Donnerstag, 31. Mai 2012
Mittwoch, 30. Mai 2012
Abschied
Wenn wir Leuten erklären, dass es unser altes Leben nicht mehr gibt, so verstehen sie das nicht. In ihren Augen schwelgen wir in Selbstmitleid. Sie glauben einfach, mit der Zeit müsse man es überwinden. Die Zeit vergeht, vielleicht Jahre, und die Menschen um uns werden ungeduldig. Sie befürchten, man sei nicht mehr ganz bei Verstand. Trauer, sagen sie, sei ein edles Gefühl, aber es dürfe nicht zur Selbstzerstörung führen. Das sei nicht normal. Wir versuchen ihnen zu erklären, dass uns etwas widerfuhr, was nicht normal ist, und darauf erwidern sie, das Leben gehe weiter. Niemand weiß schließlich besser als wir, wie recht sie haben: Das Leben geht weiter.
Joy Fielding - Lebenslang ist nicht genug
Nähte
Jedes Kind unter sieben beherrscht die Was-wenn-Sprache fließend. Was, wenn jetzt eine giftige Spinne aus dem Loch da über Deinem Kopf gekrochen kommt und dich in den Hals beißt? Was, wenn das einzig wirksame Gegengift in einem Tresor ganz oben auf einem Berggipfel liegt? Was, wenn Du den Biss überlebst, aber nur noch die Augenlider bewegen kannst und das Alphabet blinzeln musst?
Wie weit Du gehst, ist eigentlich egal. Wichtig ist, dass es eine Welt voller Möglichkeiten ist. Kinder denken mit einem weit geöffneten Hirn; ich bin inzwischen überzeugt, dass das Erwachsenwerden nur ein langsames Zunähen ist.
Jodi Picoult - Beim Leben meiner Schwester
Montag, 28. Mai 2012
Sonntag, 27. Mai 2012
Billy Joel - Leningrad
Lyrik:
Und in dieser grellen Oktobersonne
Viktor wurde im Frühling '44 geboren
und sah niemals seinen Vater wieder.
Ein Kind der Opfer, ein Kind des Krieges,
ein weiterer Sohn der nach Leningrad keinen Vater mehr hatte.
Er brach die Schule ab und diente dem Staat.
und sah niemals seinen Vater wieder.
Ein Kind der Opfer, ein Kind des Krieges,
ein weiterer Sohn der nach Leningrad keinen Vater mehr hatte.
Er brach die Schule ab und diente dem Staat.
Er befolgte die Regeln und trank brav seinen Vodka.
Die einzige Art zu leben, war den Hass zu ertränken.
Das russisches Leben war sehr traurig
und so war das Leben in Leningrad.
Ich wurde '49 geboren.
Ein Kind des kalten Krieges zur McCarthy Zeit.
"Stoppe sie an der 38. Breitengrad."
"Schicke diese gelben Ratten zur Hölle."
Die Kinder des kalten Krieges sind schwer zu töten,
Die einzige Art zu leben, war den Hass zu ertränken.
Das russisches Leben war sehr traurig
und so war das Leben in Leningrad.
Ich wurde '49 geboren.
Ein Kind des kalten Krieges zur McCarthy Zeit.
"Stoppe sie an der 38. Breitengrad."
"Schicke diese gelben Ratten zur Hölle."
Die Kinder des kalten Krieges sind schwer zu töten,
unter ihrem Schreibtisch während eines Bombenagriff.
Haben die nicht gehört, dass wir den Krieg gewonnen haben?
Für was kämpfen sie denn noch weiter?
Viktor wurde in eine Rote-Armee-Stadt einberufen.
Er diente seine Zeit ab und wurde schließlich ein Zirkusclown.
Das größte Glück, das er jemals fand,
war russische Kinder glücklich zu machen
und Kinder lebten in Leningrad.
Aber es lebten auch Kinder in Levitstadt
und versteckten sich in den Untergrundschutzbunkern,
bis die Sowjets ihre Schiffe wieder umkehrten
und die kubanische Raketen abrissen.
Haben die nicht gehört, dass wir den Krieg gewonnen haben?
Für was kämpfen sie denn noch weiter?
Viktor wurde in eine Rote-Armee-Stadt einberufen.
Er diente seine Zeit ab und wurde schließlich ein Zirkusclown.
