In meinem Blumenfenster steht ein sperriger, unansehnlicher Halbkaktus. Er stand eines Tages einfach dort, und ich weiß nicht, welcher Freund ihn hinstellte, um seiner ledig zu werden.
Der Halbkaktus kommt mit sieben langen Stielen aus der Topferde, und jeder Stiel hat an seinem Ende einen Quirl aus fleischigen Blättern. Vier der Stiele stehn senkrecht, zwei halb aufrecht, einer liegt horizontal.
All das würde sich nicht zu berichten lohnen, wenn ich nicht eines Tages wahrgenommen hätte, dass der liegende Stengel, im blinden Vertraun, auf der Erde zu liegen, Wurzeln getrieben hätte. Er wähnte sich "angekommen" und versuchte einzuwachsen. Sein Pflanzeninstinkt arbeitete mechanisch. Waagerecht bedeutete für ihn - Erde. Da er aber in eine zivilisierte Umgebung versetzt worden war, bedeutete waagerecht nicht mehr Erde, sondern Fensterbrett, aber mir wurden durch diesen Irrtum eines abgeschobenen Halbkaktus die Fäden sichtbar, durch die alle Lebewesen mit der Erde verbunden sind.
Erwin Strittmatter - Schulzenhofer Kramkalender
Falls mir jemand sagen kann, in welchem Buch diese Zeilen vorkommen, wäre ich sehr dankbar, denn mir liegt nur eine eingescannte Seite vor, nach dessen Quelle ich vergaß mich zu erkundigen.
AntwortenLöschenhttp://books.google.de/books?id=x4lJAAAAYAAJ&q=Halbkaktus&dq=Halbkaktus&hl=de&sa=X&ei=qbCjT4O0Osmg4gTxmemBCQ&redir_esc=y
AntwortenLöschenSchulzenhofer Kramkalender - Erwin Strittmatter
Google wirds schon wissen, oder nicht?!
Ah, merci beaucoup!
AntwortenLöschenIch hatte unter Einfluss erdrückender Müdigkeit mich nur darauf beschränkt, dilettantisch die Zeilen selber in die Suchmaschine zu werfen. Danke nochmal!
Immer wieder gern.
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