Ich erinnere mich noch genau an diesen einen Abend im Sommer, als unsere Clique zusammen in dem Café saß und wie sich wenig später herausstellte, sollte sich für mich einiges danach ändern. Aber fangen wir von vorne an.
»Das letzte Album stieg zwar in die Top Ten ein aber muss für ihre Verhältnisse als suboptimal bewertet werden.« äußert sich Matze mit monotoner Stimme, während er seine Brille zurechtrückt. »Genau.« erwidere ich. »Mhm.« fügt Holger kurz und bündig hinzu. »Seit sie ihren Stil von Indie Rock auf Pop wechselten, verloren sie eindeutig ihr vorzügliches Fluidum.« holt Matze weiter aus. Diesmal beschränken wir uns auf ein zustimmendes Nicken und streunen abwesend mit den Blicken durch das Café. Es handelt sich hier weniger um eine wortgewandte Diskussion dreier Studenten auf dem Zenit ihrer intellektuellen Reife, sondern vielmehr um das angespannte Warten auf eine anstehende Schlacht um das Vorrecht der Begattung. Sabine, die die Clique komplettiert, hat sich mit einer Freundin angekündigt und das Prekäre daran ist, dass sowohl Holger als auch ich ein kopulierendes Auge auf sie geworfen haben. Da sich für keinen von uns bisher die Gelegenheit ergeben hatte, sie von unseren Qualitäten zu überzeugen, wird sich in wenigen Augenblicken klären, wer das Rennen für sich entscheiden kann.
Holger strebt cum laude in BWL an und möchte eines Tages Union Berlin zum Ruhm alter Tage führen. Holger ist nicht nur gutaussehend, sondern hat auch noch Erfolg bei den Frauen und reiche Eltern. Zudem darf er einen muskulösen Körper sein Eigen nennen, den er ohne Bedenken halbentblößt nachts zur Schau stellen könnte, wenn es an der Tür klopften würde, während ich stets darauf bedacht war, noch schnell ein T-Shirt über meine Wohlstandswampe zu ziehen. Ich hasse ihn. Holger trägt ständig enge Leibchen mit tiefem Ausschnitt, an denen meistens eine Sonnenbrille befestigt war. Heutzutage benötigt der edle Modemensch ganz besondere Sonnenbrillen, die müssen nicht nur billig aussehen, wie aus einem Spielzeugwarenladen, sondern zugleich noch von einem namhaften Designer stammen. Wäre man ein pingeliger Zeitgenosse, könnte man sicherlich berechtigt hinterfragen, was eine Sonnenbrille an einem Abend für eine Funktion erfüllt, außer die eigene Selbstgefälligkeit zu repräsentieren.
Matze studiert Informatik und ist der Aiman Abdallah der Clique, der gerne eine Unterhaltung oder humorvolle Pointe mit seinem Redeschwall unterbricht, um diese in den korrekten faktischen Rahmen zu rücken. Matthias, wie er cliquenextern genannt werden möchte, hat bis zu dem heutigen Tag noch keine weibliche Aufmerksamkeit erleben dürfen, außer die der Mutter. Er ist stets darauf bedacht, dieses durch entsprechende Kleidung und verklemmtes Verhalten weiter aufrecht zu halten.
»Die Basselemente wurden auch vollständig aus ihrem musischen Repertoire gestrichen, was ...« »Da! Sie sind da.« unterbreche ich rüde Matzes Rezitation, denn erspähe ich Sabine und das Objekt der Begierde auf dem Gehweg gegenüber. Ich verspüre ein Kribbeln in meinem Magen, das sich bis in die Fingerspitzen hinauf zieht. Holger nickt mir mit einem blasierten Grinsen zu und nuschelt noch: »Viel Erfolg, Fabian.«, ehe er aufsteht und beide mit einer Umarmung begrüßt. Ein Fehler. Denn versorgte mich Sabine am Tag zuvor mit exklusiven Informationen über ihre Freundin.
Sie arbeitet als Bürokauffrau in einem Unternehmen für Naturdünger und ist eher in der Kategorie Frau anzusiedeln, die ganz konservativ nach dem langen Arbeitstag des Mannes zu Hause mit einem warmen Abendessen und zweistelligen Wortschatz wartet. Die sich zwar hin und wieder über fremde Telefonnummern in der Hosentasche oder Lippenstift auf dem Hemdkragen beschwert, sich aber letztendlich freimütig wieder ihrem Platz am Herd widmen würde. Warum ich also hinter so einem Relikt der Rollenverteilung her war? Der Grund kann nur durch meinen unsäglichen Trieb erläutert werden, denn hatte diese junge Frau einen üppigen Vorderbau. Ich schätze ihn auf Körbchengröße C. Doppel D entstellt nach meinem Geschmack viel zu sehr die Schönheit eines weiblichen Körpers, wobei Größe A und B für mich nur ein klassisches Understatement darstellen, ohne jegliche Zusatzfeatures. Sabine verriet mir auch, dass ihre Freundin keine körperliche Nähe zu fremden Personen mag.
Dementsprechend flüchtig fällt auch ihre Umfassung aus, ehe ich ihr höflich distanziert und mit herzerwärmenden Lächeln die Hand reiche. Als wir uns an den Tisch setzen, unterläuft mir diesmal ein folgenschwerer Lapsus, denn trete ich die Initiative an Holger ab, der sich prompt neben die Angebetete platziert und mir den undankbaren Platz zwischen Sabine und Matze übrig lässt.
In diesem Augenblick erreicht der Ober unseren Tisch und fragt uns genäselt, mit welchem Getränk wir denn gedenken, den Abend anzugehen. Noch ehe die Freundin von Sabine ihre Entscheidung mitteilen kann, fährt Holger dazwischen. »Sie möchte bestimmt einen Cuba Libre.« schmalzt er. Sie schaute ihn überrascht an. »Woher weißten das?« Ein verlogenes Schmunzeln dümpelt in seinem Gesicht. »Ach, Du magst den auch? Ja was für eine überraschende und tolle Gemeinsamkeit wir da doch haben.« Sie lächelt ihn an, womit ich meinen wutgeladenen Blick auf Sabine hageln lasse, die ihren Verrat mit einem lapidaren Schulterzucken zu entschuldigen versucht.
Sabine war der UHU-Alleskleber der Clique und hält alle zusammen. Sie studiert Pädagogik und sie ist es, die uns mit mütterlicher Hartnäckigkeit aus den muffigen und abgedunkelten Zimmern vertreibt und uns in Bars, Restaurants oder Feiern zerrt. Ohne sie wären wir wohl zu sozial deformierte Eremiten mit vergilbten Zottelbärten mutiert, die vor lauter Einsamkeit angefangen hätten, seltsam glucksend an Grashalmen zu knabbern.
Ich wähnte mich nun im Hintertreffen mit Holger. Dachte dieser einfältige Pinsel etwa, mich mit diesem abgekarteten Schmierentheater aus dem Spiel nehmen zu können? Da hatte er sich gehörig in sein Solarium gebräuntes Fleisch geschnitten! Ich ging in die Offensive. »Das ist ein wunderschönes Kleid, was Du trägst.« sage ich mit rührseliger Stimme. »Danke aber das ist eh nur von C&A.« »Du bist die einzige Frau, die ich kenne, an der C&A Klamotten richtig teuer aussehen.« erwidere ich edelmütig und beobachte stolz, wie ihr Blick schüchtern zu Boden ging. Sabine rollt die Augen, während Holger seinen Neid unehrenhaft mit einem Kopfschütteln zur Schau stellt.