Das größte Glück, das er jemals fand,
war russische Kinder glücklich zu machen
und Kinder lebten in Leningrad.
Aber es lebten auch Kinder in Levitstadt
und versteckten sich in den Untergrundschutzbunkern,
bis die Sowjets ihre Schiffe wieder umkehrten
und die kubanische Raketen abrissen.
Und in dieser grellen Oktobersonne
wussten wir, dass unsere Kindertage vergangen waren.
Ich schaute wie meine Freunde in den Krieg zogen.
Ich schaute wie meine Freunde in den Krieg zogen.
Für was kämpfen sie überhaupt noch weiter?
Und so kamen mein Kind und ich zu diesem Ort,
um ihn Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Und so kamen mein Kind und ich zu diesem Ort,
um ihn Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Er brachte meine Tochter zum Lachen, dann umarmte er sie.
Wir wussten nie was für Freunde wir haben,
bis wir nach Leningrad kamen.
Wir wussten nie was für Freunde wir haben,
bis wir nach Leningrad kamen.
Video:
Freitag, 25. Mai 2012
Asperger-Inspiration
In diesen vier Minuten wird Graeme gezeigt, der schon seit 25 Jahren ein fester Bestandteil der Skateboarding Gemeinschaft ist und das obwohl er unter dem Asperger-Syndrom, einer Entwicklungsstörung, leidet. Bisher verpasste er keine Veranstaltung und obwohl er unbeholfen wie ein Anfänger auf dem Brett mit Rädern wirkt und nie etwas gewonnen konnte, ist seine Leidenschaft für das Skateboarding ungebrochen. Gleich am Anfang meint er, dass es nicht darauf ankommt, wie gut man mit etwas ist, sondern wie groß die Freude dabei ist. Für mich sehr inspirierend.
Leider konnte ich hier keine Untertitel hinzufügen, weil mich ansonsten die Urheberschlächter ins Reich der Unterwelt verbannt hätten, was wohl allein schon für die Schändung von den Uhren des werten Herrn Salvador Dali angebracht ist. Ich bitte dies zu entschuldigen.
Gefällte Adern
Das Bild zeigt einen teilweise gerodeten Wald, der in seiner gefällten Silhouette eine Baumkrone darstellt. Die eingefahrenen Wege der Abholzungsmaschinerie, welche für den Kahlschlag zuständig war, lassen einen Stamm erkennen, der wiederum auf dem sorgsam gestapelten Holz fußt.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Dienstag, 22. Mai 2012
Silbermond - Unendlich
Für die, die diesem Stück nichts abgewinnen können, sollten zumindest ab Minute 4:50 reinhören, denn das lässt in stetiger Zuverlässigkeit meine Haut Zufluchtsort für etliche Gänse werden.
Dienstag, 15. Mai 2012
Montag, 14. Mai 2012
Sonntag, 13. Mai 2012
Alanis Morissette - Perfect
Lyrik:
Video:
'Manchmal' reicht einfach nicht aus.
Wenn Du fehlerlos bist, wirst Du meine Liebe gewinnen.
Vergiss nicht, den ersten Platz zu gewinnen.
Vergiss nicht, dieses Lächeln auf Deinem Gesicht zu behalten.
Sei ein braver Junge.
Streng Dich etwas mehr an.
Du musst Dich mit den anderen messen
und mich stolzer machen.
Wie lange wird es dauern, bis Du es vermasselst?
Wie oft muss ich Dir noch sagen, dass Du Dich beeilen sollst?
Bei allem, was ich für Dich tue,
ist das Mindeste was Du tun kannst, leise zu sein.
Sei ein braves Mädchen.
Du musst Dich noch etwas mehr anstrengen.
Das war einfach noch nicht gut genug,
um uns stolz zu machen.
Ich lebe durch Dich.
Ich werde aus Dir das machen, was ich nie war.
Wenn Du der beste bist, werde ich es vielleicht auch sein,
im Vergleich mit ihm und ihr.
Ich mache das für Dein eigenes verdammtes Wohl.
Du wirst ausgleichen, was ich vermasselt habe.
Wo ist das Problem ... warum weinst Du denn?
Sei ein braver Junge.
Treib Dich weiter an.
Das war nicht schnell genug,
um uns glücklich zu machen.
Wir werden Dich so lieben, wie Du bist,
wenn Du perfekt bist.
