Sonntag, 30. September 2012

Lykke Li - Until we bleed






Die Bilder schnippte ich aus dem Video und habe daher keinsterlei Anspruch auf deren Urheberrecht.

Dienstag, 25. September 2012

Montag, 24. September 2012

Tageskalenderlaune

Als ich mich heute mental darauf vorbereitete, nach draußen zu gehen und mich damit in eine Umwelt zu begeben, die von Zeitgenossen bevölkert wird, welche mit Überschriften niederer Tageszeitungen vollgepumpt sind und gleichzeitig vor Statusupdates virtueller Netzwerke überquellen, entschloss ich mich schließlich nach einer Portion musikalischer Geborgenheit die Tür zur postapokalyptischen Konsumwelt zu öffnen. Doch verharrte ich auf einmal an Ort und Stelle, wie ein Informatikstudent beim Erblicken einer Frau. Es war es nicht der Anblick eines üppig ausgestatteten, brasilianischen Topmodels mit dem Geruch von Kokain im Atem, sondern vielmehr die Gewissheit, dass ich meinen Schlüssel verlegt hatte. Die Gewissheit, nicht mehr in die Wohnung zu kommen, reichte aus, wie ein konservatives Gnu durch die Zimmer zu springen. Auf der Suche nach dem Schlüssel fand ich unter der Couch allerlei Süßigkeiten aus der Zeit der Renaissance, den ehemaligen Vermieter, ein paar exotische Organismen, die auf einer Pizza ein hervorragendes Biotop zur Fortpflanzung gefunden hatten aber der vermaledeite Türöffner blieb verschwunden. Also tat ich das, was die von der Weisheit gesegneten Pfarrer machen, wenn sich gerade kein jungfräulicher Ministrant auf dem Altar räkelt, nämlich den eigenen Geist besinnen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es dauerte daher auch nicht lange, ehe ich beherzt auf meine Brust fasste und das Objekt meiner Begierde am neumodischen Schlüsselband ertasten konnte.
Ehe ich also die Reise nach draußen antreten konnte, musste ich zuerst nach dem Schlüssel drinnen suchen, den ich die ganze Zeit bei mir trug.

Und ja, das ist eine ungewaschene Metapher.

