Samstag, 30. Juni 2012

Diese Nacht

Diese Nacht

Wir verzieren die Vergangenheit mit Gin Martinis,
diese Nacht, jetzt, die so schwer wie ein Olivenkern
in Deine Kaffeetasse sinkt.
Wenn wir schnell und lang genug trinken und reden,
wird sich die Vergangenheit wie ein Tannenzweig 
unter dem Schnee aus Watte biegen

und mit ihr werde ich letztendlich nicht nach Hause gehen.
Denn darüber sind wir längst hinaus,
als wir uns immer schneller dem Anfang nähern,
dem unsichtbaren Riss in Deinem Sommerkleid
und Lächeln, diese Nacht,
die jetzt so klar wie Wermutswein geworden ist.


Jacob Scheier - More to Keep Us Warm

Federvögel

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Leidenschaft

Finde das, was Du liebst und dann lass es Dich umbringen.

Charles Bukowski

Faule Eier

Gern lagen wir in solchen Stunden auf dem Rücken, blickten hinauf und stritten darüber, ob die Sterne erst gemacht oder immer schon dagewesen seien. Jim war der Ansicht, daß die Sterne erst gemacht worden seien, ich dagegen behauptete, sie seien schon immer dagewesen, denn um die vielen, vielen Sterne zu machen, hätte man zuviel Zeit gebraucht. Jim meinte, auch der Mond könne sie gelegt haben. Darüber ließ sich schon eher reden, ich widersprach daher nicht, denn ich habe einmal einen Frosch Eier legen sehen, und zwar so viele, daß das mit dem Mond schon seine Richtigkeit haben konnte. Wir sahen auch Sternschnuppen fallen und am Himmel entlangsausen. Jim hielt sie für faule Eier, die aus dem Nest geworfen würden.

Mark Twain - Huckleberry Finn

Freitag, 29. Juni 2012

Superbatsy

Schon bald bereute der maskierte Bruce Wayne, Freundschaft mit dem aufgedrehten Clark Kent geschlossen zu haben.


Kimbra - Plain Gold Ring



Donnerstag, 28. Juni 2012

Fliegender Friedhof

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INTERNATIONALER CAPS LOCK TAG!!!!

HERZLICHEN CAPS LOCK TAG!!! LANG LEBE DER IMPERATIV!!!


Mittwoch, 27. Juni 2012

Barrikaden

Alles, was er in dieser Welt fand, waren Sackgassen und die Gewissheit, sich verloren zu haben. So zog er sich zurück und errichtete Barrikaden, um sich selber in der Zuflucht der Einsamkeit zu erkunden. Doch schon bald verlor er sich erneut und begriff, dass diese Barrikaden seine Welt in eine Sackgasse verwandelt haben.

Flicker




Jagdsaison

Das ist ein typischer Calvin und Hobbes Comic und zeigt, warum ich die Werke von Bill Watterson so überaus schätze, weil er neben kindischer Naivität, wunderbaren Slapstick und tollem Kopfkino auch ein gesundes Maß an Gesellschaftskritik in seine Zeichnungen einfließen lässt.


Dienstag, 26. Juni 2012

Die große Welt der kleinen Schneeflocken

Ich dachte immer, dass diese Schneeflocken schön anzusehen sind aber sonst nichts weiter. Aber wieder einmal bestraft ein Blick in die Tiefe mein allzu schnell getroffenes Weltbild.





Alle Bilder wurden auf Visualnews gefunden.

Zusammenbruch

Wenn wir weinen, weil etwas in uns so groß geworden ist, dass unsere Gefühle zerbersten, sind die Tränen für mich nichts weiter, als die zahllos zersplitterte Gefühle, welche nach außen schießen und über die Wangen laufen. Doch nicht immer passiert dies wie bei einer Explosion oder einem Ausbruch. Manchmal geschieht diese Trauer stumm und ungesehen, nicht weil etwas zerberstet, sondern weil etwas fehlt.

Calvinball


Calvinball ist ein Spiel aus dem großartigsten Comic Calvin und Hobbes. Bei diesem Spiel ändern sich die Spielregeln ständig und resultieren darin, dass der Verlierer demütigende Strafen erdulden muss, wie zum Beispiel mit einem Eimer kalten Wasser überschüttet zu werden oder ein Lobeslied auf den Gewinner zu singen. Das sind die Regeln dieses Spiels.