Natürlich hätte ich ihre Figur löblich in den Vordergrund stellen können, doch hätte dies ein allzu oberflächiges Licht auf mich geworfen. Ihr eine solche Ausstrahlung zu beurkunden, die selbst kläglich verarbeitete Kleider von der Stange exquisit erscheinen lassen, war selbstredend ein genialer Schachzug.
»Ja, das Kleid steht Dir wirklich ausgezeichnet.« kann Holger nur noch banal hinzufügen, ehe der Ober mit den Getränken zurück an den Tisch kommt. »Für wen war das Weizenbier?« Ich zeige kurz auf. Normalerweise trinke ich kein Alkohol, noch viel weniger Bier, da ich dem bitteren Abgang noch nie viel abgewinnen konnte. Doch heute ist eine besondere Situation. Das Weizenbier soll ihr suggerieren, dass ich ein geselliger Typ bin. Zudem kann sie von dem üppigen 0,5 Liter Glas auf meine ebenso üppigen körperlichen Merkmale schließen. Wir heben die Gläser und stoßen an. Ich nehme einen schmächtigen Zug und versuche den Ekel mit ausdrucksleerem Gesicht zu verbergen.
»Wisst ihr schon, was ihr nach dem Studium machen wollt?« fragt Sabine mit seltsam aufgesetzter Tonlage, worauf es aus Holger euphorisch herausplatzt: »Also ich habe mir fest vorgenommen, bei einer Non-Profit Organisation zu arbeiten und die Abholzung des Regenwaldes zu verhindern. Das Wohl dieser Erde liegt mir sehr am Herzen.« Bedeutungsschwanger lässt er seinen Blick in die Ferne schweifen. Die Freundin von Sabine stößt einen mitfühlenden Ton aus. Während Matze irgendetwas von IT-Firmen faselt, überlege ich mir, wie ich das gemeinnützige Gewäsch von Holger übertreffen könnte. »Ich will später einmal einer Kinderklinik für ADHS Erkrankte tätig werden. Ich finde, wir haben eine Verantwortung für unsere Kinder, mit der wir nicht leichtfertig umgehen dürfen.« antworte ich schließlich mit bierernstem Ausdruck und unterstreiche meine noble Aussage mit einem selbstbestätigenden Nicken, das prompt darauf mit einem zustimmenden Blick von dem Objekt der Begierde belohnt wird.
Im Grunde trommeln wir beide kraftstrotzend wie zwei paarungswillige Gorilla Silberrücken auf der beharrten Brust, um die Gunst des Weibchens mit animalischen Brunftschreien für uns zu gewinnen. Doch da wir Verfechter der menschlichen Evolution sind, verschieben wir die rohe Natur dieses Schauspiels stattdessen auf die rhetorische Ebene, indem wir an Hand feingewobener Konversation ihre Gunst zu erlangen versuchen. Sie beobachtet teilnahmslos das Spektakel und urteilt über jegliche Aktionen mit einem erhobenen oder gesenkten Daumen. Zudem war es zwischen Holger und mir vereinbart, dass egal wie hanebüchen unsere Aussagen oder Komplimente auch waren, wir würden uns nie gegenseitig verbal ans Bein urinieren und vielmehr das Weibchen entscheiden lassen.
»Wusstest Du, dass es sich bei dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, um eine im Kindesalter beginnende psychische Störung handelt, die sich durch Aufmerksamkeitsprobleme, sowie Impulsivität auszeichnet? Etwa drei bis zehn Prozent aller Kinder zeigen diese Symptome und Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen.« belehrt sie daraufhin Matze. »Wow! Woher weißte denn so viel davon?« fragt sie sichtlich erstaunt. Matze nestelt nervös an seiner Brille, ehe er ihr ausufernd erklärt, dass er einige Artikel darüber gelesen hatte und allgemein sehr gerne in Zeitschriften und Büchern stöbert. Viel interessanter hingegen ist die Tatsache, dass sich zwischen den Beiden nun eine angeheiterte Unterhaltung entwickelte. Dieser Akt der unprovozierten Intervention ist auch nicht unbemerkt an Holger vorbeigegangen, der verwundert zu mir schaut. In jenem Augenblick sahen wir unser Fell davonschwimmen. Mit einem Nicken einigen wir uns, Matze aus dem Spiel zu nehmen, der weiterhin mit parasitärer Heiterkeit unserer Angebeteten ein Gespräch in die Ohren lallt. »Ja, ja, ja, das ist ja alles sehr interessant Matze.« unterbreche ich ihn aus seinem Fluss, ehe ich mit eindringlichem Ton hinzufüge: »Aber was hat man schon von dem stubenhockerischen Gelese, wenn man die Welt nur auf dem Papier vor sich hat und sie nicht erlebt und spürt? Ich sag es Dir, nichts. Einfach nichts hat man davon.« »Ja Matze, Du kannst nicht ständig zu Hause bei Mama hocken. Du musst Dich auch mal trauen was zu erleben. Nur so kriegst Du auch mal ne Frau ab.« pflichtete Holger mir bei, worauf Matze eingeschüchtert mit dem Löffel in seinem Kamillentee rührt. »Das reicht jetzt Jungs.« springt Sabine wie ein aufopferungsvoller Königspudel schützend vor ihn.
Das schlechte Gewissen, das sich mir mahnend aufdrängt, wische ich zur Seite. Er hat doch selber Schuld, das passiert nun einmal, wenn man sich einfach ungefragt in die Angelegenheiten zweier Parteien einmischt.
»Was sind den eure Hobbys?« versucht die Freundin beschwichtigend den Themenwechsel zu vollziehen. »Also wenn ich mal nicht mit dem Paraglider unterwegs bin, trainiere ich für meinen Triathlon oder spiel ein wenig Schach zur Entspannung.« protzt Holger mit süffisantem Grinsen. »Und ich gehe gerne Tiefseetauchen und so oft ich die Zeit finde, besuche ich die Waisenkinder in der Innenstadt.« setze ich noch eins drauf. »Wow! Ihr seid ja ne richtig interessante Truppe.« erwidert sie mit einem Lachen. Sabine hingegen stützt den Kopf auf ihre Hand und konstatiert resigniert: »Ja, wir lassen uns immer was Neues einfallen.«
Gerade als Holger anfing von einer bedeutungsmageren und vollkommen überflüssigen Anekdote aus seinem belanglosen Leben zu schwadronieren, spüre ich es: das Problem Nummer 2. Meine Mutter teilte in peinlicher Berührtheit die Ausscheidung Stoffwechselprodukte in zwei Kategorien ein. Nummer 1 war die Miktion, die auch in geläufigen Kreisen der Gesellschaft als das Entleeren der Harnblase bekannt war oder wie es das vulgäre Pack ausdrücken würde: Pieseln, Schiffen oder gar Brunzen. Nummer 2 war dementsprechend die Entleerung des Darmes, dass sich just in diesem Augenblick in heftiger Natur bei mir zu Wort meldete und sich damit zu Problem Nummer 2 heraus kristallisierte.
