Sonntag, 2. September 2012

Homecoming

Nach vierwöchiger Abstinenz flimmert nun doch endlich ein unscheinbar wirkender Text auf dem Bildschirm und die geneigte Leserschaft, welche wohl löblicherweise nur aus meiner Wenigkeit, einer handvoll frisch kastrierter evangelischen Ministranten mit abgelaufener Aufenthaltsgenehmigung und einigen über 50 jährigen Legasthenikern besteht, die unter dem Akronym Indistan den Namen ihrer längst verflossenen Shemale Urlaubsliebe aus Indien vermuten und ganz geflissentlich diese Seite verfolgen, um auch nur bei der kleinsten Erwähnung ihres prähistorisch anmutenden Vornamens, ein Ticket nach Chandigarh zu buchen und dort ein neues Leben an der Seite ihrer wiedergewonnen exotischen Lebensabschnittsgefährtin als Berghirte in der prachtvollen Talgegend des Himalaja anzutreten.
Nun mag sich gerade die letzte Gruppe in der vierwöchigen Abwesenheit große Sorgen gemacht haben, ob der lieblichen Indistan etwas passiert ist. Wurde sie etwa von katholischen Fundamentalisten zu einer aus Spendengeldern finanzierten Operation gezwungen, die ihr Geschlecht für korpulente Priester eindeutig erkennbar machen sollte? Hat sie etwa die Zeit genutzt, um ein Heilmittel für den Hodenkrebs zu erforschen und das Rezept an den Höchstbietenden kongolesischen Warlord verkauft, um mit dem Erlös ein neues und sauberes Leben in Deutschland als Putzfrau in einem kurz vor der Insolvenz stehenden Fastfoodkette aufzubauen? 
Nun, da sich weder ein Heilmittel für Hodenkrebs in den Regalen der dritte Welt Läden tummelt oder mein Geschlechtsorgan eindeutig zu bestimmen ist, kann ich gerade jene zu Freudentränen animieren, dessen Lebensinhalt daraus besteht, sich in dem Elend ihrer Mitmenschen zu suhlen und sich mit den härtesten Psychopharmaka volldröhnen, sobald diesen etwas Positives widerfährt und damit den eigenen Status des  Lebens zu gefährden droht. Der Grund für die mehrwöchige Abstinenz war ein schwerer Schicksalsschlag, der in Form bierbäuchiger Bauarbeiter daher kam, die es als erstrebenswert hielten, ihre Arbeitszeit raufend in dem ausgegrabenen Baggerloch vor meinem Wohnsitz zu verbringen. Ich stand gerade vor dem Fenster und verbrachte meine wohlverdiente Pause von der Übersetzung von Mein Kampf ins Hebräische mit einem literarischen Abstecher in Günther Grass's Blechtrommel, als ich einen dieser erwähnten Bauarbeiter sah, wie er sein pferdeähnliches Gebiss in einem Kabel vergrub, welches sich später als die gute aber nun leider durchtrennte Internetverbindung herausstellte. Nun erhielten wir in den darauffolgenden Wochen die schönsten und lieblichsten Entschuldigungen der nach Ablass strebenden Vertreter des Proletariats, doch konnten weder die dilettantisch gebackenen Käsekuchen noch die getragene Calvin Klein Unterwäsche den Rechner wieder mit dem lebensnotwendigen Saft des Internets füllen und so verbrachte ich meine Zeit mit der akribischen Studie der menschlichen Psyche, der Erkundung abgelegener Naturgebiete in den wirtschaftlich schwachen Gegenden der Welt, der Erweiterung der eigenen überdurchschnittlichen Psyche und da mir gerade keine weiteren dreisten Lügen einfallen, belasse ich es einfach mit der lakonischen Ankündigung, dass die gute Indistan wieder da ist!

1 Kommentar:

Nur zu, tu Dir keinen Zwang an!