Video:
Samstag, 12. Mai 2012
Die Spinnweben der Marilyn Monroe
Der Film Das verflixte 7. Jahr war das erste Mal, als ich mit Marilyn Monroe in Kontakt gekommen bin. So weit ich mich daran erinnern kann, spielte sie dort die Paraderolle der großbusigen, verführerischen und unbedarften Blondine. In der Komödie Manche mögen's heiß spielte sie erneut diesen Typ von Frau und spätestens nachdem ich das frivol wirkende Geburtstagsständchen an John F. Kennedy sah, ließ ich mich dazu breitschlagen, diese Frau auf die oben genannten Eigenschaften zu reduzieren. Erst Jahre später fand ich zufällig einem Spiegel Artikel, der die Aufzeichnungen und Notizen von Marilyn Monroe beinhalteten und einen äußerst persönlichen Einblick gewährten. Auf Zeitungspapier oder Notizblöcken hatte sie damals ihre Gedanken, Ängste oder Zweifel geschrieben und diese Worte legten ein Bild auf die Person hinter den Mythos frei und ich erkannte in Norma Jeane Mortenson eine äußerst reflektierte Frau, die mit Selbstzweifeln rang und letztendlich daran zu Grunde ging.
Bei dem nachfolgendem Text handelt es sich um Auszüge zweier Spiegelartikel.
Ich weiß nicht, wer die hohen Absätze erfand, aber die Frauen verdanken ihnen viel.
Muss mich mehr anstrengen zu tun
muss die Disziplin aufbringen, das Folgende zu tun -
z - zum Unterricht gehen - zum eigenen immer - ohne Ausnahme.
x - möglichst oft Strasbergs andere Kurse besuchen.
g - nie die Stunden im Actors Studio versäumen.
13 Punkte umfasst die Liste, die Marilyn Monroe 1955 in New York in kleinen gestochenen Buchstaben in ein ledergebundenes Adressbuch notiert. "Jemanden für Tanzunterricht suchen", steht da auch. Doch die Zeilen sind keine To-Do-Liste, eher wirken sie wie der Versuch, ein Leben zu ordnen, das aus den Fugen zu geraten droht. "Mich wirklich ins Zeug legen, gegenwärtige Probleme und Phobien anzugehen", fordert sich Monroe selbst darin auf. Und "versuchen, mich zu amüsieren, wann immer möglich - wie es aussieht, wird es mir schlecht genug gehen". Ganz unten auf der Seite, gedrängt an den Rand des Papiers steht: "Wörter - Bedeutungen herausfinden" und die Begriffe "Wanderjahre" ("bedeutet es Opfer?") und "à trois" ("heißt das so was wie auf Probe?").
Man könnte meinen, dass hier eine junge Schauspielerin in Ausbildung mit pathetischen Wendungen ihre Unsicherheiten spiegelt. Ein junges Mädchen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen den ersten kleinen Rollen und den Phantasien vom Durchbruch als Hollywood-Star. Doch Marilyn Monroe ist 1955 kein kleines Licht mehr in der Traumfabrik. Sie ist 29 Jahre alt und auf dem Sprung vom Star zur Legende. Sie hat bereits in "Niagara" den vor Sex knisternden Vamp gegeben, in "Blondinen bevorzugt" den Song "Diamonds Are The Girls Best Friend" unsterblich gemacht und nach "Wie angelt man sich einen Millionär" ihre Filmpartnerin Betty Grable als das populärste Pin-up der US-Soldaten abgelöst. Die tiefe Verunsicherung, die ständige Angst davor, ins Bodenlose zu stürzen, konnte ihr all dies nicht nehmen.
Davon zeugen die Aufzeichnungen, die erstmals in dem Buch "Marilyn Monroe - Tapfer lieben" versammelt sind. Erst 2007 stieß Anna Strasberg, die Witwe des berühmten Schauspiellehrers Lee Strasberg, beim Aufräumen auf diese Dokumente, die sich in zwei unscheinbaren Kartons fanden. [...]