Mein Magen fing an zu brodeln und das Völlegefühl breitete sich wie Blei in meinem Darm aus. Wir hatten uns vor dem Café noch bei Sabine getroffen und dank meiner hormongesteuerter Übermut, versuchte ich das Weibchen zu beeindrucken, indem ich von der Biokost probierte. »Biokost hat viele Ballaststoffe und reinigt so den Magen, was sehr förderlich für das eigene Wohlbefinden und die Darm Flora ist.« hatte Matze noch geschwafelt und nun sollte ich die Wahrheit seiner Aussage eigenhändig spüren. Die Worte von Holger ziehen immer undeutlicher an mir vorüber. Leichte Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn, als mir der Magen nun mit aller Deutlichkeit zu verstehen gibt, dass es ihm herzlich egal ist, dass die Situation gerade mehr als unpassend für mich ist. Wehen artig überfällt mich das drückende Gefühl und nach jedem Abklingen möchte ich wie eine Hochschwangere anfangen zu hecheln. Doch bleibe ich auf dem Sitz mit starrer Mimik und wäge die Sachlage ab. Seit einigen Minuten sitzen wir hier, ich kann also unmöglich zum Aufbrechen aufrufen, da sonst mein durch das Weizenbier aufgebaute Image eines geselligen Zeitgenossen zerstört werden würde. Ich erinnere mich an den Schnellimbiss in der Nähe, der eine Toilette sein Eigen nennt, doch kann ich nicht einfach so Holger die Initiative überreichen und kampflos aufgeben. Mir kam eine Idee. Ich würde ganz unauffällig und kontextreich das Gesprächsthema auf Blauwale umschwenken, denn das war Matzes Lieblingsthema, über das er sich Stunden auslassen konnte und genau dies sollte er in meiner Abwesenheit auch tun. Das selbstverliebte Mundwerk Holgers mit dem größten Säugetier auf diesem Planeten stopfen, während ich mich meinen Ballast entsorgen würde. »Ja ich finde es prima, wie Du Deiner Mutter da aus der Patsche geholfen hast. Apropos, findet ihr nicht auch, dass viel zu wenig gegen die Ausrottung der Blauwale unternommen wird?« frage ich mit authentischem Interesse und fixiere Matze eindringlich. Doch dieser elendige Eierkopf spielt nicht mit und rührt immer noch eingeschnappt in seinem Kamillentee. Mein pedantischer Magen macht mir in dem Augenblick mit einer weiteren Wehe klar, dass ich keine Zeit für andere Überlegungen habe, womit ich aufstehe und mich von dem Tisch entferne.
Ich bin bemüht einen aufrechten, mannhaften und selbstsicheren Gang aufzuführen, so schwer mir das auch mit der angespannten Darmsituation auf fällt. Ich spüre förmlich ihre bewunderten Blicke auf meinem Rücken, wie sie mich anhimmelt und Holger mit einer abweisenden Hand zu verstehen gibt, dass sein unkultiviertes Gezeter an diesem Tisch und vor allem nicht bei ihr erwünscht ist.
Kurze Zeit später betrete ich das Fast Food Restaurant und treffe auf die beleibte Bevkölkerungsmasse, die mit jener Absichtserklärung in diesem Etablissement waren, um fettige Fastfood-Produkte zu verzehren, die so eine geringe Halbwertszeit aufweisen, dass man schon vor dem ersten Bissen, das nächste Super-Mega-Menü bestellen möchte. Der Geruch von gebratenen Fleisch wandert durch meine Nase in meinen Magen und legt sich schwer auf jenes verdaute Schwergewicht, dass sich Stück für Stück ans Ende des Tunnels schiebt. Ich muss so schnell wie möglich die Toilette finden und zurück an den Tisch, an dem Holger wohl gerade aufs heftigste mit meiner Angebeteten flirtet. Kurz darauf finde ich die Toilette und zudem auch ein Schild, das mahnend über einem Codeschloss hängt und mir freundlich aber bestimmt mitteilt, das ich doch bitte zuerst ein im Preis-Leistungs-Verhältnis vollkommen überzogenes Produkt zu erwerben muss, bevor ich dieses verdaut hinter dieser Tür wieder freigeben kann.
Wie kann es sein, dass man in einer sozial geprägten Gesellschaft selbst für die niedrigsten Bedürfnisse einen unangemessenen Gegenwert verlangt. Ich ersticke jenen klugscheißerischen Gedanken, der mir gerade über die Hirnbahnen entgegenschlürft und mir weismachen will, dass die Toiletten von dem Personal gereinigt werden müssen und es wirtschaftlich nachvollziehbar ist, Geld dafür zu verlangen. Das ist mir gerade egal, ich bin empört, wütend und verzweifelt. Von jedem etwas oder besser gleich alles zusammen.
Resigniert wie ein desillusionierter Vertreter einer Hippie Bewegung greife ich in meine Tasche, um das Portemonnaie zu zücken. Doch ich lange ins Leere, die Taschen sind mit Flusen und einem benutzen Taschentuch gefüllt. Erneut flaniert mir der klugscheißerische Gedanke übers Hirn und erinnert mich daran, dass ich meine Brieftasche in der Jacke deponiert habe, die nun perspektivlos über dem Stuhl im Café herumgammelt. Ich konnte unmöglich zu dem Tisch zurückkehren. Besonders Holger würde Fragen stellen, unangenehme Fragen, dass mit hoher Sicherheit mein aufgebautes Image zerstören würde. Ich habe absolut keinen Schimmer, wie ich das aufgeblähte Gefühl nun aus mir heraus kriege.
Ich verlasse das Fastfoodrestaurant und jongliere mit dem Gedanken, wimmernd jene Menschen anzuflehen, die mit halbverdauten Hühnerschenkeln in den Mundwinkeln an mir vorbeigehen. Anbetteln werde ich sie, genau, wie der Obdachlose es dort Gegenüber macht, der mit Plastikbeuteln und zerlumpten Kleidern an der Wand herumlungert.
In diesem Augenblick brennt der Wolframfaden meiner metaphorischen Ideenlampe hell auf, als ich einige Pfanddosen neben dem heruntergekommenen Mann erspähe. Ich werde dem Penner die Dosen entwenden und diese beim Supermarkt einlösen. Mit diesem Geld kann ich mir im Schnellimbiss etwas kaufen und mich dann dort von dem Ballast befreien. Doch wäre es nicht hochgradig asozial, einem hilfsbedürftigen Mitmenschen, dem die gefühlskalte Gesellschaft ins Abseits stellte, auch noch den letzten Besitz zu stehlen, nur um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen? Mir kommt eine weitere Idee. Ich werde ihm, wie geplant, die Pfanddosen abnehmen und wenn die Clique nach dem geselligen Zusammensitzen sich auf den Rückweg macht, werde ich ihm vor den Augen meiner Angebeteten einen 5 Euro Schein spendieren. Damit habe ich meinen Diebstahl mehr als wett gemacht und stehe noch als selbstloser Held da. Ein diabolisches Gelächter durchzieht mein Hirn, geweckt durch meine bitterböse Genialität.
Also gehe ich auf den Obdachlosen zu und verberge mein abgründiges Vorhaben mit einem alltagstauglichen Gesichtsausdruck, wie man ihn zuhauf auf den Straßen bei unbescholtenen Bürgern findet. Ich nähere mich ihm und erkenne, dass er eine Zipfelmütze trägt. Warum in aller Welt trägt er im aufkeimenden Hochsommer eine Wintermütze? Ist er etwa so vorausahnend, dass er seinen Körper so an die anstehenden Minusgrade gewöhnt? Oder ist er ein ehemaliger Top-Manager, der den steilen Weg seiner Karriere mit Bestechungen abkürzte, dem jedoch seine Vorgesetzten auf die Schliche kamen und ihn im letztjährigen Winterurlaub entließen, so dass die Zipfelmütze seine einzige Erinnerung an vergangene glorreiche Tage war? Egal, ich muss mich auf den bevorstehenden Diebstahl konzentrieren. »Guten Tag werter Herr, ist das nicht ein ausgezeichneter Abend?« spreche ich ihn mit unverdächtig klingender Stimme und vertrauensvollerweckender Mimik an. »Klaro, richtig geiler Abend, grade wenn man de Nacht auf der verpissten Straße pennen darf, kein Dach, Kohle oder warmes Fressen hat. Und jetzt troll dich Arschgeige!« erwidert er mit einer Eloquenz, bei der sich Goethe mehrfach im Grab umgedreht und einen Drehwurm 1. Grades davongetragen hätte, wenn er denn noch am Leben gewesen wäre. Da mir auf seine recht direkte ausladende Antwort nichts Gescheites einfallen möchte, bediene ich mich wiederum einer Finesse aus meiner schier unerschöpflichen Genialität. »Hey, was ist das denn da hinten? Ist das etwa ein 20 Euro Schein, der da vollkommen unbeaufsichtigt auf dem Bordstein liegt?« rufe ich aufgeregt. Noch als er sich umdrehte, packe ich mir eine Handvoll Dosen und sprinte los.