Sonntag, 23. September 2012

Jahreszeiten


Heiß brennt der Faden der Glühbirne und flutet die Enge des Korridors mit grellem Licht. An der Wand steht eine von Einkerbungen überzogene Kommode, deren Farbe abperlt und sämtliche Schubladengriffe abhandengekommen sind. In der Ecke hängt eine Jacke über einem Kleiderständer, der mit Rissen übersät schief an der Wand lehnt. In seinem Schatten verweilt ein Farbeimer, auf dem ausgefranste Pinsel liegen und unter denen längst vertrocknete Farbreste den Boden überziehen. Aus der Küche dringt das leise und stetige Ticken einer Uhr.
Knarzend öffnet sich die Wohnzimmertür, durch die ein Mann in den Korridor trottet und seine Fingerspitzen über die raue Fasertapete entlanggleiten lässt, ehe er vor der Kommode stehen bleibt.
»Oh Gott, was ist das denn?« fragt er und richtet seinen Blick zu einer Frau in einem schwarz-weiß gepunkteten Kleid, die sich an den Türrahmen des Wohnzimmers lehnt.
»Ne Kommode, ne ganz normale Kommode, vielleicht kennst Du so etwas. Da kann man, ganz innovativ, Dinge verstauen« erwidert sie mit einer belehrenden Handbewegung.
»So heruntergekommen, wie sie aussieht, war sie das vor vielen Jahren eventuell einmal« entgegnet er, wischt mit dem Zeigefinger über die Staubschicht und hält ihr die Ansammlung mit gespielter Empörung entgegen. 
»Ja, ich weiß, die Putzfrau kommt erst morgen« antwortet sie gleichgültig.
»Das hoffe ich. Vielleicht kann sie Dir dazu noch eine neue Kommode mitbringen. Ein Wunder, dass das Ding nicht auseinanderfällt.«
»Dein Lästermaul bleibt zu! Schließlich ist das gute Stück so alt wie ich und hat schon einiges mitgemacht.« 
»So alt also? Kommst Du denn mit der Rente über die Runden?« fragt er schmunzelnd, während sich dabei schelmische Falten um seine Augen zeichnen.
»Das sagt genau der Richtige« erwidert sie und schaut zu ihm, als sie mit dem Finger auf ihre Stirn zeigt.
Er streicht sich verlegen über seine Geheimratsecken und versucht vergeblich eine Schublade zum Öffnen zu bewegen.
»Ist da überhaupt noch etwas drinnen?« fragt er mit angestrengter Stimme.
»Die meisten Schubladen sind leer. In den anderen ist nur alter Krempel, der sich mit der Zeit angehäuft hat.«
»Alter Krempel? Da ist mit Sicherheit auch das ein oder andere Schmuckstück dabei.«
»Das glaub‘ ich eher nicht.«
»Egal, dennoch musst Du ihn mir irgendwann einmal zeigen.«
»Ja, irgendwann mal bestimmt.«
Ungeschickt wirft er ihr ein Lächeln entgegen, in dessen Erwiderung sich Fältchen um ihren Mund herum versammeln und die Staubkörner inmitten des warmen Scheins der Glühbirne vorbeischweben.
Sein Blick schweift zur Wand, an der zwei Notizzettel hängen, die mit einer Nadel befestigt sind. Er nimmt sie ab und betrachtet die Zeichnung darauf.
»Das ist die letzte Blume, die ich diesen Sommer sah« sagt sie nach einigen Augenblicken. »Sie war einfach da, zwischen all dem gemähten Gras, war sie einfach da und ich dachte mir, dass ich sie unbedingt mitnehmen muss.« Nur kurz lässt sie ihn aus den Augen, als sie zu den Blättern an der Wand schaut. »Zum Glück hatte ich einen Bleistift und einen von der Arbeit geklauten Notizblock mit dabei und konnte sie wegbringen. Deswegen ist sie jetzt hier.«
»Wunderschön« erwidert er und betrachtet sie mit dem gleichen Lächeln auf den Lippen, ehe er die Notizzettel wieder an die Wand heftet.
Als er sich zu dem Kleiderständer dreht und dort nur eine Jacke erspäht, fragt er mit seichter Unsicherheit in der Stimme: »Wo zur Hölle ist mein Mantel?«
»Er müsste noch drüben sein, warte ich bring‘ ihn Dir« sagt sie und geht zurück ins Wohnzimmer.
Er blickt erneut zu der mit Bleistift geformten Blume auf den Zetteln und folgt ihrer Kontur mit den Spitzen seiner Finger, bis sich die Nadel löst. Die vergilbten Blätter taumeln zu Boden und verschwinden zwischen den dicken Holzfüßen unter der Kommode. Er bückt sich und seine Hände tasten sich durch die Dunkelheit.
»Auch wenn Du drauf stehst Dich hinzuknien, lass mal. Das passt schon, die fallen immer runter. Das ist nicht so schlimm, ich weiß ja, wo sie sind und irgendwann werden sie wieder auftauchen. Spätestens, wenn die Putzfrau kommt« sagt sie und lehnt sich mit seinem Mantel erneut an den Türrahmen.
