Montag, 24. September 2012

Tageskalenderlaune

Als ich mich heute mental darauf vorbereitete, nach draußen zu gehen und mich damit in eine Umwelt zu begeben, die von Zeitgenossen bevölkert wird, welche mit Überschriften niederer Tageszeitungen vollgepumpt sind und gleichzeitig vor Statusupdates virtueller Netzwerke überquellen, entschloss ich mich schließlich nach einer Portion musikalischer Geborgenheit die Tür zur postapokalyptischen Konsumwelt zu öffnen. Doch verharrte ich auf einmal an Ort und Stelle, wie ein Informatikstudent beim Erblicken einer Frau. Es war es nicht der Anblick eines üppig ausgestatteten, brasilianischen Topmodels mit dem Geruch von Kokain im Atem, sondern vielmehr die Gewissheit, dass ich meinen Schlüssel verlegt hatte. Die Gewissheit, nicht mehr in die Wohnung zu kommen, reichte aus, wie ein konservatives Gnu durch die Zimmer zu springen. Auf der Suche nach dem Schlüssel fand ich unter der Couch allerlei Süßigkeiten aus der Zeit der Renaissance, den ehemaligen Vermieter, ein paar exotische Organismen, die auf einer Pizza ein hervorragendes Biotop zur Fortpflanzung gefunden hatten aber der vermaledeite Türöffner blieb verschwunden. Also tat ich das, was die von der Weisheit gesegneten Pfarrer machen, wenn sich gerade kein jungfräulicher Ministrant auf dem Altar räkelt, nämlich den eigenen Geist besinnen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es dauerte daher auch nicht lange, ehe ich beherzt auf meine Brust fasste und das Objekt meiner Begierde am neumodischen Schlüsselband ertasten konnte.
Ehe ich also die Reise nach draußen antreten konnte, musste ich zuerst nach dem Schlüssel drinnen suchen, den ich die ganze Zeit bei mir trug.

Und ja, das ist eine ungewaschene Metapher.

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