Mit diesem gewieften Trick wusste ich schon in der 6. Klasse das Pausenbrot der dicken Lisa zu erbeuten. Natürlich petzte sie es der Lehrerin (kein Wunder, dass sie niemand mochte) und da half auch meine logisch strukturierte Begründung nicht, dass ich mir Sorgen um ihre Figur machte, die ein gewichtiger Grund für die Hänseleien waren.
Aber zurück zum zipfelmützigen Penner, der nun die Wahl hat, mir und seinen 50 Cent teuren Pfanddosen hinterher zu spurten und damit sein Hab und Gut anderen dreisten Handlangern zur freien Verfügung zu stellen oder den Ärger einfach runterzuschlucken und mich ziehen zu lassen. Gott sei Dank entscheidet er sich für erstere Variante, denn habe ich nicht nur dank meines pedantischen Darmtraktes ein sich rapide schließendes Zeitfenster vor Augen, sondern wirkte der Zipfelmützen-Penner auch recht robust und muskulös. Nun renne ich mehr oder weniger stolz mit den Pfandflaschen eines Obdachlosen in den nächsten Supermarkt, wo sich erfreulicherweise so gut wie keine Kunden befinden, die, wie sich kurz darauf zeigt, sich entschlossen hatten, in der Kassenschlange zu tummeln. »Verdammte Scheiße!« entweicht es mir wenig elegant, was die Aufmerksamkeit eines behäbigen Mannes am Ende der Schlange auf mich zog, zu dem ich mich mit unterdrückter Wut und verdauter Biokost im Magen geselle.
Ich ging immer ungeprüft davon aus, dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben. Kaum hatte man sich vom mühselig ersparten Geld ein teures Produkt mit mehrwöchiger Lebensdauer zur Steigerung des gesellschaftlichen Status gegönnt und ist ganz unverdrossen davon ausgegangen, sich nun ein Avantgardist nennen zu dürfen, wurde man für diesen blauäugigen Trugschluss schon am darauffolgenden Tag als verstaubter Nostalgiker von den Trendsettern ausgelacht.
Doch was sich hier in der Warteschleife abspielt, spottet jeglicher kapitalistischer ‚Zeit ist Geld‘ Grundeinstellung. Da wird herzhaft gelacht und geplaudert, als wäre man auf einem Pfadfinderausflug und am knisternden Lagerfeuer würde der verpickelte Fieselschweif Leiter mit seiner verstimmten Akustikgitarre ‚Kumbaya my Lord‘ zupfen. Warum wird das ungeschriebene Gesetz der Kassenreihe hier so dreist missachtet? Es sollte doch jeder angehalten sein, in der Warteschlange stumm, zügig und wenn möglich, streng reinblickend die Ware auf das Fließband zu legen. Sollte es doch einmal vorkommen, dass eine redselige Kassiererin einem unverschämten Smalltalk ins Gesicht schmieren wollte, sollte der bedrängte Kunde sie sofort mit der 1,5l fettarmen Milch zur Ruhe ohrfeigen und anschließend an den Haaren ins Abteilungsleiterbüro zerren, um sie dort drakonisch zu bestrafen oder gleich an Ort und Stelle niederzuschießen.
Die Zeit drückt, sie drückt wortwörtlich und liebend gern würde ich meinen gewaltbereiten Gedanken folgen und den großräumigen Supermarkt in ein blutiges Schlachthaus verwandeln. Doch kann ich mich noch einmal zur Ruhe besinnen, schließlich waren geklaute Bierdosen in meinem Besitz, die ich einem Wesen der untersten Wertekette dieser Gesellschaft enteignet hatte, um meine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Vor mir hievt ein Mann mit der Statur eines überdimensionalen Beuteltiers und der Ruhe eines tibetanischen Gebetsmönches seine endloserscheinende Ware auf das Fließband. In diesem Augenblick schießen mir Bilder in den Kopf, wie Holger gerade mit einer Pointe die Freundin von Sabine zum Lachen bringt und sie daraufhin mitten auf dem Tisch des Cafés entkleidet und vor dem applaudierenden Zuschauerpulk in die Ekstase treibt. Das war zu viel, erst mein Magen und nun stellt sich auch noch das eigene Kopfkino gegen mich. Ich muss hier raus, mit Pfand und dann zum Café, ohne vollen Verdauungstrakt. Doch steht zwischen all dem, dieser unglaublich behäbige Mann. Ich will ihn anschreien, ihm weh tun, seinen Kopf gegen die Scanneranlage schlagen, worauf dort wahrscheinlich der Preis für Weißkohlkopf flimmern würde. Ich spüre, wie die rohe Gewalt sich erneut in meinen Nervenbahnen ausbreitet und ich mit den Gedanken spiele, dem Ganzen hier ein schreckliches und blutreiches Ende zu bereiten. »Mann enthauptet Kunden im Quickie Supermarkt.« »Täter setzt ein Zeichen gegen Warteschlangen.« »Fabian Büchner Ehrenbürger von Berlin.« Der Bürgermeister würde mich mit stolzer Brust über den schmucken roten Teppich durch das Blitzlichtgewitter der lechzenden Reporterhorde führen, der ich einer Siegerpose nach der anderen präsentieren würde. »Verdammte Axt.« würde ich ins Goldene Buch kraxeln, was authentisch und angemessen den historischen Moment in Worte fassen würde.
Als er nun nach einer gefühlten Lebensdauer die Kassiererin erreicht und diese ihm den Preis seines Einkaufs vor Augen führt, sucht dieser daraufhin in dem endlosen Weiten seines Textil das Portemonnaie.
Ich wusste immer den exakten Betrag, den ich zu zahlen hatte, und versuchte sogar ein Vorbild zu sein, indem ich das Geld abgezählt in den Händen hielt und höhnisch die Kassiererin angrinste, als diese in ihrer antrainierten Mistrauigkeit das Geld überprüfte. Doch schlürfen anscheinend viele meiner Mitmenschen mit der Illusion durch den Supermarkt, dass in jenem Augenblick das kapitalistische Wertesystem in einer Blitzrevolte gegen die sozialistische Ideologie eingetauscht wurde und sie die Produkte an der Kasse für lau mitnehmen könnten. »Brot für alle. Lang lebe die Gemeinschaft.« Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum so viele Schlafnasen mit erschrockenem Gesichtsausdruck überrascht feststellten, dass die Verkäuferin doch dreister Weise monetäres Gut für die Ware verlangte.