»Na gut« erwidert er und erhebt sich mit einem Seufzer.
Einige Augenblicke verstreichen, als er wortlos auf den Mantel starrt, ehe er ihn schließlich nimmt und die Knöpfe träge in die Knopflöcher zwängt.
»Oh Gott, was ist das denn?« fragt er abermals, als er sich abwendet und den Kleiderschrank beäugt.
»Ist jetzt jedes Möbelstück dran?« entgegnet sie.
»Ja schau ihn Dir doch einmal an. Wie kann das Ding überhaupt noch stehen? Ihm fehlen ja überall die Stützen. Ein Wunder, dass er die Jacke tragen kann.«
»Er wurde geleimt, und solange er noch hält, bleibt er halt hier, Punkt.«
»Eine Auffangstelle für ramponierte Möbel. Wie nobel Du doch bist.«
Als er über die mit Leim versiegelten Sprünge des Holzes fährt, löst sich ihre Jacke von der Halterung, fällt zu Boden und hinterlässt einen kahl gewordenen Kleiderständer.
»Klar mach nur! Das ist die Einzige, die ich habe. Warum spuckst und trittst Du nicht darauf herum oder suhlst Dich alternativ mit ihr im Schlamm?« plärrt sie ihm entgegen.
Er schaut kurz auf die Jacke und murmelt: »Das kann ihr nur zugutekommen«.
Empört reißt sie den Mund auf.
»Willst Du damit etwa sagen, dass meine einzige Jacke hässlich ist?«
»Nein, nein, dafür wäre ich viel zu höflich.«
»Basterd!« ruft sie ihm entgegen, was er mit einem Schmunzeln und Nicken zur Kenntnis nimmt.
Er klopft die Jacke ab, legt sie auf die Kommode und sagt zögerlich: »Ich gehe jetzt«, während sein Finger im Staub rührt.
Sie blickt zu ihm, lehnt ihren Kopf gegen den Türrahmen und öffnet leicht den Mund, ohne jedoch etwas zu erwidern. Als er sich zur Seite dreht, rinnen die Staubkörner durch seine Hände und rieseln zu Boden, genau wie sein Blick, der sich auf den weißen Fußabdruck neben den zahlreichen Farbflecken legt.
Schließlich öffnet er die Wohnungstür und die Leere mitsamt ihrer Kälte schwemmt ihm entgegen. Er presst einen Atemzug aus seiner Lunge, der in das dunkle Treppenhaus treibt und sich dort endgültig verflüchtigt. Fest umklammert er den Türknauf und starrt ins Leere, in dessen Schwärze die Konturen des Geländers stetig deutlicher werden.
»Weißt Du was?« fragt sie und durchbricht die Stille.
Er verharrt weiter an der Tür und antwortet: »Nicht viel aber sicherlich, wie man eine Verabschiedung in die Länge zieht«.
»Und ich weiß, wie man guten Tee macht. Wie es der Zufall so will, ist mir gerade eingefallen, dass ich im Chaos meiner Küche noch Blütentee habe. Wenn Du willst, können wir den trinken.«
Jetzt dreht er sich um und schaut sie an. In der Enge des Korridors, im grellen Licht der Glühbirne und der Dunkelheit des Treppenhauses dahinter, steht er da und schaut sie an.
Er räuspert sich und fragt: »Hast Du denn überhaupt Tassen dafür?«
Sie lächelt und erwidert: »Nicht alle aber einige sind noch in meinem Schrank.« Kurz runzelt sie die Stirn. »Und mit diesem schlechten Witz verabschiede ich mich in die Küche.«
Die Wohnungstür fällt ins Schloss. Er knöpft seinen Mantel auf und hängt ihre Jacke auf den Kleiderständer, der unter der Last wieder in Schräglage gerät und erst das Gleichgewicht wiedererlangt, als er seinen Mantel auf der anderen Seite der Halterung legt. Mit einem Schmunzeln betrachtet er das üppige Gewand, streicht über den Leim und den darunter eingeschlossenen Risse, ehe er um die Ecke in die Küche lugt.
»Oh Gott, was ist das denn für ein Schrank?«
»Es reicht!« entgegnet sie ihm.
Mit seiner Hand fährt er über die Kurven der Kommode und der aufgeplatzten Farbe. Er bückt sich und kramt nach einigen Handgriffen die Notizzettel der Sommerblume hervor und befestigt sie an der Wand.
Der Duft des Blütentees breitet sich mit dem heißen Dampf im Korridor aus.
»Das riecht aber wunderbar« sagt er, als er über seine Schulter schaut.
»Ich hab‘s schließlich auch gekocht« antwortet sie und geht an ihm vorbei.
Er bläst den Staub von der Kommode und wischt die restlichen Hinterlassenschaften von dem Holz, ehe er mit einem Knarzen die Tür zum Wohnzimmer hinter sich schließt.

