Freitag, 3. Februar 2012

Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht

„Um der Wahrheit die Ehre zu geben“, setzte er vorsichtig an, „habe ich nicht allzu gern Besuch. Besuch konfrontiert mich zu sehr mit der Beschränktheit meiner eigenen Existenz. Verstehen sie mich nicht falsch, ich fühle mich ausgesprochen wohl in meiner Haut, aber hat sich Besuch angekündigt, beginnen Zweifel an mir zu nagen. Dann kommt mir meine Wohnung zu klein und zu unordentlich vor, mein Geschmack betreffend Kunst und Essen zu primitiv, mein Dasein im Ganzen grotesk. Plötzlich scheint alles auf dem Spiel zu stehen für eine flüchtige Begegnung.“

Jakob Hein – Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht

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