»Die nehmen wir hier nit an.« unterbricht mich die Kassiererin rüde aus meinem angenehmen Gedankenfluss. »Bitte?« »Biste schwerhörig Kurzer? Die Dosen nehmen wir nit an, die musste in nen andren Laden bringen.« »Können Sie nicht eine Ausnahme machen?« frage ich mit der größtmöglichen Demut und verzweifelten Gesicht, das mein gesamtes Elend unterstreichen soll. »Machste Scherze? Du kriegst hier keine Asche für.« »Nun gut, dann trotzdem danke. Haben Sie noch einen angenehmen Feierabend.« sülze ich, während sich meine Finger rot angelaufen in das Blech des fehlgeschlagenen Plans keilen. »Haste dat gehört? Ick glaub‘ ick spinn‘. Was für‘n Heini.« höre ich noch, wie sich hinter mir mitteilte, ehe sich der Schmerz aus dem Darm wieder zu Wort meldet. Der Druck war mittlerweile so final, dass ich Mühe habe, aufrecht wie ein gelernter Homo sapiens zu stehen. An eine Pfandrückgabe bei dem Supermarkt in der Stadtmitte war nicht zu denken, ich muss handeln, und zwar sofort. Ich lasse die Bierdosen in den Mülleimer kullern, mit der flüchtigen Hoffnung, der Zipfelmützen-Penner würde sie dort irgendwann finden und keinen Groll mehr gegen mich hegen.
Ich spurte durch die leider sehr gut ausleuchteten Gassen und bin wie ein räudiger Straßenköder auf der Suche nach einem Gebüsch. Ich frage mich, warum das Vorhaben des Bürgermeisters, für mehr Grün in der Stadt zu sorgen, so schlampig umgesetzt wurde, denn nirgends finde ich einen geeigneten Rückzugsort für mein schändliches Vorhaben. Als meine Muskeln in den Beinen und der Muskel darüber schon kurz vor der Aufgabe stehen, erspähe ich doch noch ein Dickicht und es stört es mich herzlich wenig, dass es von einem schäbigen Gartenzaun abgegrenzt wird. Mit der artistischen Eleganz eines chinesischen Zirkusaffen überspringe ich den Zaun und roll den Sprung wie ein britischer Geheimagent auf entleerender Mission ab.
Da war er. Der Busch. Die Erlösung. Das unrühmliche Ende einer schmerzhaften Odyssee und baldige Lager- und Ruhestätte meiner Qualen. Nachdem ich mich mit verstohlenen Blicken noch einmal versichere, dass auch ja kein menschliches Wesen Zeuge dieses Verzweiflungsaktes wird, streife ich mir die Hose herunter und würde in diesem denkwürdigen Moment jegliches Anrecht darauf verwirken, mich je wieder als zivilisierter Zeitgenosse mit den besten Manieren vorstellen zu können. Noch bevor ich mich würdelos den niedrigsten Bedürfnissen widmen kann, bringt mich ein Schrei zur Starre. »Was in Gottes Namen machsten Du da?!« krakelt mich eine Frau aus dem Dunklen heraus an. Eine berechtigte Frage, der ich selbst in diesem bloßgestellten Moment Anerkennung zollen muss. »Nichts.« entweicht es mir lakonisch aus meinem Mund und wohl eher unzufriedenstellend für den Fragensteller. Natürlich hätte ich ihr die ganze Misere detailreich und eloquent erläutern können, doch empfinde ich Zeit, Ort und selbstredend die heruntergelassene Hose als wenig taktvoll. Mein bedröppelt dreinblickendes Gesicht spricht wohl mehr, als ich jemals in der Lage gewesen wäre zu verfassen, denn erwidert sie: »Komm‘ zieh‘ Dir mal die Hosen hoch, ich hab‘ oben ne Toilette, die kannste benutzen. Immer noch besser als hier.« Diese Aufforderung komme ich prompt nach.
Als wir die Treppen des Hauses zu ihrer Wohnung hinauf steigen, würde ich normalerweise einen cleveren und humoristischen Spruch servieren, der diese peinlich aufgeladene Situation entknobeln könnte und mich weniger als ungehobelten Lüstling und mehr als missverstandenen Genius dieser Zeit darstellen würde, doch gerade konzentriert sich mein gesamter Gedankenapparat angestrengt auf die untere Körperhälfte.
»Da wären wir auch schon, hier ist das Bad.« »Danke.« sage ich flüchtig und eile in das Zimmer. Mit schmerzverzogenem Gesicht fixiere ich das stilistisch sehr ansprechende Bild an der Wand und übe mich darin, den Akt auf der Toilette so geräuscharm wie möglich zu gestalten. Nachdem ich mich einer gut und gerne 250 g Last entledigt habe, reifen in mir jene Gedanken, wie ich mich aus dieser Situation möglichst ohne allzu herben Gesichtsverlust verabschieden kann.
Einfach ein knappes ‚Danke‘ in den Flur werfen oder mich gar wortlos aus der Wohnung zu stehlen steht außer Frage, denn schließlich handelt es sich in diesem Fall um keine bloße Gefälligkeit eines sozialen Mitbürgers. Doch die Zeit drängt erneut, ich muss mich entscheiden. Je länger ich hier auf der Schüssel des Klos warte, desto häufiger würde sich die hilfsbereite Frau Gedanken um den Zustand ihres Gastes und Bades machen. Auf der anderen Seite würde das übereilte Betätigen des Spülknopfes ihr den Abschluss meiner Tätigkeit signalisieren und das Verweilen in dem Zimmer einen unwiderruflichen Verdachtsmoment erwecken. Seit ich denken kann, plage ich mich mit potenten Problemen herum, wenn es darum geht, eine Angelegenheit innerhalb eines zeitlichen Rahmens zu lösen. Daher entscheide ich mich spontan für den pragmatischen Ansatz und überlasse ihr die Initiative. Denn hatte sie mich ja im Garten ertappt und hätte mich wie einen räudigen Hund, der es einfach nicht besser weiß, davon jagen können, verziert mit einigen neumodischen Schimpfwörtern, wie das heutzutage ja überall der Usus ist. Aber aus irgendeinem Grund hatte sie mich eingeladen und damit liegt der Ball der Initiative definitiv in ihrer Hälfte.
Ich erniedrige den Spülschalter und vergewissere mich, dass keine unschöne Hinterlassenschaft auf der Emaile hinterlassen wird. Geflissentlich wasche ich mir die Hände, bevor ich nun gleich meinen Gastgeber kennen lernen werde. Ich öffne also die Tür mit der Unsicherheit eines 13 jährigen Bengels im Magen, der beim Spannen erwischt wurde und nun zum Rapport bei der Obernonne geladen ist. »Geht‘s wieder?« erkundigt sich eine Stimme aus einem Raum nebenan.
Herrje, jetzt schneidet sie auch noch ganz unverblümt und weltoffen das Thema an. Das Badfenster wirkt verlockend. Ich könnte doch einfach hinaus hechten und wie bei dem Zaun zuvor, den Sprung elegant mit einer Vorwärtsrolle abfangen. So ist es doch Gang und Gäbe bei den Hollywoodfilmen und da steht doch auch nicht ganz kontextlos ‚based on a true story‘ im Abspann. »Biste noch da?« dröhnt es besorgt aus dem Zimmer und wird von herannahenden Schritten düster untermalt. Zeit sich zu entscheiden mein lieber Fabian, wer soll nun deine Entscheidung werden. Kandidat 1, das zart besaitete Mädchen, das vor der drohenden Konfrontation mit kreischendem Sopran davoneilt oder doch lieber Kandidat 2, der mannhafte Krieger, der sich mit wilder Löwenmähne furchtlos in das Gefecht stürzt?