§ 1.1 - Jeder Mitspieler ist dazu verpflichtet, eine Maske zu tragen. Es ist niemandem erlaubt, die Masken (siehe § 2.1) in Frage zu stellen. Andernfalls kommt stets ...

§ 1.1 - Satz 2 zur Anwendung. Wichtiger Hinweis: Die folgenden Regeln dürfen von allen beteiligten Spielern zu ihren Gunsten oder Ungunsten geändert, neu ausgelegt oder abgeschafft werden.


§ 1.2 - Jeder Spieler darf während des Spiels zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine neue Regel einführen. Dies kann laut und deutlich oder auch still und heimlich je nachdem geschehen, in welcher Zone (siehe § 1.5) sich der Spieler oder sein Gegenspieler gerade aufhält. Eine neue Regel kann einen oder mehrere der Spieler betreffen, sinnvoll oder sinnlos sein sowie positive oder negative Auswirkungen für die einzelnen Spieler nach sich ziehen. 


§ 1.3 - Ein Spieler darf den Calvinball (siehe § 2.2) stets so einsetzen, wie es dem Spieler zu diesem Zeitpunkt gerade passend erscheint.

§ 1.4 - Jede Bestrafung, die ein Spieler einem anderen Spieler auferlegt, darf und soll das Ziel haben, diesen auf unterschiedliche Weisen zu erniedrigen um sich so einen temporären Vorteil (siehe § 1.8) zu verschaffen.  


§ 1.5 - Das Spielfeld sollte aus sogenannten Feldern oder Zonen aufgebaut sein, die von den Spielern während des Spielens an beliebigen Stellen spontan deklariert werden. Die Felder werden häufig nach ihren Auswirkungen auf das Spielgeschehen benannt. Zum Beispiel ermöglicht ein *Konsequenzfeld* dem Spieler, der sich in demselben befindet, eine temporäre Unterregel zu formulieren, die auf eine soeben verfasste Regel eines Mitspielers Bezug nimmt. Ein Spieler, der unvorsichtigerweise in ein *Unheilsgedichtfeld* tritt, wäre dazu gezwungen, ein für ihn unheiliges Gedicht vorzutragen. Würde ein Spieler vorher aber verlautbaren, dass er sich nicht in einer *Gegenteilszone* befindet, wäre er dazu berechtigt, eine gegenteilige Aktion auszuführen und statt dessen eine Ode an sich selbst vorzutragen. 


§ 1.6 - Flaggen (siehe § 2.4) sollten von dem Spieler, der sie gerade in Händen hält, nach ihrem Sinn und Zweck benannt werden. Diesem Spieler fällt es auch zu, über ihre Fähigkeiten zum jeweiligen Zeitpunkt während des Spiels zu bestimmen.

$ 1.7 - Lieder und Gedichte sind ein integraler Bestandteil des Spiels. Sie müssen nach spontan eintretenden Ereignissen gesungen oder vorgetragen werden, die in der Regel von den Mitspielern herbeigeführt wurden.

§ 1.8 - Der Spielstand wird entweder festgehalten oder auch nicht. Sollte er festgehalten werden, darf er für gewöhnlich in keiner Beziehung zum Spielverlauf stehen und auf keiner logischen Berechnungsmethode basieren. Zugelassene Spielstände wären zum Beispiel: “Q zu 12”, “BW-109 zu YU-34” und “oogy zu boogy”.


§ 1.9 - Die Anwendung der in § 1.2 bis § 1.8 genannten Regeln ist untersagt, wenn die Anwendung dieser Regel dazu führt, dass sich ein schon mal getätigter Spielzug wiederholt. Es ist verboten Calvinball zweimal auf die selbe Art und Weise zu spielen.

Ausrüstung 


§ 2.1 - Jeder Mitspieler ist dazu verpflichtet, eine Maske zu tragen. 

§ 2.2 - Beim namensgebenden Calvinball handelt es sich in der Regel um einen Fuß- oder Volleyball. Zugelassen sind aber auch alle anderen sinnvoll oder nicht sinnvoll einsetzbaren ballartigen Objekte. Footbälle stellen eine Ausnahme von dieser Regel dar, da sie durch andere Bälle ersetzt werden, wenn sich aus einem Footballspiel eine Partie Calvinball entwickelt. 