Die Aufzeichnungen widersprechen allen gängigen Klischees von dem blonden Dummchen oder der immerscharfen Sexbombe. Viele der Zeilen zeugen von Monroes Scharfsinn, einem an Selbstsezierung grenzendem Reflektionsvermögen und immer wieder echter lyrischer Sprachgewalt. Die Unterschiedlichkeit der Textformen trägt dazu bei, die Sammlung zum Schillern zu bringen. Briefe an ihre Psychoanalytiker und Anmerkungen zur Arbeit mit ihrem Schauspiellehrer Strasberg, Listen mit Songtiteln und Gedichte, schnelle Notizen und detaillierte Traumtagebücher, Durchhalteparolen an sich selbst und Kochrezepte krachen hier aufeinander. All diese Aufzeichnungen vereint die Geste des Festhalten-Wollens.
Wahrscheinlich hatte ich immer schon bodenlose Angst davor, wirklich eine Ehefrau zu sein, da ich vom Leben weiß, dass man einander nicht lieben kann, nie wirklich. |
Monroe gelingt es trotz des Erfolgs nicht, ihre Unsicherheit zu besiegen. Sie sieht ihre Stärke, ja, aber auch ihre Fragilität. In einem Gedicht findet sie ein Bild dafür: Spinnweben. Spinnweben können im Sturm bestehen, aber von einer Hand, die nach ihnen greifen, sofort zerrissen werden.
Warum quält mich das so? Warum fühle ich mich als Mensch weniger wert als andere?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar, es gibt keine Antworten, das Leben muss man leben, und da es vergleichsweise kurz ist - (vielleicht zu kurz - vielleicht zu lang) -, bleibt mir nur die Einsicht, es ist nicht leicht.
Die Angst davor, nicht zu genügen, den Menschen um sie herum ebenso wie ihrer eigenen Idee von Perfektion, spiegelt sich auch in ihren lyrischen Skizzen und kurzen Gedichten wider. Immer wieder verbunden mit dem Wunsch, wenn sie nicht perfekt sein kann, lieber gar nicht zu existieren:
Verdammt, ich wünschte, ich wäre
tot - gar nicht vorhanden -
fort von hier - von
überall, nur wie würd ich
Es gibt immer Brücken - die Brooklyn
Bridge -
Aber die liebe ich ...
lauten die ersten Zeilen aus einem ihrer schönsten Gedichte. Doch auch so strahlende und klare Sprachbilder wie dieses wirken auf dem Papier unbedacht hingehauen wie irgendeine schnelle Kritzelei. Monroe hat sich nicht getraut, sie mit einer Schreibmaschine abzutippen oder sie abzuschreiben, Streichungen und Umformulierungen zu tilgen. So als hätte sie Angst, dem Gedicht damit eine Gültigkeit zu verleihen. Als wolle sie diese Gedanken lieber in der Schwebe halten, statt noch etwas zu haben, das sie den Menschen von sich gibt. Etwas, das sich vielleicht als hohl entpuppen könnte.
Vielleicht aber wollte sie doch gelesen werden. Auf einem besonders wirr beschriebenen Din-A4-Bogen steht eingequetscht und verborgen zwischen anderen Gedanken "vielleicht liest dies jemand? Ich glaube kaum". Nun sind sie raus, Marilyn Monroes Gedanken auf Papier, gedruckt und gültig. Und möglicherweise hätte ihr dieses Buch sogar gefallen - wenigstens für einen Moment.
Das Leben rückt näher und ich will nur sterben. |
Vielleicht ist das die große Erkenntnis dieser Notizen: Sie war nicht das Auslaufmodell der Voremanzipation, kein Dummchen mit hübschem Po und langen Wimpern. All ihre Notizen, diese kleinen, traurigen Gedichte, ihre Zweifel und ihr Abscheu - das alles ist am Ende nichts anderes als das aussichtslose Ringen um einen Platz in der Gesellschaft, für den es damals kein Vorbild gab und heute noch keines gibt.
Der tolle Beruf, die gelungenen Kinder und Schönheit bis ins Alter, das ist die Maßgabe heute, und das war auch das Ziel von Marilyn Monroe, die mit dreißig begann, mit der Lupe nach Falten zu suchen, die glaubte, dass alles schon zu spät für sie sei. Ihre Verzweiflung kommt einem heute ziemlich bekannt vor. Es ist eine individuelle Geschichte, und es ist auch die Geschichte einer Kranken. Dennoch ist Marilyn Monroe ein Spiegel, in dem wir "unser vergrößertes Ebenbild erblicken", wie Norman Mailer einmal über sie schrieb.
Für mich gibt es praktisch keine Nacht – es ist alles wie ein langer, langer schrecklicher Tag.