Ich entscheide mich für Letzteres, auch wenn ich eher verschüchtert auf den Boden starre, als sie in den Flur kommt. »Ah gut, Du bist noch da, dachte schon Du wärst wieder fort.« »Ach iwo, ich doch nicht.« sage ich stammelnd und spüre, wie die Peinlichkeit meinen Kopf verziert. »Wenn de Lust hast, kannste gerne noch auf nen Schluck nach nebenan kommen.« Ich will hinaus in die süße Freiheit der Stadt und doch weiß ich nicht, welche Synapse ich dafür verantwortlich machen soll, dass ich der Frau in die Küche folge.
Die Küche kommt mit seinem rustikalen Holztisch, einem Schrank und der Anrichte recht spartanisch daher und doch versprüht sie das Flair von Behaglichkeit. Ich setze mich an den Tisch und lasse meine Finger darunter nervös auf meiner Hose auf und abrutschen. »Ich hab‘ Tee gemacht, aber wenn de magst, hab ich auch noch Bier im Kühlschrank.« »Tee klingt ganz gut.« sage ich noch immer schüchtern und beobachte, wie sie den Tee an der Küchenanrichte in zwei Tassen verteilt.
Was ist, wenn es sich bei der scheinbar fürsorglichen Philanthropin um eine soziopathische Nymphomanin handelt, die mir Drogen in den Tee träufelt und mich im Zustand der Hilflosigkeit als gefälliges Sexobjekt missbraucht? Ich zerstreue diesen Gedanken und beschließe weniger Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen.
»Das ist Kamillentee, der beruhigt auch den Magen ein wenig.« sagt sie, als sie sich zu mir an den Tisch setzt. »Und mach dir keinen Kopp mehr über die Sache im Garten vorhin, das ist uns schon zweimal passiert. Ich hab‘ gleich gesehen, dass Du kein Betrunkener oder nen Perversling warst.« Es muss wohl mein Schweigen gewesen sein, das sie dazu bewegt haben muss, das zu sagen. »Eigentlich wollte ich ja bei dem Schnellimbiss gehen aber die verlangen doch tatsächlich Geld für den Toilettengang.« erwidere ich. »Ja das Problem hatte ich auch mal. Ich musste mal tierisch Pipi, hatte aber kein Geld bei mir, also wollte ich einem Gast den Beleg moppsen, der mich dabei erwischte und seitdem gelte ich dort als ‚Persona non grata‘. Aber hey, wir haben uns ja noch überhaupt nicht vorgestellt. Ich bin die Olivia.« sagt sie und reicht mir die Hand über den Tisch. »Fabian, nett dich kennenzulernen.« entgegne ich und realisiere erst jetzt, dass es sich bei ihr um eine ältere Frau handelt, die ich, wenn ich müsste, auf Mitte 30 schätzen würde. Olivia trägt ein blau gemustertes Kopftuch, unter dem ihre langen blonden Haare heraushängen. Eine Vielzahl von Farbflecken versammelt sich auf dem ärmellosen T-Shirt und als sie die Tasse anhebt, erspähe ich diese auch auf ihren Händen.
»Was machst Du so?« frage ich sie. »Ist Dir schon mal aufgefallen, dass diese Frage in Gesprächen oft zuerst gestellt wird? Wir fragen nie, was einem gefällt oder welche Leidenschaft man sein Eigen nennen kann, sondern vermutet, dass eine Bibliothekarin Bücher liebt und ein Hausmeister auf ein gescheitertes Leben zurückblicken muss. Als könnte man so besser einschätzen, mit was für einer Person wir uns gerade unterhalten.« »Tut mir leid, ich wollte nicht ...« »Na, das war keine Kritik, das fiel mir nur gerade wieder auf. Ich bin Kellnerin in der ‚Tanzbar‘.« »Cool, da war ich sogar mal, ganz netter Schuppen. Ach ja, ich studiere BWL, 7. Semester und hab‘ ehrlich gesagt null Ahnung, was ich danach machen möchte. Irgendwie ein gruseliger Gedanke, denn so langsam wird es mit Sicherheit Zeit sich zu entscheiden.« erwidere ich fast entschuldigend. »Ach, ich hab Ewigkeiten gebraucht, ehe ich wusste was ich möchte und hab‘ mir auch die Zeit genommen die ich brauchte. Irgendwann wirst Du herausfinden, was Dich begeistert und glücklich macht.« Nach einem Schluck aus meiner Tasse frage ich: »Und was interessiert Dich neben der Arbeit, was ist Deine Leidenschaft?« »Das Saftschupsen mach‘ ich eigentlich nur, um die Miete zahlen zu können. Ich male für mein Leben gern. Das ist meine richtige Leidenschaft und wer weiß, vielleicht reicht das eines Tages aus, um nicht mehr in der Bar billigen Wein auszuschenken. « »Ach ist das Bild im Bad von Dir? Das sieht wirklich klasse aus, gefällt mir was Du mit den Farben gemacht hast.« »Das ist schon uralt. Hatte das für meine Tochter mal gemalt. Aber Danke. Wie sieht das mit Deinen Hobbies aus? « »Wenn ich mal nicht mit meiner Truppe durch die Gegend ziehe, lese ich so oft wie ich möglich. Ich kann mich noch an mein erstes Buch erinnern: ‚Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‘ von Jules Verne. Ich verbrachte Tage damit im Bett zu liegen und Seite für Seite zu verschlingen.
Ich stellte mir vor, dass ich zusammen mit Professor Lidenbrock, Axel und Hans immer tiefer ins Erdinnere gelangte und als die Wasservorräte bei ihnen knapp wurden, beschloss ich auch kein Wasser zu trinken. Das war damals für mich alles so hautnah und wenn ich könnte, würde ich jeden Tag ein Buch lesen.« Das hatte ich noch niemanden aus meiner Clique anvertraut und ich weiß nicht warum ich ihr diese Information so freimütig erzähle, vielleicht weil ich kurz davor gewesen war, mein Geschäft in ihren Garten zu verrichten aber eventuell liegt es daran, dass ich nicht das Gefühl habe, etwas beweisen zu müssen. Als ich den letzten Schluck aus der Tasse trinke, fällt mein Blick auf die späte Uhrzeit. »Es tut mir leid aber ich glaube meine Freunde warten noch auf mich in dem Café.« »Ach das macht doch nichts, komm, ich bringe Dich noch zur Tür.« »Es war wirklich nett, auch wenn die Umstände am Anfang eher suboptimal waren.« sage ich mit einem Grinsen. »Schwamm drüber, wenn Du mal wieder Lust auf einen Besuch auf meiner Toilette oder ganz konventionell eine Tasse Tee trinken möchtest, weißte ja jetzt wo ich wohne.« erwidert sie mit einem Augenzwinkern.
Auf dem Weg zurück ins Café, verspüre ich nicht nur wegen des entleerten Darms eine seltsame Leichtigkeit. Es ist nicht so, dass Olivia und ich ein tiefgründiges oder aufschlussreiches Gespräch geführt haben aber es war ehrlich, ohne Prahlerei oder hohlen Phrasen. Und auch wenn ich nicht weiß warum aber es ist mir egal geworden, ob Holger die Freundin erobern konnte oder welchen Eindruck sie von mir hat. Diese ganze Situation dort erscheint mir gerade recht trivial und unbedeutend.