Inspiriert durCh: Weheartit

Alt vs Jung


Routine

Gefunden auf: Anarchycamp

Donnerstag, 20. September 2012

Dummheit


Aber weißt du, diese Momente auf dem Rücksitz,
wenn sich die Palmen fast nicht mehr abzeichnen,
vor dem so tiefblauen Abendhimmel,
wenn unter Wimpernschlägen die Sicht verschwimmt, dann denkst du dir:
Wenn das alles nur Scheiß wäre, was wir da gebaut haben,
wenn all die Küsse und Umarmungen nicht zählten,
dieses verschwitzte Lächeln nicht echt wäre,
wenn das alles nur eine Dummheit war, ein paar Sünden am Wegesrand,
dann sage ich ja zur Dummheit, ja zum Leichtsinn,
denn nur diese Küsse zählten, nur dieses Lächeln war echt, nur dann und dort habe ich gelebt.

Airen - I am Airen Man

Montag, 17. September 2012

Glück

Das Seltenste was ich bei intelligenten Menschen kenne, ist die Glücklichkeit.

Ernest Hemingway

Sonntag, 16. September 2012

Drogen

Ihre Füße schlurfen über den grau überzogenen Beton der Fußgängerzone und hinterlassen auf ihrem Weg zerknitterte Regenpfützen. „Hey, pass auf!“ sagt ihr Begleiter. „Elsa!“ ruft er erneut und tippt sie an. Erst jetzt hebt sie ihren Blick. „Ja, was is‘n?“ fragt sie. „Verhalt' Dich unauffällig und schau nicht nach rechts!“ antwortet er eindringlich. Sie blickt nach rechts. „Wieso, was soll‘n dort sein?“ „Ein Penner auf 2 Uhr.“ nuschelt er, während er seinen Regenschirm zur Seite neigt und dabei angestrengt den Boden betrachtet. Erst jetzt erspäht sie den Obdachlosen, der vor dem Einkaufszentrum sitzt. Er trägt eine verlebte Mütze, aus der seine ungewaschenen Haare herausquellen. Unter seinen buschigen Augenbrauen verweilt ein trauriger Blick, der scheinbar ins Leere irrt, während sich zwischen dem wuchernden Bart das Fragment eines Lächelns verbirgt. Seine verdreckten Finger klammern sich an eine vom Regen durchtränkte Pappe, auf der mit schwarzer Farbe Ich will einfach nur meine Kindheit zurück geschrieben steht und dessen Worte mehrfach nachgezogen wurden. Er bemerkt nicht, wie Elsa für einige Augenblicke einfach nur dasteht und ihn anschaut, ehe sie aus ihrer Jacke einen Stift und ein Taschentuch hervorkramt. „Was machst Du denn da? Komm, dafür haben wir keine Zeit.“ ruft ihr Begleiter entnervt und geht mit einer abwinkenden Handbewegung weiter. Sie faltet das Taschentuch zusammen, steckt den Stift wieder in ihre Tasche und läuft zu dem Obdachlosen. „Hallo, mein Name ist Elsa.“ sagt sie und streckt ihm ihre Hand entgegen. Für einige Augenblicke blickt er zu ihr auf. Als sich die Verwirrung aus seinen Pupillen verflüchtigt hat, legt er die Pappe zur Seite und wischt mit der Hand über seine Jacke. „Das ist ein schöner Name.“ sagt er mit verlegener aber brummiger Stimme, während er ihre Hand schüttelt. Sie erwidert ihm mit einem Lächeln. Fest umschließt sie seine Hand, zieht an ihr und zwingt ihn zum Aufstehen. Nur kurz schaut sie zur Pappe auf dem Boden und streicht über seine immer noch verdreckte Hand. „Heute ist so ein schöner Tag und genau das wünsche ich mir für Dich.“ sagt sie und lässt den Obdachlosen mit einer verdutzten Miene und einem Taschentuch in der Hand zurück. Er schaut ihr hinterher, wie sie zu ihrem Begleiter eilt und dabei in jede Regenpfütze springt, die ihren Weg kreuzt. „Du hast dem Penner doch nicht wirklich noch Geld gegeben oder?“ fragt er entsetzt. „Ach quatsch, das hätte er eh nicht gewollt.“ erwidert sie. „Wieso?“ Ihr Blick wandert über die Schaufenster der Geschäfte und die Silhouetten, die an ihnen vorbeihasten. „Weil er aufgehört hat und schon lange darüber hinaus is‘. Er is‘ hier, weil er die Schnauze voll von dem ganzen Wahnsinn hat. Das hat er sich so ausgesucht. Für ihn sind die Fußgänger nichts anderes als Zombies, entstellte Außerirdische, die benommen ihm vorbeitrotten. Die Brücke, unter der er pennt, is‘ für ihn nichts weiter als eine Höhle, an der rastlose Schiffe vorbeirauschen. Sein Schlafsack is‘ sein undurchdringbarer Kokon und jeder Tag hält ein Abenteuer für ihn bereit. Er spürt den Regen auf seiner Haut und versteckt sich nicht vor ihm. Er will kein Mitleid oder bedrucktes Papier, sondern etwas anderes.“ Ihr Begleiter lässt die Augenbrauen in die Höhe schnellen. „Ein vollgekritzeltes Taschentuch?“ „Genau.“ antwortet sie ihm knapp. „Sag mal, bist Du auf Drogen?“ entgegnet er mit einem Kopfschütteln. Sie schaut zu dem Obdachlosen zurück, der ihr Taschentuch aufgefaltet hat und es aufmerksam betrachtet. „Ja, aber ich werde damit aufhören.“ sagt sie und springt mit einem Lächeln in eine Pfütze, aus der zahllose Regentropfen herausspringen.
Gefunden auf: Tumblr

Märchen

Gefunden auf: Tumblr


Samstag, 15. September 2012

Mario

Da mir momentan die Krätze an den Fingern klebt, probiere ich es mal mit kopierten Bildern, jedenfalls solange, bis mich die Muse wieder mit Zungenküssen penetriert.
 
Gefunden auf: 9gag

Arcade Fire - Neon Bible

Dieses Lied wurde mir erst vor einigen Tagen ans Trommelfell geworfen und wenn ich nicht schon bei der Idee, ein Lied in einem großräumigen Fahrstuhl aufzuführen schwach geworden wäre, dann sicherlich bei dem hingebungsvollen Blick der Dame mit dem Cello (falls dies eine Violine, Bratsche oder sogar nur Geige sein sollte, bitte ich dies zu entschuldigen, ich gehöre zu der Zunft, die beim Hören von Streichinstrumenten zwar einen ausgereiften Orgasmus bekommt, diese jedoch in größtmöglicher Inkompetenz nicht zu unterscheiden weiß), die jeden Ton zu betrauern scheint, der das Instrument, für den Moment unwiderruflich, verlassen muss. Die Idee, das sperrige Schlagzeug mit einer nicht lesenswerten Zeitschrift auszutauschen ist nicht weniger wunderbar.