§ 2.3 - Das Spielfeld sollte ein großflächiges Gebiet sein, welches bevorzugt mit Bäumen, Gras, Felsen, Bächen und anderen natürlichen Hindernissen bewachsen beziehungsweise bedeckt ist. 

§ 2.4 - Als zusätzliche Spielgeräte bieten sich Flaggen, Tore, Netze, Schläger sowie alle anderen Gegenstände an, die von den Mitspielern ins Spiel gebracht werden. 

Schlussklausel 


§ 3.0 - Die Beachtung der in den Paragraphen § 1.1 bis § 2.4 niedergeschriebenen Regeln ist nicht notwendig, um Calvinball spielen zu können.

Gestrichenes Allerlei

Es ist jetzt schon eine Weile her, als ich jemanden herrisch anplärrte und unmissverständlich aufforderte, mir ein Video zu erstellen, in dem der für mich aphrodisierende Akkord der Kooks (GEMA-frei) vorkommt. Schon wenige Minuten danach benetzte eine aufregende Paint Animation meine Augen mit Freude.


Simply Red - Holding Back the Years


Menschen

Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; […] Man bewundere die menschliche Gesellschaft, soviel man will, es wird deshalb nicht weniger wahr sein, dass sie die Menschen notwendiger Weise dazu bringt, sich in dem Maße zu hassen, in dem ihre Interessen sich kreuzen, außerdem sich wechselseitig scheinbare Dienste zu erweisen und in Wirklichkeit sich alle vorstellbaren Übel zuzufügen.

Jean-Jacques Rousseau

Samstag, 23. Juni 2012

Wahrheit

Vogelliebe


Schatten


Ist nicht jeder Anblick des Anderen und jeder Blickwinkel doch wie die gespenstisch kurze Begegnung von Blicken zwischen Reisenden, die aneinander vorbeigehen, betäubt von der unmenschlichen Geschwindigkeit und der Faust des Luftdrucks, die alles zum Erzittern und Klirren bringt?
Gleiten unsere Blicke nicht immerfort an den Anderen ab, wie in der rasenden Begegnung des Nachts, und lassen uns zurück mit lauter Mutmaßungen, Gedankensplittern und angedichteten Eigenschaften?
Ist es nicht in Wahrheit so, daß nicht die Menschen sich begegnen, sondern die Schatten, die ihre Vorstellungen werfen?

Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon

Freitag, 22. Juni 2012

Platons Höhlengleichnis

Schon vor 2000 Jahren hat der griechische Philosoph Plato beschrieben, wie beschränkt unsere Wahrnehmung die Wirklichkeit erfassen kann. In seiner „Politeia“ diskutiert er, ob und wie die Menschen gebildet werden können, wie der Mensch die Wahrheit erkennen kann und welche Konsequenzen dies auf das Verhalten der Menschen hat. Dabei verwendet er das berühmte Höhlengleichnis.


Die Höhle

In einer dunklen Höhle sitzt eine Gruppe von Menschen Seite an Seite mit dem Rücken zum Eingang. Sie sind seit ihrer Geburt mit Ketten an ihre Stühle gefesselt, und alles, was sie sehen können, ist die ferne Höhlenwand vor ihrem Angesicht. Eine Art Puppenspieler stehen hinter den Gefangenen und halten verschiedene Gegenstände hoch, welche im Schein eines Feuers verschwommene und tanzende Schatten an die Wand vor ihnen werfen. Die Höhlenbewohner können weder die wahre Form der Gegenstände noch die Puppenspieler oder das Feuer sehen, da sie unfähig sind, ihre Köpfe zu wenden. Seit der Kindheit, sind ihre Körper starr auf das fixiert, was vor ihnen zu sehen ist.

Losgekettet von der Höhle

Das Höhlengleichnis geht nun darin über, die Geschehnisse zu beschreiben, wenn ein Gefangener dazu gezwungen würde, aus der Höhle heraus zu steigen und sich hinaus in die wirkliche Welt zu begeben.
Seine Augen würden sich immer mehr an das helle Licht anpassen. Zuerst würde er die Schatten am besten erkennen können, dann die Spiegelungen von Menschen und Gegenständen im Wasser und schließlich die Objekte selbst. Sein Blick würde dann gen Himmel gehen und er würde den Mond und die Sterne bewundern. Am Ende würde er gar in der Lage sein, die Sonne selbst zu sehen.