Freitag, 11. Mai 2012
Ein Tag, dreimal Herbst
Gefunden auf Tumblr |
Zögerlich verweilt sie vor der Tür. Ihre Hand zittert wie ein welk gewordenes Blatt im eisigen Herbstwind, ehe sie einen Atemzug zwischen ihren Lippen hinausdrängt und still die Staubkörner betrachtet, welche im Schein der Morgensonne aufgeregt durch die Luft kreisen. Sie klopft kurz an und betritt schließlich vorsichtig das Zimmer. Die Wände sind mit bunten Handabdrücken, Stickern und Zeichnungen verziert, während allerlei Spielzeug den Fußboden säumt. Inmitten des Durcheinanders sitzt ein kleiner Junge, der mit der Zusammenstellung einer Armee aus Kuscheltieren beschäftigt ist und gerade einen dreibeinigen Teddybären die Wichtigkeit seiner Aufgabe als befehlshabender Kapitän erklärt. Als sie die Tür hinter sich schließt, schaut der Junge auf und stürmt mit einem Aufschrei der Freude auf sie, um ihre Beine zu umklammern. »Mama, Mama. Da bist Du ja endlich. Ich habe schon den ganzen Tag auf Dich gewartet!« krakelt er, während seine Umklammerung ihr beinahe das Gleichgewicht nimmt. »Willst Du sehen, was ich heute gemalt habe?« Ohne überhaupt ihre Antwort abzuwarten, greift er ihre Hand und zieht sie zu seinem Tisch. Sie setzt sich auf den Stuhl und hebt ihren Sohn auf den Schoß, der ihr eine Zeichnung von einem Haus zeigt, vor dem sich drei Strichmännchen befinden. »Schau, da bin ich, Papi und Du!« Sie betrachtet mit einem Lächeln das Papier und deutet auf einen undeutlichen Fleck. »Was ist das denn?« »Das ist Polly!« »Wer ist denn Polly?« Er hält für einen Moment inne und blickt nach unten. »So nenne ich meinen Hund, Du weißt schon, den ich mir zu Weihnachten gewünscht habe!« Sie streicht ihm über die strubbeligen Haare und erwidert. »Mal schauen was der Weihnachtsmann dazu sagt.« Er lässt seinen Kopf nach hinten fallen und schaut sie mit seinen großen Augen an. »Gehen wir heute noch in den Park und sammeln Kastanien?« »Hast Du denn schon Deine Hausaufgaben gemacht?« fragt sie mit strengem Ton. »Alle, bis auf die blöden Matheaufgaben, die versteh‘ ich nich‘.« »Dann machen wir die zusammen.« »Aber zuerst gehen wir in den Park und sammeln Kastanien. Dann machen wir die blöden Hausaufgaben!« sagt er trotzig und springt von ihrem Schoss. »Wir machen sie jetzt schnell, dann hast Du es hinter Dir.« Er verschränkt seine Arme und schüttelt den Kopf. »Aber dann ist es dunkel und wir sehen nichts mehr!« Sie steht auf und geht zum Fenster. »Abgemacht Mama?« fragt er zögerlich. Kurz betrachtet sie die Plastiktiere auf der Fensterleiste, ehe sie das Spiegelbild ihres Sohnes in der Fensterscheibe sieht. »Mama?« ertönt es leise. Ein flüchtiger Wimpernschlag löst eine Träne, die langsam über ihre Wange läuft. Sie greift nach einem Plastiktier und streicht über dessen raue Oberfläche. »Mama?« hallt es kaum hörbar durch den Raum. Die Reflexion ihres Sohnes verblasst und legt die Sicht auf den blühenden Garten hinter der Scheibe frei. Mit ihren Fingerkuppen wischt sie sich die Träne aus ihrem Gesicht und fängt an das Spielzeug in Kartons zu verstauen.
Vor drei Jahren verlor sie ihren Sohn bei einem Unfall. Seit drei Jahren vermochte sie es nicht, die Erinnerungen in seinem Zimmer auch nur zu berühren. Drei Jahre trauerte sie und fand an diesem Tag die Kraft, weiterzugehen.
Yí rì sān qiū (一日三 秋) ist ein chinesisches Sprichwort. Es bedeutet "Ein Tag, dreimal Herbst" und drückt aus, jemanden so sehr zu vermissen, dass sich ein Tag wie drei Jahre anfühlen.