Pearl Jam - Nothingman

Hier handelt es sich um ein Youtube-Video, bei dem das Video überhaupt nicht zum Lied passt aber handelt es sich für mich um jene Art von Musik, bei der das vollkommen irrelevant ist, weil sich in ihr Kunst verbirgt, die sich in jeder Note und jedem Akkord entfaltet. Damit hat sie auch kein epileptisches Rumgezappel von halbnackten Prostituierten oder Zirkusaffen nötig. Für mich ist das Musik, bei der ich mich beim Hören frage, wie es der Verfasser schaffen konnte, meine Melancholie einzufangen und diese in Form von Musiknoten aus dem Lautsprecher rinnen zu lassen. Steht man inmitten eines Konzerts und blickt in die Gesichter der Menschen um einen herum, könnte man erkennen, dass die Einsamkeit nicht mehr die unausweichliche Gewissheit besitzt. Man könnte in jedem Blick, jeder Umarmung und Träne des Anderen erkennen, dass man nicht alleine ist und sei es nur für den flüchtigen Moment einer Strophe.
 
 


Mittwoch, 12. September 2012

Over 9000

Selten, äußerst selten, sieht man mich mit aufgeknüpften Hemd vor einer Menschentraube stehen und mit übertriebenen Gesten erzählen, wie toll und ausgesprochen einzigartig der geile Dreckskerl vor ihnen doch eigentlich ist. Das wäre zwar für diese verkaufsgeile Zeit ungemein angemessen, doch wird es von mir, einem von baumwollmitarbeiterpenisgroßen Selbstzweifeln zerfressenen Zeitgenossen, als armselig und höchstgradig widerlich anerkannt. Von daher verwende ich stets die unauffälligsten Adjektive, wenn es zu der raren Situation kommt, in der ich mich vorstellen oder beschreiben soll.
Doch manchmal kommt eine Gelegenheit, in der einem das entmündigende Schicksal mit einem Schlag in die Visage dazu auffordert, seine Prinzipien wie das lästig gewordene Haustier auf dem Weg zum Urlaubsort über Bord zu werfen. Genauso geschah es gerade im Badezimmer, als ich mich der Pflege der Beißerchen widmete und sich ein Urknall in meinen Augen ausbreitete. In meinen glasig gewordenen Sehorganen breitete sich das ganze Universum mit all seinen Sternen pulsierend aus und ließ sie in den schönsten Farben aufleuchten, weil ich etwas so Putziges getan hatte, dass es die bisherigen astronomischen Ausmaße sprang, sodass selbst Stephen Hawkins aus seiner umgebauten Wissenschaftler-Rickshaw entsprungen wäre und den Michael Jackson Gedächtnis-Moonwalk aufgeführt hätte. Da sich das Karma gerade mit hochgezogener Augenbraue hinter mir aufbaut und ich merke, dass ich mich mit jeder fragwürdigen Pointe mehr der Hölle immer näher schreibe, konzentriere mich nun auf die Schilderung des Vorfalls selber.
Ich wollte also meine Zähne spülen und da ich meinen Zahnspülbecher in den heimischen Gefilden vergaß, musste ich meine Schnute an den Wasserhahn halten, um mir die von zahlreichen Herrenbesuchen bekannt vorkommende weiße klebrige Maße aus dem Mund zu spülen. Doch da das Wasser viel zu heiß war, beschloss ich reflexartig dieses zu ändern, indem ich mit der Naivität eines unterwürfigen russischen Staatsoberhaupts daran pustete. Zweimal gelang der kühle Atem ins Freie, ehe ich mich verdutzt im Spiegel betrachtete. In diesem Augenblick vereinigte sich meine Überraschung über meine ausgereifte Dummheit und meiner unbedarften Niedlichkeit zu einem harmonischen Element der Selbstliebe. Wenig später drehte ich einfach den Wasserhahnhebel nach Links und konnte so meinen Mund mit angenehmer Wassertemperatur ausspülen. Kurz darauf kicherte ich unwillkürlich und versicherte mir mit einigen zur Bewunderung gezogenen Duckfaces, dass ich abseits der demütigen Untertreibung doch ein richtig toller Typ bin.

