase und schlürfst lautlos deinen Tee. Ich falle kraftlos nieder, kann deine Schönheit nicht ertragen und schaffe lediglich Gesundheit noch zu sagen.
Phil Lorentz
Das Leben
Das Leben wird nicht gelenkt von Willen oder Absicht. Das Leben ist eine Frage der Nerven und Muskeln und der langsam aufgebauten Zellen, in denen sich das Denken verbirgt und die Leidenschaft träumt. Sie mögen sich sicher wähnen und für stark halten. Aber ein zufälliger Farbton in einem Zimmer oder am Morgenhimmel, ein bestimmter Duft, den Sie einst geliebt haben und der zarte Erinnerungen in sich birgt, eine Zeile aus einem vergessenen Gedicht, auf die Sie unverhofft stoßen, eine Kadenz aus einem Musikstück, das Sie lange nicht mehr gespielt haben - glauben Sie mir, Dorian, daß von solchen Dingen unser Leben abhängt.
Lord Henry - Das Bildnis des Dorian Gray
Kinderaugen
Die Welt mit Kinderaugen zu sehen bedeutet nicht, sich der Verantwortung und den Konsequenzen einer erwachsenen Welt zu entziehen, sondern sie in jenen schillernden Farben zu bestaunen, als sie noch nicht mit Worten zu erklären war.
Träume
Als ich dreizehn war, lernte ich das vollkommene Mädchen kennen. Sie war fast so groß wie ich, hatte maisblondes Haar und gewitterfarbene Augen. Sie hieß Sondra. Sie roch nach frisch gemähtem Gras und Rasensprenger - und ich rückte ihr unwillkürlich so nah ich konnte, wenn sich die Gelegenheit bot, nur um tief einzuatmen.
Ich stellte mir in Sondras Gegenwart Dinge vor, die mir vorher nie in den Sinn gekommen waren: Wie man die Geduld aufbringen könnte, alle Sterne zu zählen. Ob es körperlich weh tat, alt zu werden. Und ich dachte über das Küssen nach: Ob ihre Lippen den Abdruck meiner Lippen bewahren würden. Ich sprach nicht mit ihr, weil das alles so viel größer war als Worte.
Ich ging gerade neben Sondra her, als sie sich plötzlich in ein Kaninchen verwandelte und davonhoppelte, unter der Hecke vor unserem Haus verschwand.
Als ich am nächsten Morgen aus meinem Traum erwachte, spielte es keine Rolle, daß das Mädchen gar nicht existiert hatte, daß ich nicht bei Bewußtsein war, als mein Geist sie heraufbeschworen hatte. Ich merkte, daß ich weinte, als ich die Milch aus dem Kühlschrank nahm. Ich schleppte mich von einer Minute zur nächsten. Ich saß stundenlang auf dem Rasen und hielt nach einem Kaninchen Ausschau.
Manchmal wissen wir nicht, daß wir träumen, wir begreifen nicht mal, daß wir schlafen.
Unbekannt
Materialismus
Ein Mensch jedoch, der nicht völlig entfremdet ist, der noch immer empfindsam geblieben ist und noch fühlen kann, der noch nicht den Sinn für Würde verloren hat, der noch nicht käuflich ist, der am Leiden anderer selbst noch zu leiden vermag, der noch nicht vollständig in der Existenzweise des Habens lebt, kurzum jemand, der noch Person geblieben und nicht zum Ding geworden ist, ein solcher Mensch kann nicht anders, als sich in der heutigen Gesellschaft einsam, ohnmächtig und isoliert zu erleben.
Der angepasste Mensch: Die große Mehrzahl der Menschen innerhalb unserer Kultur sind gut angepasst, weil sie den Kampf um die Unabhängigkeit früher und gründlicher aufgegeben haben als die Neurotiker. Sie haben sich dem Urteil der Mehrheit so vollkommen unterworfen, dass ihnen der scharfe Schmerz des Konflikts, durch den der Neurotiker hindurchgeht, erspart worden ist.