Bilder in Worten
Gefunden in den Weiten des Internets. |
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte doch kann manchmal ein Wort mehr als tausend Bilder auslösen.
Donnerstag, 10. Mai 2012
Die Macht der Musik
Das Video spricht für sich und brauch auch keine weiteren Worthülsen, außer die, dass es sich bei dem Lied, um Lili Marleen handelt.
Gefunden auf: Deadseventies |
Mittwoch, 9. Mai 2012
Dienstag, 8. Mai 2012
Montag, 7. Mai 2012
Garrett der Meisterdieb
In Thief spielt man mit Garret einen zynischen, sarkastischen Einzelgänger und meisterhaften Dieb, der sich im Laufe seines Lebens nicht viele Freunde gemacht hat. Wenn es schon nicht diese oberflächliche Beschreibung des Spiels und das Versprechen einer düsteren Welt gewesen wäre, die mich mit speicheldurchtränktem Nerdtextil an den verpixelten Monitor gezogen hätte, dann wären es ohne Zweifel die fast poetisch angehauchten Zwischensequenzen gewesen, die in meiner Jugendzeit eine fast magische Anziehungskraft auf mich entwickelten und selbst heute nichts von ihrem düsteren Glanz verloren haben. Hätte ich nicht die Tollpatschigkeit eines schwangeren Breitmaulnashorns und zu allem Übel noch eine selbstgerechte Arschkartenpummelfee, könnte ich mich wohl kaum auf das bloße Vergnügen in der PC-Welt beschränken und wäre schon längst in den verborgenen Schatten unterwegs, um großspurigen Konglomeratslenkern die geräumigen Taschen zu leeren.
Abenteuer
Quelle: Nicht von mir, Herkunft unklar - tut mir leid |
Nach meiner Einschätzung ist der erste Mensch am Südpol genauso spinnert wie jemand, der sich am Gummiseil die Golden Gate Bridge hinunterstürzt. Ein Fall für den Nervenarzt. Was sucht er da? Warum bleibt er nicht dort, wo es warm ist, wo es Doppelbetten gibt und frisches Gemüse? Warum muß jemand wie Amundsen, dem es im zivilisierten Norwegen gutging, in die unwirtliche Antarktis? Warum läßt Reinhold Messner seine Zehen auf dem Himalaya erfrieren, warum schweben Astronauten monatelang ungewaschen in Minizellen, die in jedem Gefängnis eine Revolte auslösen würden?
Wolfram Siebeck
Traumtag X
Da ich es dank vieler Ablenkungen und Nachlässigkeiten versäumte, mich dem luziden Träumen zu widmen, stellte ich mir vor kurzem die Frage, ob ich überhaupt dem Ganzen noch folgen möchte. Eine Nacht später erhielt ich die eindeutige Antwort darauf, als es mir wegen des Nervenkitzels und Aufregung nicht gelang Schlaf zu finden.
Also fing ich gewissenhaft an ein Traumtagebuch zu führen. Nicht nur darauf gerichtet, bald einen Klartraum zu induzieren, sondern mein Gedächtnis zu stärken und nach sogenannten Traumzeichen zu suchen, die immerzu im Schlaf auftauchten. Erstaunt musste ich feststellen, dass es keine Schlüssel, großkalibrige Handfeuerwaffen oder gar Brüste sind, die stetig ihren Auftritt als verkapptes Unterbewusstsein feierten, sondern bin ich in meinen Träumen sehr häufig auf der Flucht vor Ordnungshütern, jage zu flinken Mäusen hinterher oder betrachte meinen eigenen toten Körper in einer halb gefüllten Badewanne. Doch was mir bei der Analyse aufgefallen ist, dass das Element Wasser immer wieder vorkommt.
Nachdem ich einige Zeit sogenannte Realitätsüberprüfungen durchführte, um in Träumen selber zu erkennen, dass ich träume, ging ich stets mit dem Vorhaben schlafen, endlich luzid zu werden. Vor kurzem führte ich sogar eine Realitätsüberprüfung in einem Traum durch, nämlich die Betätigung des Lichtschalters, da dieser Mechanismus in Träumen mehr schlecht als recht funktionieren sollte. Natürlich funktionierte in meinem schlafenden Kopfkino alles hervorragend und so begriff ich nicht, dass ich träumte.