Montag, 10. September 2012

Sonntag, 9. September 2012

Elliot Smit - Miss Misery

Vor einigen Jahren hörte ich zum ersten Mal das Album Figure 8 von Elliot Smith und war von seinen Werken beeindruckt. Seine Lieder waren in dieser endlos erscheinenden Melancholie getränkt, in die ich stundenlang tauchen konnte, ohne mich darin zu verlieren. Seine von der zurückhaltenden Eleganz berührten Texte wirkten auf mich unberührt und doch fein geschliffen. Es ist genau diese Kombination seiner Texte und Musik gewesen, weshalb ich mich beim Hören seiner Werke stets so traurig und geborgen zugleich fühlte. Elliot Smith hatte immerzu mit Alkohol, Drogen und Depressionen zu kämpfen und selbst die Musik vermochte es nicht, ihn im Leben zu halten, als er im Oktober 2003 tot aufgefunden wurde.

Dieses Video zeigt seinen Auftritt bei den Oscars, bei denen Miss Misery eine Nominierung als bestes Filmlied erhielt. Als sich bei dieser glamourösen Show der Vorhang öffnete und die grellen Scheinwerfer mitsamt der Augenpaare des Publikums auf die Bühne richteten, trat Elliot mit seiner Gitarre fast schüchtern ans Mikrofon. Er wirkt auf mich fehl am Platz, denn steht da niemand, der eine glitzernde Show abzieht oder hinter dem barbusige Stripperinnen lasziv ihre sekundären Geschlechtsmerkmale an der Kamera reiben. Da steht ein Künstler, der mit der Schlichtheit seiner Worte etwas teilen wollte, das ihm gehörte und nur über die Musik heraus gelangen konnte. Das Lied selber handelt um die Zerbrechlichkeit eines einsamen Mannes. Genauso wirkt er auf dieser Bühne, einsam und zerbrechlich.

Den Oscar für das beste Filmlied erhielt schließlich Celine Dion mit ihrem My Heart will go on.



Genau das war es: surreal. Ich genieße es auf der Bühne zu stehen, genauso wie ich das Schreiben von Liedern genieße. Aber die Oscars waren eine sehr seltsame Show, in der ich nur ein Lied vortragen durfte, das ich auf 2 Minuten kürzen musste und das Publikum kam nicht, um mich spielen zu hören. Ich würde in so einer Welt nicht leben wollen aber es machte Spaß, nur für nur einen Tag dort auf dem Mond spaziert zu sein.

Samstag, 8. September 2012

Träume

Diesmal im Original gelassen, weil das letzte Panel selbst mir, Gottheit über Gimp, das selbstgefällige Grinsen der Übersetzung aus dem Gesicht treibt.

Peinliche Reinlichkeiten


Als die Neurotransmitter vor euphorischer Überschwänglichkeit die Informationen dieses Bildes an das dafür zuständige Gehirn übertrugen, stellte sich dieses zurecht erneut die Frage, warum dieser festgehaltene Augenblick sich auf diesem virtuellen Ort tummelt. Möchte der Kamerainhaber subtil Werbung für Anti-Age-Creme für Glatzeköpfe machen? Oder will er die Leser mit einem schwierigen Bildersuchrätsel unterhalten, dessen Ziel es ist, das Logo einer weltweit organisierten Fastfoodkette ausfindig zu machen und dem Gewinner mit einem persönlichen Treffen zu belohnen, welches aber vielmehr die abgestandene Einsamkeit des Autors kompensieren soll, die er nicht mehr mit unauffälligem Bademantel und Spiegelreflexkamera auf dem hiesigen Kindspielplatz vertreiben kann?
Der Grund für das Foto befindet sich peinlicherweise überhaupt nicht mehr auf dem Foto selber, sondern passenderweise genau hinter des mit Monotonie gestyltem Mülleimers und ist nichts weiter als eine Columbidae, was der Volksmund der Einfachheit halber nur Taube nennt. Jedoch ist dies keine gewöhnliche Taube, sondern eine, die sich im Wasserspiel der Fußgängerzone ungeniert der Körperpflege hingibt und die ich mit verliebten Blick erspähte, gerade als ich nichtsahnend durch die Stadt trottete. Lasziv wie eine kongolesische Straßenprostituierte im Evakleid, räkelte sie sich vor mir im kühlen Nass und nicht nur mein ausgeprägter Vogelfetisch schlug hier Alarm, sondern auch die Ironie höchstpersönlich drosch aufgeregt in meine Visage. Hinter den Rücken der Tauben werden ja allerlei üble Gerüchte verbreitet, die alle in dem Konsens enden, dass es sich hierbei um ein unreinliches und todbringendes Untier der Lüfte handelt. Natürlich sprechen achtlos ausgeschiedene Verdauungssäfte auf kulturträchtigen Denkmälern oder billigen Jacken Fäkal-Bände aber dennoch fand ich das Bild einfach zu entzückend, wie sich ein als unhygienischer verschriener Zeitgenosse vor den Augen der Stadt einer reinigenden Wäsche unterzieht.
Abschließend mag man sich als mündiger Bürger erneut fragen, warum der aufmerksamkeitsfanantisch erscheinende Schreiberling dann nicht einfach einen besseren Schnappschuss hochgeladen hat. Doch hier muss ich erneut auf den älteren Herrn verweisen, der sein für Anti-Age-Creme Werbung prädestiniertes Haupt in die Linse der Kamera hält. Denn zierte mich dieser Unhold immerzu mit niederträchtigen Blicken, als ich im Begriff war, den Waschvorgang der Taube einzufangen. Obwohl ich nichts Böses im Sinn hatte, schüchterte mich sein unablässiges Gestarre so sehr ein, sodass ich mich gezwungen sah den Ort außerhalb seiner durchdringenden Augen zu verlegen. Jedoch fand ich dort ebenfalls keine Ruhe, da sich in seinem Rücken seine getreuen Starr-Sidekicks befanden, die mich mit einem Dutzend weiterer Augenpaare durchbohrten. Gepeinigt von der fehlenden Privatsphäre inmitten der Fußgängerzone drückte ich hastig auf den Auslöser und sah auf meinem Rückweg noch, wie die Taube die Flucht ergriff, gerade als eine Kehrmaschine den Beton reinigte.