Rückkehr in die Höhle

In Platos weiterer Überlegung kommt er zu dem Schluss, dass der Befreite sicherlich den weiterhin in der Höhle gefangenen Kameraden von seinen Erlebnissen in der wahren Welt erzählen und sie befreien möchte. Ein erneutes Leben in der Höhle wäre für den befreiten Menschen undenkbar. Ebenso wenig würde er es wohl ertragen können, welch karges Dasein seine Gefährten fristen müssen.
Nach seiner Rückkehr in die Höhle würde er sich neben die anderen Gefangenen setzen und ihnen von der Welt außerhalb erzählen. Es würde nicht einfach sein, diesen Menschen dies zu erklären, und in den meisten Fällen würde man ihn nicht verstehen oder ihm keinen Glauben schenken.
Die Gefangenen würden ihn dann verspotten und für wahnsinnig erklären. Besonders, da sie erkennen, dass sein Aufstieg aus der Höhle ihn so stark verändert hat, dass er in der Dunkelheit nicht mehr gut sehen kann. In gewisser Hinsicht wäre der befreite Mensch, dessen Augen nun an das Licht der Sonne angepasst sind, für sie ein Blinder.

Sie würden sich wahrscheinlich sogar äußerst feindselig gegenüber ihrem früherem Kameraden zeigen, wenn er es weiterhin versuchen sollte, sie von seinen Ansichten zu überzeugen und sie zum Verlassen der Höhle zu bringen. Die Möglichkeit, dass ihre Wahrnehmung der Realität verfälscht sein könnte, wollen sie einfach nicht in Erwägung ziehen. Zudem würden sie sich davor fürchten, ebenfalls zu erblinden und nicht mehr die Welt sehen zu können, die sie bisher kannten. Der Rückkehrer würde als Gefahr eingestuft werden, und man würde ihn vermutlich gar töten, wenn er einen der Ihren gewaltsam zu befreien versuchen würde. Lieber würden sie einen Mord begeben, als dass man sie aus der Höhle entfernen würde, vom einzigen Ort, den sie kennen und wo sie sich sicher fühlen.

Queen & David Bowie - Under Pressure



 

Paralleluniversum


Universum

Es gibt einen Ort im Universum, an dem sich alle großen künstlerischen Ideen bündeln, sich aneinander reiben und neue erzeugen" sagte er jetzt mit leiser Stimme. "Die kreative Dichte dieses Ortes muß enorm sein - ein unsichtbarer Planet mit Meeren aus Musik, mit Flüssen aus purer Inspiration und mit Vulkanen, die Gedanken speien, umzuckt von Geistesblitzen. Das ist das Orm. Ein Kraftfeld, das großzügig seine Energie verströmt. Aber nicht für jeden. Es strahlt nur für Auserwählte.

Walter Moers - Die Stadt der Träumenden Bücher

Lächeln



Donnerstag, 21. Juni 2012

Alter

Sex unter älteren Menschen kann seine peinlichen Momente und komischen Längen haben, ist aber auch von einer Zärtlichkeit geprägt, die den Jungen oft abgeht. Die Brüste mögen hängen, der Schwanz mag welken, aber Haut ist immer noch Haut, und wenn jemand, den du gern hast, die Hand nach dir ausstreckt, dich streichelt, in die Arme nimmt oder auf den Mund küsst, schmilzt du noch immer so dahin wie damals, als du dir eingebildet hast, du würdest ewig leben.

Paul Auster - Die Brooklyn Revue  

Gezähmt

Wildes Tier mit gezähmtem Blick
Gefunden auf: Dpshots

Mittwoch, 20. Juni 2012

Freiheit

Gefunden auf: Tumblr

Kindskopf


EH

Gefunden auf: Facebook

Montag, 18. Juni 2012

Risse

In Japan repariert man Gegenstände, die kaputt gegangen sind, indem man die Risse mit Gold füllt. Man glaubt, dass wenn etwas Schaden erlitten und dadurch eine Geschichte zu erzählen hat, an Schönheit gewinnt.