Also beseitigte ich den Fehler, mir vor dem Schlafen vorzunehmen einen Klartraum zu haben und konkretisierte mein Verlangen. Mich reizt es nicht übermäßig durch die Traumwelt zu fliegen, Superkräfte zu besitzen oder brasilianischen Supermodels über die formvollendete Weiblichkeit zu speicheln, sondern interessiert es mich für meine Muse einen Herzschlag zu finden, weswegen ich bisher allen dilettantischen Werken vorerst mit der Warteschlange konfrontiert habe. Doch vielmehr ist es der Dialog mit mir selber der mich mit Aufregung füllt. Ich möchte mich mit meinem Unterbewusstsein einmal hinsetzen und es befragen, was es beschäftigt, was es fürchtet und wonach es begiert. Da ich meine Persönlichkeit schon seit Gedenken als weiße Stadt vorstelle, ähnlich wie die, die sich Ait-Ben-Haddou nennt, nahm ich mir vor der heutigen Schlafenszeit vor, durch die Straßen meiner Stadt zu wandern und dem Unterbewusstsein erstmal nur bei der Verrichtung seiner Tätigkeit zu beobachten.
Ich schloss die Augen und öffnete sie im Traum, um mich in einer Stadt wiederzufinden, in der Menschenmassen auf einem Platz mit Plakaten und erbosten Sprechgesängen gegen den Machtinhaber protestierten. Nach einigen Momenten der Traumhandlung wachte ich wieder auf. Zwar hatte ich mir einen luziden Traum erhofft und gedacht, dass das Treffen mit meinem Unterbewusstsein mehr als Begegnung stattfindet und nicht als blutige Konfrontation endet, doch spüre ich, dass ich sehr kurz davor stehe, endlich meinen ersten Klartraum zu haben.
Weiteren indiskreten Gedankenbrei werde ich preisgeben, wenn es mir gelungen ist!
Leben
Diese Szene wirkt zerstückelt, weil sie so in dem Film aufgeteilt wurde und dazwischen dreisterweise andere Szenen ihren Platz fanden. Ich hoffe die Aussage geht dadurch dennoch nicht verloren.
Sonntag, 6. Mai 2012
Samstag, 5. Mai 2012
Vogelwunder
Gefunden auf Tumblr |
Ich habe mich schon immer darüber gewundert, warum sich Vögel dafür entscheiden, immer an dem selben Ort zu verweilen, wenn sie doch zu jedem Platz auf dieser Erde fliegen können. Und dann stelle ich mir die gleiche Frage.
Harun Yahya
De brevitate vitae
Wörter, bei denen ich schon heftigst mit dem Schädel nickte, als ich sie las.
Nur einen kleinen Teil des Lebens leben wir. Die ganze übrige Dauer ist ja nicht Leben, sondern bloß Zeit.
Wie wir sehen, bist Du an die äußerste Grenze des menschlichen Lebens gelangt; hundert Jahre oder mehr lasten auf Dir. Nun denn zieh' die Bilanz deiner Lebenszeit. Rechne aus, wieviel die Gläubiger, wieviel die Geliebte, wie viel der Patron, wie viel der Klient von dieser Zeit weggenommen hat, wie viel der Streit mit der Gattin, wie viel die Züchtigung der Sklaven, wie viel das geschäftige Umherlaufen in der Stadt. Nimm die Krankheiten dazu, die wir uns durch eigene Schuld zugezogen haben, nimm auch noch dazu, was ungenutzt liegengeblieben ist. Du wirst sehen, dass Du weniger Jahre behältst, als Du alt bist.
Bring dir in Erinnerung, wann Du fest bei einem Entschluss geblieben bist, wie wenige Tage so verlaufen sind, wie Du es dir vorgenommen hattest, wann Du über Dich selbst verfügen konntest, wann Dein Gesicht Deine natürlichen Züge bewahrte, wann Dein Gemüt ohne Angst war, was Du in so langer Lebenszeit zustande gebracht hast, wie viele Dein Leben ausgeraubt haben, ohne dass Du merktest, was Dir verloren ging, wie viel grundloser Schwer, törichte Freude, gierige Leidenschaft und tändelnder Umgang weggenommen haben, wie wenig Dir von dem, was Dir gehört, übrig geblieben ist – Du wirst erkennen - Du stirbst zu früh.