Erich Fromm
Freihändig
"Deine Hand lasse ich nicht mehr los, Falla", versprach er, doch sobald er realisierte, wie viel Leid er ihr durch sein bloßes Sein zufügte, ließ er sie wortlos davonflattern, von Blume zu Blume. In Hände, die Schmetterlingen keine Flügel brechen.
Unbekannt
Dienstag, 7. Februar 2012
Freitag, 3. Februar 2012
Tragik dieser Zeit
Das Tragische an dieser Zeit ist, dass viele sich nicht kritisch damit auseinander setzen, wie diese Welt funktioniert, sondern vielmehr damit, wie sie in ihr funktionieren können.
Der Außenseiter
Kasebian - Underdog
Video:
Lyrik:
Töte mich, wenn du es wagst
Halte meinen Kopf überall hoch
Ich bleibe auf genau diesem Zug
Ich bin der Verlierer
Lebe mein Leben in einem Wiegenlied
Ich bleibe dabei, mit diesem Zug zu fahren
Liebe im Farbfilm, auf Mauern gesprüht
Nun, ich habe den Bürgersteig zertrümmert
Bis dort nichts mehr ist
Ich habe meinen Mantel und einen Dolch
In einer Streiterei in der Bar
Sehe ich , wie die Einwohner einen Kämpfer lieben
Sie lieben es, wenn der Gewinner fällt
Es fühlt sich an, als wäre ich gefangen in diesem Moment
Ich verliere immer, um zu gewinnen
Ich kann nicht loskommen von diesem Moment
Es scheint so, als wäre es Zeit für einen Neuanfang
Es spielt keine Rolle
Ich werde nicht tun, was du sagst
Du hast das Geld und die Kraft
Ich werde deinen Weg nicht gehen
Und ich kann nichts für die Leute nehmen
Sie spielen keine Rolle
Und ich werde im Schatten warten
Bis zu dem Tag, an dem du fällst
[...]
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht
„Um der Wahrheit die Ehre zu geben“, setzte er vorsichtig an, „habe ich nicht allzu gern Besuch. Besuch konfrontiert mich zu sehr mit der Beschränktheit meiner eigenen Existenz. Verstehen sie mich nicht falsch, ich fühle mich ausgesprochen wohl in meiner Haut, aber hat sich Besuch angekündigt, beginnen Zweifel an mir zu nagen. Dann kommt mir meine Wohnung zu klein und zu unordentlich vor, mein Geschmack betreffend Kunst und Essen zu primitiv, mein Dasein im Ganzen grotesk. Plötzlich scheint alles auf dem Spiel zu stehen für eine flüchtige Begegnung.“
Jakob Hein – Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht
Der Joker
Die Brutalität der Wahrheit ist manchmal von makelloser Schönheit. Bewundernswert. Normalerweise laufen wir herum und glauben an das, was wir sagen. "Mir geht's gut" sagen wir. "Ich fühle mich wohl." Aber manchmal kehrt die Wahrheit ein und man wird sie nicht mehr los. Und das ist der Moment, in dem man merkt, dass die Wahrheit nicht einmal eine Antwort ist. Sie ist eine Frage. Selbst jetzt frage ich mich, wie viel von meinem Leben ich mir einrede.