Als ich wieder zurück an den Tisch komme, beachtet mich die Freundin von Sabine nicht, sondern streicht ihre Haarsträhne zur Seite und betrachtet dabei Holger. Ein untrügliches Zeichen, dass er meine Abwesenheit gut zu nutzen wusste. »Da biste ja, wir ham uns schon Sorgen gemacht.« nuschelte Sabine, während mich Matze noch immer keines Blickes würdigt. »Ich habe eine alte Freundin getroffen und wir haben uns etwas verquatscht.« erwidere ich flüchtig und ziehe meine Jacke an. »Gehste etwa?« sagte Sabine erstaunt. »Ja, ich hab ganz vergessen, dass ich noch jemanden treffen muss. Tut mir leid aber wir sehen uns ja noch. Bis dann!« sage ich in die Runde, worauf nur Sabine und Matze mit einem Runzeln auf der Stirn reagieren. Sabine folgt mir noch ein paar Schritte und legt ihre Hand auf meine Schulter. »Is‘ wirklich alles in Ordnung mit Dir? Du verhälst Dich irgendwie komisch.« Ich grinse sie an, ehe ich sie und das Café wortlos hinter mich lasse. Auf dem Weg gehe ich noch zu dem Zipfelmützen-Penner, der mich mit einem wütenden Blick begrüßt und sich vor seinen Habseligkeiten bedrohlich aufbaut. Mit beschwichtigendem Ton versuche ich mich bei ihm zu entschuldigen und werfe ihn einen Geldschein zu. Als ich wenig später zu Hause ankomme, krame ich aus meiner Truhe ‚Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‘ und kann erst am darauffolgenden Morgen die Augen schließen.Wie gesagt, liegt das Ganze schon einige Jahre zurück und was aus den anderen geworden ist, weiß ich nicht. Der Kontakt hat sich über die Zeit verlaufen. Nur von Holger und seiner Union Berlin lese ich manchmal in der Zeitung. Ich besuchte Olivia danach öfters und wir sind bis zu diesem Tag gute Freunde geblieben. Sofern es die Arbeit bei dem Bücherverlag zulässt, besuche ich sie hin und wieder in ihrem Atelier. Wir plaudern bei einer Tasse Tee über Gott und die Welt und erinnern uns gerne an diesen einen Abend zurück, denn bedeutete er den Anfang von wunderbaren Jahren. Doch das ist eine andere Geschichte.
»Das letzte Album stieg zwar in die Top Ten ein aber muss für ihre Verhältnisse als suboptimal bewertet werden.« äußert sich Matze mit monotoner Stimme, während er seine Brille zurechtrückt. »Genau.« erwidere ich. »Mhm.« fügt Holger kurz und bündig hinzu. »Seit sie ihren Stil von Indie Rock auf Pop wechselten, verloren sie eindeutig ihr vorzügliches Fluidum.« holt Matze weiter aus. Diesmal beschränken wir uns auf ein zustimmendes Nicken und streunen abwesend mit den Blicken durch das Café. Es handelt sich hier weniger um eine wortgewandte Diskussion dreier Studenten auf dem Zenit ihrer intellektuellen Reife, sondern vielmehr um das angespannte Warten auf eine anstehende Schlacht um das Vorrecht der Begattung. Sabine, die die Clique komplettiert, hat sich mit einer Freundin angekündigt und das Prekäre daran ist, dass sowohl Holger als auch ich ein kopulierendes Auge auf sie geworfen haben. Da sich für keinen von uns bisher die Gelegenheit ergeben hatte, sie von unseren Qualitäten zu überzeugen, wird sich in wenigen Augenblicken klären, wer das Rennen für sich entscheiden kann.
Holger strebt cum laude in BWL an und möchte eines Tages Union Berlin zum Ruhm alter Tage führen. Holger ist nicht nur gutaussehend, sondern hat auch noch Erfolg bei den Frauen und reiche Eltern. Zudem darf er einen muskulösen Körper sein Eigen nennen, den er ohne Bedenken halbentblößt nachts zur Schau stellen könnte, wenn es an der Tür klopften würde, während ich stets darauf bedacht war, noch schnell ein T-Shirt über meine Wohlstandswampe zu ziehen. Ich hasse ihn. Holger trägt ständig enge Leibchen mit tiefem Ausschnitt, an denen meistens eine Sonnenbrille befestigt war. Heutzutage benötigt der edle Modemensch ganz besondere Sonnenbrillen, die müssen nicht nur billig aussehen, wie aus einem Spielzeugwarenladen, sondern zugleich noch von einem namhaften Designer stammen. Wäre man ein pingeliger Zeitgenosse, könnte man sicherlich berechtigt hinterfragen, was eine Sonnenbrille an einem Abend für eine Funktion erfüllt, außer die eigene Selbstgefälligkeit zu repräsentieren.
Matze studiert Informatik und ist der Aiman Abdallah der Clique, der gerne eine Unterhaltung oder humorvolle Pointe mit seinem Redeschwall unterbricht, um diese in den korrekten faktischen Rahmen zu rücken. Matthias, wie er cliquenextern genannt werden möchte, hat bis zu dem heutigen Tag noch keine weibliche Aufmerksamkeit erleben dürfen, außer die der Mutter. Er ist stets darauf bedacht, dieses durch entsprechende Kleidung und verklemmtes Verhalten weiter aufrecht zu halten.
»Die Basselemente wurden auch vollständig aus ihrem musischen Repertoire gestrichen, was ...« »Da! Sie sind da.« unterbreche ich rüde Matzes Rezitation, denn erspähe ich Sabine und das Objekt der Begierde auf dem Gehweg gegenüber. Ich verspüre ein Kribbeln in meinem Magen, das sich bis in die Fingerspitzen hinauf zieht. Holger nickt mir mit einem blasierten Grinsen zu und nuschelt noch: »Viel Erfolg, Fabian.«, ehe er aufsteht und beide mit einer Umarmung begrüßt. Ein Fehler. Denn versorgte mich Sabine am Tag zuvor mit exklusiven Informationen über ihre Freundin.
Sie arbeitet als Bürokauffrau in einem Unternehmen für Naturdünger und ist eher in der Kategorie Frau anzusiedeln, die ganz konservativ nach dem langen Arbeitstag des Mannes zu Hause mit einem warmen Abendessen und zweistelligen Wortschatz wartet. Die sich zwar hin und wieder über fremde Telefonnummern in der Hosentasche oder Lippenstift auf dem Hemdkragen beschwert, sich aber letztendlich freimütig wieder ihrem Platz am Herd widmen würde. Warum ich also hinter so einem Relikt der Rollenverteilung her war? Der Grund kann nur durch meinen unsäglichen Trieb erläutert werden, denn hatte diese junge Frau einen üppigen Vorderbau. Ich schätze ihn auf Körbchengröße C. Doppel D entstellt nach meinem Geschmack viel zu sehr die Schönheit eines weiblichen Körpers, wobei Größe A und B für mich nur ein klassisches Understatement darstellen, ohne jegliche Zusatzfeatures. Sabine verriet mir auch, dass ihre Freundin keine körperliche Nähe zu fremden Personen mag.
Dementsprechend flüchtig fällt auch ihre Umfassung aus, ehe ich ihr höflich distanziert und mit herzerwärmenden Lächeln die Hand reiche. Als wir uns an den Tisch setzen, unterläuft mir diesmal ein folgenschwerer Lapsus, denn trete ich die Initiative an Holger ab, der sich prompt neben die Angebetete platziert und mir den undankbaren Platz zwischen Sabine und Matze übrig lässt.
In diesem Augenblick erreicht der Ober unseren Tisch und fragt uns genäselt, mit welchem Getränk wir denn gedenken, den Abend anzugehen. Noch ehe die Freundin von Sabine ihre Entscheidung mitteilen kann, fährt Holger dazwischen. »Sie möchte bestimmt einen Cuba Libre.« schmalzt er. Sie schaute ihn überrascht an. »Woher weißten das?« Ein verlogenes Schmunzeln dümpelt in seinem Gesicht. »Ach, Du magst den auch? Ja was für eine überraschende und tolle Gemeinsamkeit wir da doch haben.« Sie lächelt ihn an, womit ich meinen wutgeladenen Blick auf Sabine hageln lasse, die ihren Verrat mit einem lapidaren Schulterzucken zu entschuldigen versucht.
