Die Zeit ist mit einer Geschwindigkeit unterwegs, dir mir nicht behagt. Ich habe um Entschleunigung gebeten, schon so oft, um die Möglichkeit zur Rückkehr zum Denken. Um mich herum scheint sich alles rasant zu entwickeln, fix aufzublühen und kurze Zeit später zu verwelken, während ich ewig gleich dumm herumvegetiere und min Leben beobachte wie Regentropfen an Fensterscheiben. Dieses Gleichdummbleiben kommt mir vor wie Stagnation, als ob die Grenzen jeder meiner menschlichen Möglichkeiten bereits erreicht wären und irgendwo schon „Game over“ stünde, wo ich nicht richtig hingeguckt habe, weil ich einfach zu müde bin. Die Tage grau, die Nächte schwarz, die Zwischentöne zu unsichtbar.
Sein eigenes Leben angucken zu müssen, während es sekundenschnell auf eine glatte Glasplatte tropft, rum perlt, runter fließt und irgendwann tröpfelnd verschwindet, sich aus dem eigenen Blickfeld stiehlt, das ist eine Tatsächlichkeit, die ich kaum begreifen kann. Ich fühle mich dann wie ein Autist, der seine Ordnung im Leben verloren hat, der dringend eine Struktur benötigt, die die Umstände des Lebens für ihn einschätzbar und nachvollziehbar macht. Aber da das Leben mit dieser hirnrissigen und herzzerreißenden Geschwindigkeit unterwegs ist und es einfach unmgölich ist, alles mit überantworteten Informationen zu verbreiten, fühle ich mich ein tief greifend enzwicklungsgestörtes, stereotyp agierendes Geschöpf, dass zu Überempfindlichkeit neigt. Diese Überempfindlichkeiten bewirken, dass ich sehr häufig unter den Anforderungen des Lebens einfach zusammenbreche, wie ein marodes Gebäude einstürze, meine Existenz unter mir begraben. Aber mein Zusammenbrechen bekommt niemand mit, das findet nur in mir statt, auf ganz innigem Niveau, ohne Auswirkung. Mag das Niveau der mir zugemuteten Gefühle noch so niedrig oder durch vielfache Wiederholung bekannt sein, immer ist was dabei, was mich hindert, ganz bei mir zu sein, mich selbst zu steuern, meine Bewegungen oder Gedanken dem Umfeld anzupassen.
Dirk Bernemann - Vogelstimmen
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