Markus Zusak – Der Joker
Aus Sternstunden der Bedeutungslosigkeit
Ihre Tasse stand neben meiner auf dem Bett, sie war noch voll. Ich steckte den Finger hinein, um zu schauen, ob ihr Kaffee noch warm war. Tatsächlich. Das machte mich fertig. Diese Wärme war ihre Wärme, sie hatte den Kaffee gemacht, die Wärme des Kaffees war gleichsam die Wärme ihres Körpers, die jetzt langsam wich und in der Kälte des Todes unserer Liebe enden würde. Ich konnte nicht ertragen, dass der Kaffee sich weiter abkühlte. Ich ging in die Küche, holte ein Teestövchen, zündete ein Teelicht an und stellte die Tasse drauf. Ich fühlte mich besser. Aber das Wasser im Kaffee würde verdunsten, verschwinden, wie sie es getan hatte. Ich holte etwas Frischhaltefolie, spannte sie über den Kaffee und konnte nun beruhigt zurücksinken. Solange dieser Kaffee warm blieb, war die Sache nicht gestorben, lief unser Ding irgendwie weiter, war dieser Moment festgehalten, gab es einen Weg zurück. So fühlte ich. Ich habe mir eine Warmhalteplatte gekauft, und nach einigen Monaten habe ich den Kaffee in ein Einweckglas umgefüllt, weil die Frischhaltefolie immer so zerbeulte, aber nun steht er da, ewig warm, wie ein olympisches Feuer der Liebe. Ich kümmere mich um ihn, entstaube das Glas, bewege ihn manchmal ein wenig, damit er nicht absetzt. Andere Leute haben Haustiere, ich habe meinen Kaffee.
Rocko Schamoni - Aus Sternstunden der Bedeutungslosigkeit
Die Eleganz des Igels
Als ich heute Abend daran denke, mit einem Herz und einem Magen aus Pudding, sage ich mir, dass das Leben letztlich vielleicht das ist eine Menge Verzweiflung, aber auch ein paar Momente der Schönheit, in denen die Zeit nicht mehr die gleiche ist. Es war, als hätten die Noten einen Spalt geöffnet, eine Art Unterbrechung, ein Anderswo im Hier, ein immer im Nie.
Ja, genau, ein Immer im Nie.
Keine Angst, Renée, ich werde nicht Selbstmord begehen und ich werde gar nichts anzünden.Denn für Sie werde ich künftig das Immer im Nie verfolgen.
Die Schönheit in dieser Welt.
Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels
Ein Grund, warum die Welt so verhunzt ist.
Von der Kunst, das Leben zu lieben
Bei dem, was wir gewöhnlich Freunde und Freundschaft nennen, handelt es sich allenfalls um nähere Bekanntschaften, die bei gewissen Anlässen oder um irgendeines Vorteils willen geknüpft wurden und uns nur insoweit verbinden. Bei der Freundschaft hingegen, von der ich spreche, verschmelzen zwei Seelen und gehen derart ineinander auf, dass sie sogar die Naht nicht mehr finden, die sie einte. Wenn man in mich dringt zu sagen, warum ich Étienne de la Boétie liebte, fühle ich, dass nur eine Antwort dies ausdrücken kann: "Weil er er war, weil ich ich war."
Michel de Montaigne - Von der Kunst, das Leben zu lieben
Charles Bukowski - Gedichte
Schon mal gelebt?
Es kommt die Zeit wo man tiefer
in sich reingehen muss
und es kommt die Zeit
wo es sich unschuldiger und leichter stirbt
wie bei nem Bomenangriff
auf Santa Monica,
und ich erinnere mich noch
wie ich da mal am Strand lag,
20 Jahre alt,
und Faulkner las
weil der Name so gut klang
und plötzlich so ein komisches
Gefühl hatte
als wäre ich nicht mehr
ich selbst;
ich klappte das Buch zu
und das Meer
ödete mich an
und der Himmel
blau blau blau
mit weißen Flecken
alles drehte sich
ich saß in der Falle
wollte raus
aber ich wußte
ich war geliefert
wie die Sandflöhe
nach denen ich schlug,
und Mr. Faulkner
lag auf der Seite
unsterblich
und kriegte einen
Sonnenbrand
zusammen mit
meinen Zehen
und alles kam ins Rutschen
und stimmte irgendwie
nicht mehr.
