Mittwoch, 8. Februar 2012

Träume

Als ich dreizehn war, lernte ich das vollkommene Mädchen kennen. Sie war fast so groß wie ich, hatte maisblondes Haar und gewitterfarbene Augen. Sie hieß Sondra. Sie roch nach frisch gemähtem Gras und Rasensprenger - und ich rückte ihr unwillkürlich so nah ich konnte, wenn sich die Gelegenheit bot, nur um tief einzuatmen.

Ich stellte mir in Sondras Gegenwart Dinge vor, die mir vorher nie in den Sinn gekommen waren: Wie man die Geduld aufbringen könnte, alle Sterne zu zählen. Ob es körperlich weh tat, alt zu werden. Und ich dachte über das Küssen nach: Ob ihre Lippen den Abdruck meiner Lippen bewahren würden. Ich sprach nicht mit ihr, weil das alles so viel größer war als Worte.

Ich ging gerade neben Sondra her, als sie sich plötzlich in ein Kaninchen verwandelte und davonhoppelte, unter der Hecke vor unserem Haus verschwand.


Als ich am nächsten Morgen aus meinem Traum erwachte, spielte es keine Rolle, daß das Mädchen gar nicht existiert hatte, daß ich nicht bei Bewußtsein war, als mein Geist sie heraufbeschworen hatte. Ich merkte, daß ich weinte, als ich die Milch aus dem Kühlschrank nahm. Ich schleppte mich von einer Minute zur nächsten. Ich saß stundenlang auf dem Rasen und hielt nach einem Kaninchen Ausschau.

Manchmal wissen wir nicht, daß wir träumen, wir begreifen nicht mal, daß wir schlafen.


Unbekannt

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