Was ist nun Schuld daran? Ihr lebt, also ob Ihr immer leben würdet, nie kommt Euch Eure Vergänglichkeit in den Sinn, Ihr bemerkt nicht, wie viel Zeit schon vergangen ist.
Sehr viele wirst Du sagen hören: "Vom fünfzigsten Jahr an will ich mich ins ruhige Leben zurückziehen, das sechzigste Jahr wird mich von allen Verpflichtungen entbinden." Wen bekommst Du denn als Bürgen für ein längeres Leben? Wer wird alles so vonstatten gehen lassen, wie Du es bestimmst? Schämst Du Dich nicht, die Überbleibsel des Lebens für Dich aufzusparen und allein diejenige Zeit für hohe Gedanken vorzusehen, die für nichts anderes zu verwenden ist? Wie spät ist es, erst dann mit dem Leben zu beginnen, wenn man es beenden muss! Was für ein törichtes Vergessen der Sterblichkeit, vernünftige Vorsätze auf das fünfzigste und sechzigste Jahr zu schieben und in einem Alter das Leben anfangen zu wollen, bis zu dem es nur wenige bringen.
Mit dem Allerkostbarsten (die Zeit) treibt man ein Spiel aber man nimmt es nicht wahr, weil es etwas Unkörperliches ist, weil man es nicht zu Gesicht bekommt; deswegen schätzt man es so gering ein, ja misst ihm fast keinen Wert bei. Das Jahresgehalt und Geldspenden nehmen die Menschen sehr gern im Empfang, und dafür verdingen sie ihre Arbeitskraft oder ihre Mühe oder ihre Sorgfalt. Niemand schätzt die Zeit. Allzu achtlos macht man von ihr Gebrauch, als ob sie nichts kostete. Niemand wird Dir die Jahre zurückholen, niemand wird sie Dir noch einmal wiedergeben. Das Leben wird gehen, wie es begonnen hat, und seinen Lauf weder umkehren noch anhalten. Es wird keinen Lärm machen, nicht an seine Geschwindigkeit erinnern: lautlos wird es dahinfließen.
Seneca - Die Kürze des Lebens
Donnerstag, 3. Mai 2012
Der Halbkaktus
In meinem Blumenfenster steht ein sperriger, unansehnlicher Halbkaktus. Er stand eines Tages einfach dort, und ich weiß nicht, welcher Freund ihn hinstellte, um seiner ledig zu werden.
Der Halbkaktus kommt mit sieben langen Stielen aus der Topferde, und jeder Stiel hat an seinem Ende einen Quirl aus fleischigen Blättern. Vier der Stiele stehn senkrecht, zwei halb aufrecht, einer liegt horizontal.
All das würde sich nicht zu berichten lohnen, wenn ich nicht eines Tages wahrgenommen hätte, dass der liegende Stengel, im blinden Vertraun, auf der Erde zu liegen, Wurzeln getrieben hätte. Er wähnte sich "angekommen" und versuchte einzuwachsen. Sein Pflanzeninstinkt arbeitete mechanisch. Waagerecht bedeutete für ihn - Erde. Da er aber in eine zivilisierte Umgebung versetzt worden war, bedeutete waagerecht nicht mehr Erde, sondern Fensterbrett, aber mir wurden durch diesen Irrtum eines abgeschobenen Halbkaktus die Fäden sichtbar, durch die alle Lebewesen mit der Erde verbunden sind.
Erwin Strittmatter - Schulzenhofer Kramkalender
Herzenskind
Es heißt, dass man so alt ist, wie man sich fühlt. In dem Fall bin ich wohl ein Pädophiler und werde es bis zum letzten Atemzug bleiben.
Korsar
Gefunden bei und übersetzt von Zenpencils |
Der amerikanische Journalist Hunter S. Thompson ist bekannt für ungewöhnlich gründliche Recherche. So verbrachte er ein ganzes Jahr mit den Hell's Angels für einen authentischen Bericht über die Rocker. Seine Honorarforderungen: zwölf Dollar pro Wort. Aus Ulk schickten ihm Studenten einmal zwölf Dollar. Er solle ihnen dafür sein bestes Wort zukommen lassen. Es kam postwendend: "Danke!"
Mittwoch, 2. Mai 2012
Dienstag, 1. Mai 2012
Abonnieren
Posts (Atom)