Charles Bukowski - Auszug aus Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang
Vogelstimmen
Die Zeit ist mit einer Geschwindigkeit unterwegs, dir mir nicht behagt. Ich habe um Entschleunigung gebeten, schon so oft, um die Möglichkeit zur Rückkehr zum Denken. Um mich herum scheint sich alles rasant zu entwickeln, fix aufzublühen und kurze Zeit später zu verwelken, während ich ewig gleich dumm herumvegetiere und min Leben beobachte wie Regentropfen an Fensterscheiben. Dieses Gleichdummbleiben kommt mir vor wie Stagnation, als ob die Grenzen jeder meiner menschlichen Möglichkeiten bereits erreicht wären und irgendwo schon „Game over“ stünde, wo ich nicht richtig hingeguckt habe, weil ich einfach zu müde bin. Die Tage grau, die Nächte schwarz, die Zwischentöne zu unsichtbar.
Sein eigenes Leben angucken zu müssen, während es sekundenschnell auf eine glatte Glasplatte tropft, rum perlt, runter fließt und irgendwann tröpfelnd verschwindet, sich aus dem eigenen Blickfeld stiehlt, das ist eine Tatsächlichkeit, die ich kaum begreifen kann. Ich fühle mich dann wie ein Autist, der seine Ordnung im Leben verloren hat, der dringend eine Struktur benötigt, die die Umstände des Lebens für ihn einschätzbar und nachvollziehbar macht. Aber da das Leben mit dieser hirnrissigen und herzzerreißenden Geschwindigkeit unterwegs ist und es einfach unmgölich ist, alles mit überantworteten Informationen zu verbreiten, fühle ich mich ein tief greifend enzwicklungsgestörtes, stereotyp agierendes Geschöpf, dass zu Überempfindlichkeit neigt. Diese Überempfindlichkeiten bewirken, dass ich sehr häufig unter den Anforderungen des Lebens einfach zusammenbreche, wie ein marodes Gebäude einstürze, meine Existenz unter mir begraben. Aber mein Zusammenbrechen bekommt niemand mit, das findet nur in mir statt, auf ganz innigem Niveau, ohne Auswirkung. Mag das Niveau der mir zugemuteten Gefühle noch so niedrig oder durch vielfache Wiederholung bekannt sein, immer ist was dabei, was mich hindert, ganz bei mir zu sein, mich selbst zu steuern, meine Bewegungen oder Gedanken dem Umfeld anzupassen.
Dirk Bernemann - Vogelstimmen
Trisomie
Diese Stadt beinhaltet viele leere Körper mit ansonsten schweren Herzen, die alle Geschichten mit sich rumschleppen, die zu schleppen sie ermüden. Und sie taumeln durch unsere Städte und Leben und sitzen in den Cafés und tanzen in Clubs und denken sich, dass es zu spät ist, jetzt noch eine Richtungsänderung vorzunehmen, denn die leeren Körper mit schweren Herzen sind so schwer manövrierbar. Wie lächerliche Untote aus drittklassigen Zombiefilmen, so sieht man sich ihr Leben gestalten, immer wieder mit dem Willen, dass man den Tod in den Visagen nicht erkennen soll. Und so wird überkosmetikt, was die Realität schreien will, da werden Schreiende einfach erstickt oder als Kunst oder als Irrsinn hingestellt, obwohl sie, die Schreienden, es so ernst meinen, dass es weh tut. Ihnen und anderen. Und es tut weh, weil es wirklich wahr ist.
Dirk Bernemann - Trisomie so ich Dir!
Donnerstag, 2. Februar 2012
Mittwoch, 1. Februar 2012
Frau Himmelblau bittet zum Tanz
Wach auf, der Winter ist vorbei
und viel länger willst du nicht
dieses Gift in dir tragen,
und selbst der Himmel atmet auf
und bricht über dir das Licht,
in leuchtenden Farben.
Und es scheint fast so,
als ob etwas in dir wirkt,
das deinen Pulsschlag erhöht,
dich im Herzen trifft
wie ein Gegengift.
Lass es zu und tanz'.
Gisbert Zu Knyphausen - Frau Himmelblau bittet zum Tanz
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