Billie Mobayed

City and Colour - At The Bird's Foot


Kinderaugen


Erinnerungen


Die vom Rost befallene Zellentür öffnet sich knarzend, hinter der ein Mann in Uniform durch die Gitterstäbe in das Gefängnis starrt. Aus seiner Nase dringt der letzte Zug einer Zigarette, die er zu Boden schnippt und ihr Glimmen unter seinen schwarz getränkten Lederstiefeln austritt. Er trägt die Hose in den Stiefeln, deren dunkler Stoff bis zu den Knien eng anliegt, um sich an den Außenseiten der Oberschenkel zu einem Ballon zu weiten. Über dem aufgeblähten Bauch spannt sich seine mit Goldknöpfen und Insignien verzierte Jacke. Streng mustert er das von Stäben umrandete Gefängnis, in dem ein Häftling mit bloßer Haut in seinen Körperausdünstungen kauert und die Luft mit beißendem Gestank prägt. Das zerzauste Haar baumelt schlaff auf den klammen Steinboden, während der Kopf an den Gittern lehnt und seine verblassten Pupillen ins Leere wanken. Der Mann in der Uniform brüllt ihm entgegen und richtet seinen ausgestreckten Zeigefinger nach draußen. Er schaut grimmig über seine Schulter, als der Gefangene zurückschreckt. Zwei Wärter setzen dem Insassen daraufhin mit Schlagstöcken zu und lassen erst dann von ihm ab, als erneut ein Schrei ertönt. Es verlangt ihm einige Mühe und Zeit ab, sich aufzurichten und aus der Zelle in einen umzäunten Gang zu schleppen. Abseits des Zauns folgen ihm im hallenden Gleichschritt die zwei Wärter sowie der Mann in der Uniform, dessen Atem von der Strecke deutlich heraussticht. An ihnen vorbei ziehen zahlreiche Zellentüren, ehe der Gefangene abrupt anhält und durch den Zaun blickt. Hinter der Dunkelheit der Gitterstäbe, dem dumpfen Wehklagen ihrer Bewohner, betrachten matte Augenpaare, wie ihn Schreie und Schläge wieder zum Weitergehen treiben. Vor einer kleinen Holztür mit zahllosen Kerben endet die Reise. Dicht neben ihm steht der Mann in der Uniform hinter den Gittern vor einem Vorhang und zwirbelt seinen zwischen den runden Wangen hervorstechenden Schnurrbart, ehe er seine weißen Lederhandschuhe überzieht. Ein Wärter reicht ihm eine Peitsche, deren Holz sich ächzend unter seinem angespannten Griff beugt, während er grimmig den Gefangenen anstarrt.
Der Vorhang öffnet sich und gleißendes Licht flutet den Gang. Aus dem Mann in der Uniform wird ein Dompteur, welcher mit ausgebreiteten Armen die Manege betritt und sich im Beifall der Zuschauer des Zirkuszelts verneigt. Er verteilt dutzende Luftküsse, ehe er sich dreht und den Lederriemen der Peitsche in den Sand fallen lässt. Musik dröhnt aus den Lautsprechern und die kleine Holztür neben dem Vorhang öffnet sich. Aus dem Gefangenen wird ein Löwe. Sein von der Enge des Käfigs getrübte Schritt hinterlässt seichte Abdrücke im Sand, als er durch die Arena trabt. Das Knallen der Peitsche durchbricht die Luft und drängt ihn auf ein Podest hinauf, von dem er zu dem gegenüberliegenden Podest springt. Nach einigen Sprüngen hält er abrupt für einen Augenblick inne, um durch den Zaun der Manege zu blicken. Hinter dem grellen Strahl des Scheinwerfers, dem aufgeregten Applaus der Zuschauer betrachten leuchtende Augenpaare, wie ihn Schreie und Peitschenschläge zum nächsten Sprung treiben. Als er den letzten Hocker erreicht hat, nähert sich ihm der Dompteur mit ausgebreiteten Armen und verneigt sich vor dem Jubel des Publikums, während zwei Tiertrainer vor dem Hocker einen Reifen entzünden. Er brüllt ihm entgegen und lenkt den ausgestreckten Zeigefinger zum Reifen, doch der Löwe zögert und betrachtet die Flammen. Die Zuschauer werden still. Nur wütende Schreie und fröhliche Musik füllen das Zirkuszelt, als die Lederriemen sich mit blutigen Wunden in die Haut fressen und doch daran scheitern ihn zu bändigen. Der Löwe springt von dem Podest und richtet seine Schritte zielstrebig auf den Dompteur, dessen rot gewordenes Gesicht sich nun zu wandeln beginnt und blanke Angst sich ihm bemächtigt. Bei dem Versuch der Flucht verliert er die Kontrolle und fällt. Der Schrei des Löwens ist laut, als er zum Entsetzen des Publikums über den Dompteur herfällt und die Manege nun mit panischen Hilferufen füllt.
Unter der verdreckten Mähne, dem ausgehungerten Leib eines gebrochenen Wesens keimte die Leidenschaft wieder auf, welche ungebändigt durch all die Barrikaden der Gehorsamkeit hindurchbrach und seinen Geist mit etwas flutete, das Gitterstäbe und Demütigung nicht länger verwirken konnten. Etwas, das nur in Vergessenheit geraten war und aufs Neue entflammte. Es war dieser Augenblick, der ihn mit Aufregung tränkte und in dem er endlich heimkehrte. Noch einmal wehte der trockene Wind der Savanne durch seine Mähne, noch einmal spürte er die hochstehende Sonne auf seiner Haut, den ausgedorrten Boden unter seinen Pranken und schmeckte den rastlosen Trieb auf seiner Zunge, als er auf seine Beute sprang. Auch wenn ihn dieser Moment später das Leben kostete, schenkt er ihm die Erinnerung an die Wildnis zurück.