Ohne Titel

Entspann Dich, wir sind alle nur 

Spruch anlässlich zum gedimmten und stillen Zimmer

Alleinsein bedeutet nicht zwangsläufig Einsamkeit.

Freitag, 7. September 2012

Fick Dich!

Nun mag der unbedarfte Betrachter zurecht fragen, warum ich das Bild mit einer betuchten Dame hochlade, deren Brüste nicht nur das anatomische Mindeshaltbarkeitsdatum überschritten haben, sondern zudem auch noch lasziv aus ihrem üppig ausgeschnittenen Kleid ragen. Der hauptsächliche Grund ist, weil dieses Foto stumm und doch ohrenbetäubend laut 'Fick Dich!' schreit. 'Fick Dich, Konvention!', 'Fick Dich, zugeknöpfte Moral!' und 'Fick Dich, Vorstellung, dass ich im Alter keinen sexuell ausschweifenden Spaß mehr haben darf!'. Es ist diese Portion von Fick Dich, die ich an diesem Foto mag und die viel öfters im gesunden Maße in unserer Gesellschaft Einzug halten sollte und damit meine ich nicht die Befreiung von hängendem Fettgewebe, sondern die Befreiung von verstaubten Vorschriften, die egal sein sollten, solange unser Tun etwas von dem Visage treibt, was die werte Frau auf dem Foto hat: ein Lachen. 

Gefunden irgendwo im Nirgendwo

Die Nahrungskette


Dienstag, 4. September 2012

Tauzeit

Ich muss lernen loszulassen, ohne mich dabei zu lösen, von den Dingen und vor allem von mir. Ich muss lernen wieder zuzulassen, die Dinge um mich herum und vor allem mich. Auch wenn es die Leere oder der Schmerz ist, die hinter der Verdrängung und Ablenkung hervortreten. Sie gehören mir, sie gehören zu mir und ich muss lernen sie anzunehmen. Ich will sie verstehen und vor allem spüren. Ich möchte wollen, die Dinge und wieder mich. Ich muss lernen mich loszulassen und doch festzuhalten.

Freiheit

Die ungeheuere Welt, die ich im Kopfe habe. Aber wie mich befreien und sie befreien ohne zu zerreißen. Und tausendmal lieber zerreißen, als sie in mir zurückhalten oder begraben.

Franz Kafka

Lichterstadt

Gefunden auf: Tangyauhoong

Lebensmenschen

Die schönsten Menschen, die wir kennen, sind diejenigen, welche Niederlagen erlebt, Kampf ausgetragen, Verlust erlitten haben, und dennoch einen Weg aus den Tiefen fanden. Diese Menschen besitzen ein Verständnis, eine Empfindsamkeit für das Leben, welche sie mit Sanftmut, Mitgefühl und tiefer liebevollen Fürsorge füllt. Schöne Menschen passieren nicht einfach.

Elizabeth Kubler Roth

Montag, 3. September 2012

Abschied

Gefunden auf: Biba's Soup

Spiegel

Zum ersten Mal begegne ich jemanden, der die Menschen sucht und dessen Blick weiter reicht. Wir sehen nie über unsere Gewissheiten hinaus und was noch schlimmer ist: wir haben es aufgegeben Begegnungen zu machen und tun nichts anderes, als uns selbst zu begegnen, ohne uns in den ständigen Spiegel wiederzuerkennen. Wenn wir es merken würden, wenn es uns bewusst würde, dass wir im Anderen immer nur uns selbst ansehen, dass wir allein sind in der Wüste, würden wir verrückt. Ich flehe das Schicksal an, dass es mir die Chance gibt, über mich selbst hinaus zu sehen und und jemanden zu begegnen.

Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels

Sonntag, 2. September 2012

Die Metapher

Falls sich jemand vorgenommen hat, den Film Moneyball anzuschauen, sollte er sich davor hüten die angehäuften Sekunden dieses Videos zu Gemüte zu führen, da sie eben exakt die letzten Sekunden aus dem cineastischen Werk entsprungen sind und nur zu impulsiven Nebenwirkungen und katastrophalen Kopfschmerzen führen könnten.




Um den Kontext dieser Szene etwas schärfer zu machen, verrate ich, dass man in dem Video den General Manager Billy Beane und seinen Assistenten Peter Brand sieht, wie sie nach der Einführung eines revolutionären Systems dennoch das Endspiel um die Meisterschaft verloren haben. Dem werten Herrn Beane grämt diese Niederlage so sehr, dass er den Wert ihrer geleisteten Arbeit in Frage stellt, für die sie von Anfang an von den alteingesessenen Mitmenschen mit viel Häme und Unverständnis versehen wurden.


Homecoming

Nach vierwöchiger Abstinenz flimmert nun doch endlich ein unscheinbar wirkender Text auf dem Bildschirm und die geneigte Leserschaft, welche wohl löblicherweise nur aus meiner Wenigkeit, einer handvoll frisch kastrierter evangelischen Ministranten mit abgelaufener Aufenthaltsgenehmigung und einigen über 50 jährigen Legasthenikern besteht, die unter dem Akronym Indistan den Namen ihrer längst verflossenen Shemale Urlaubsliebe aus Indien vermuten und ganz geflissentlich diese Seite verfolgen, um auch nur bei der kleinsten Erwähnung ihres prähistorisch anmutenden Vornamens, ein Ticket nach Chandigarh zu buchen und dort ein neues Leben an der Seite ihrer wiedergewonnen exotischen Lebensabschnittsgefährtin als Berghirte in der prachtvollen Talgegend des Himalaja anzutreten.
Nun mag sich gerade die letzte Gruppe in der vierwöchigen Abwesenheit große Sorgen gemacht haben, ob der lieblichen Indistan etwas passiert ist. Wurde sie etwa von katholischen Fundamentalisten zu einer aus Spendengeldern finanzierten Operation gezwungen, die ihr Geschlecht für korpulente Priester eindeutig erkennbar machen sollte? Hat sie etwa die Zeit genutzt, um ein Heilmittel für den Hodenkrebs zu erforschen und das Rezept an den Höchstbietenden kongolesischen Warlord verkauft, um mit dem Erlös ein neues und sauberes Leben in Deutschland als Putzfrau in einem kurz vor der Insolvenz stehenden Fastfoodkette aufzubauen? 
Nun, da sich weder ein Heilmittel für Hodenkrebs in den Regalen der dritte Welt Läden tummelt oder mein Geschlechtsorgan eindeutig zu bestimmen ist, kann ich gerade jene zu Freudentränen animieren, dessen Lebensinhalt daraus besteht, sich in dem Elend ihrer Mitmenschen zu suhlen und sich mit den härtesten Psychopharmaka volldröhnen, sobald diesen etwas Positives widerfährt und damit den eigenen Status des  Lebens zu gefährden droht. Der Grund für die mehrwöchige Abstinenz war ein schwerer Schicksalsschlag, der in Form bierbäuchiger Bauarbeiter daher kam, die es als erstrebenswert hielten, ihre Arbeitszeit raufend in dem ausgegrabenen Baggerloch vor meinem Wohnsitz zu verbringen. Ich stand gerade vor dem Fenster und verbrachte meine wohlverdiente Pause von der Übersetzung von Mein Kampf ins Hebräische mit einem literarischen Abstecher in Günther Grass's Blechtrommel, als ich einen dieser erwähnten Bauarbeiter sah, wie er sein pferdeähnliches Gebiss in einem Kabel vergrub, welches sich später als die gute aber nun leider durchtrennte Internetverbindung herausstellte. Nun erhielten wir in den darauffolgenden Wochen die schönsten und lieblichsten Entschuldigungen der nach Ablass strebenden Vertreter des Proletariats, doch konnten weder die dilettantisch gebackenen Käsekuchen noch die getragene Calvin Klein Unterwäsche den Rechner wieder mit dem lebensnotwendigen Saft des Internets füllen und so verbrachte ich meine Zeit mit der akribischen Studie der menschlichen Psyche, der Erkundung abgelegener Naturgebiete in den wirtschaftlich schwachen Gegenden der Welt, der Erweiterung der eigenen überdurchschnittlichen Psyche und da mir gerade keine weiteren dreisten Lügen einfallen, belasse ich es einfach mit der lakonischen Ankündigung, dass die gute Indistan wieder da ist!