Samstag, 16. Juni 2012

Narben

Wie stur sind diese Narben, dass sie einfach nicht verschwinden wollen oder sind sie nur eine sanfte Erinnerung daran, dass diese Tage sich zum besseren gewandt haben?


Asking Alexandria - A Prophecy 

Freitag, 15. Juni 2012

Weg

Gefunden bei Zenpencils

Donnerstag, 14. Juni 2012

Edgar Allan Poe - Ein Traum in einem Traum


Auf die Stirn nimm diesen Kuß!
Und da ich nun scheiden muß,
So bekenne ich zum Schluß
Dies noch: Unrecht habt ihr kaum,
Die ihr meint, ich lebte Traum;
Doch, wenn Hoffnung jäh enflohn
In Tag, in Nacht, in Vision
Oder anderm Sinn und Wort –
Ist sie darum weniger fort?
Schaun und Scheinen ist nur Schaum,
Nichts als Traum in einem Traum!

Mitten in dem Wogenbrand
Steh' ich an gequältem Strand,
Und ich halte in der Hand
Körner von dem goldnen Sand –
Wenig, dennoch ach, sie rinnen
Durch die Finger mir von hinnen –
Weinen muß ich, weinend sinnen!
Ach, kann ich nicht fester fassen,
Um sie nicht hinwegzulassen?
Ach, kann ich nicht eins in Hut
Halten vor der Woge Wut?
Ist all Schaun und Schein nur Schaum –
Nichts als Traum in einem Traum?

Viele Ecken


Mittwoch, 13. Juni 2012

Aufmerksamkeit

Wir leben in einer Welt, in der man alles wahrnimmt. Die neue Frisur, der kleine, lächerliche Pickel am Kinn, oder das neue Pölsterchen an der Hüfte. Die Fehler der anderen, selten die eigenen, der neue Freund oder das neueste Gerücht, alles wird bemerkt. Aber wenn jemand neben uns stirbt, innerlich zusammenbricht und in all dem ertrinkt, dann gehen wir wortlos vorüber, weil das keiner bemerkt.

Unbekannt

Unterschiede

Schau mal, sagte der Fuchs, so unterschiedlich sind wir gar nicht und zog seine Ohren in die Länge, was den Hasen natürlich wenig überzeugte, ihm den Weg zu seinem Bau zu verraten.

Abwesenheit

Eines Tages wird der Mensch auf seine Welt blicken und etwas sehr Sonderbares sehen: abwesende Tiere.

Akif Pirincci - Francis

Ehre


Tageslicht