Sabine war der UHU-Alleskleber der Clique und hält alle zusammen. Sie studiert Pädagogik und sie ist es, die uns mit mütterlicher Hartnäckigkeit aus den muffigen und abgedunkelten Zimmern vertreibt und uns in Bars, Restaurants oder Feiern zerrt. Ohne sie wären wir wohl zu sozial deformierte Eremiten mit vergilbten Zottelbärten mutiert, die vor lauter Einsamkeit angefangen hätten, seltsam glucksend an Grashalmen zu knabbern.
Ich wähnte mich nun im Hintertreffen mit Holger. Dachte dieser einfältige Pinsel etwa, mich mit diesem abgekarteten Schmierentheater aus dem Spiel nehmen zu können? Da hatte er sich gehörig in sein Solarium gebräuntes Fleisch geschnitten! Ich ging in die Offensive. »Das ist ein wunderschönes Kleid, was Du trägst.« sage ich mit rührseliger Stimme. »Danke aber das ist eh nur von C&A.« »Du bist die einzige Frau, die ich kenne, an der C&A Klamotten richtig teuer aussehen.« erwidere ich edelmütig und beobachte stolz, wie ihr Blick schüchtern zu Boden ging. Sabine rollt die Augen, während Holger seinen Neid unehrenhaft mit einem Kopfschütteln zur Schau stellt.
Natürlich hätte ich ihre Figur löblich in den Vordergrund stellen können, doch hätte dies ein allzu oberflächiges Licht auf mich geworfen. Ihr eine solche Ausstrahlung zu beurkunden, die selbst kläglich verarbeitete Kleider von der Stange exquisit erscheinen lassen, war selbstredend ein genialer Schachzug.
»Ja, das Kleid steht Dir wirklich ausgezeichnet.« kann Holger nur noch banal hinzufügen, ehe der Ober mit den Getränken zurück an den Tisch kommt. »Für wen war das Weizenbier?« Ich zeige kurz auf. Normalerweise trinke ich kein Alkohol, noch viel weniger Bier, da ich dem bitteren Abgang noch nie viel abgewinnen konnte. Doch heute ist eine besondere Situation. Das Weizenbier soll ihr suggerieren, dass ich ein geselliger Typ bin. Zudem kann sie von dem üppigen 0,5 Liter Glas auf meine ebenso üppigen körperlichen Merkmale schließen. Wir heben die Gläser und stoßen an. Ich nehme einen schmächtigen Zug und versuche den Ekel mit ausdrucksleerem Gesicht zu verbergen.
»Wisst ihr schon, was ihr nach dem Studium machen wollt?« fragt Sabine mit seltsam aufgesetzter Tonlage, worauf es aus Holger euphorisch herausplatzt: »Also ich habe mir fest vorgenommen, bei einer Non-Profit Organisation zu arbeiten und die Abholzung des Regenwaldes zu verhindern. Das Wohl dieser Erde liegt mir sehr am Herzen.« Bedeutungsschwanger lässt er seinen Blick in die Ferne schweifen. Die Freundin von Sabine stößt einen mitfühlenden Ton aus. Während Matze irgendetwas von IT-Firmen faselt, überlege ich mir, wie ich das gemeinnützige Gewäsch von Holger übertreffen könnte. »Ich will später einmal einer Kinderklinik für ADHS Erkrankte tätig werden. Ich finde, wir haben eine Verantwortung für unsere Kinder, mit der wir nicht leichtfertig umgehen dürfen.« antworte ich schließlich mit bierernstem Ausdruck und unterstreiche meine noble Aussage mit einem selbstbestätigenden Nicken, das prompt darauf mit einem zustimmenden Blick von dem Objekt der Begierde belohnt wird.
Im Grunde trommeln wir beide kraftstrotzend wie zwei paarungswillige Gorilla Silberrücken auf der beharrten Brust, um die Gunst des Weibchens mit animalischen Brunftschreien für uns zu gewinnen. Doch da wir Verfechter der menschlichen Evolution sind, verschieben wir die rohe Natur dieses Schauspiels stattdessen auf die rhetorische Ebene, indem wir an Hand feingewobener Konversation ihre Gunst zu erlangen versuchen. Sie beobachtet teilnahmslos das Spektakel und urteilt über jegliche Aktionen mit einem erhobenen oder gesenkten Daumen. Zudem war es zwischen Holger und mir vereinbart, dass egal wie hanebüchen unsere Aussagen oder Komplimente auch waren, wir würden uns nie gegenseitig verbal ans Bein urinieren und vielmehr das Weibchen entscheiden lassen.
»Wusstest Du, dass es sich bei dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, um eine im Kindesalter beginnende psychische Störung handelt, die sich durch Aufmerksamkeitsprobleme, sowie Impulsivität auszeichnet? Etwa drei bis zehn Prozent aller Kinder zeigen diese Symptome und Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen.« belehrt sie daraufhin Matze. »Wow! Woher weißte denn so viel davon?« fragt sie sichtlich erstaunt. Matze nestelt nervös an seiner Brille, ehe er ihr ausufernd erklärt, dass er einige Artikel darüber gelesen hatte und allgemein sehr gerne in Zeitschriften und Büchern stöbert. Viel interessanter hingegen ist die Tatsache, dass sich zwischen den Beiden nun eine angeheiterte Unterhaltung entwickelte. Dieser Akt der unprovozierten Intervention ist auch nicht unbemerkt an Holger vorbeigegangen, der verwundert zu mir schaut. In jenem Augenblick sahen wir unser Fell davonschwimmen. Mit einem Nicken einigen wir uns, Matze aus dem Spiel zu nehmen, der weiterhin mit parasitärer Heiterkeit unserer Angebeteten ein Gespräch in die Ohren lallt. »Ja, ja, ja, das ist ja alles sehr interessant Matze.« unterbreche ich ihn aus seinem Fluss, ehe ich mit eindringlichem Ton hinzufüge: »Aber was hat man schon von dem stubenhockerischen Gelese, wenn man die Welt nur auf dem Papier vor sich hat und sie nicht erlebt und spürt? Ich sag es Dir, nichts. Einfach nichts hat man davon.« »Ja Matze, Du kannst nicht ständig zu Hause bei Mama hocken. Du musst Dich auch mal trauen was zu erleben. Nur so kriegst Du auch mal ne Frau ab.« pflichtete Holger mir bei, worauf Matze eingeschüchtert mit dem Löffel in seinem Kamillentee rührt. »Das reicht jetzt Jungs.« springt Sabine wie ein aufopferungsvoller Königspudel schützend vor ihn.
Das schlechte Gewissen, das sich mir mahnend aufdrängt, wische ich zur Seite. Er hat doch selber Schuld, das passiert nun einmal, wenn man sich einfach ungefragt in die Angelegenheiten zweier Parteien einmischt.
»Was sind den eure Hobbys?« versucht die Freundin beschwichtigend den Themenwechsel zu vollziehen. »Also wenn ich mal nicht mit dem Paraglider unterwegs bin, trainiere ich für meinen Triathlon oder spiel ein wenig Schach zur Entspannung.« protzt Holger mit süffisantem Grinsen. »Und ich gehe gerne Tiefseetauchen und so oft ich die Zeit finde, besuche ich die Waisenkinder in der Innenstadt.« setze ich noch eins drauf. »Wow! Ihr seid ja ne richtig interessante Truppe.« erwidert sie mit einem Lachen. Sabine hingegen stützt den Kopf auf ihre Hand und konstatiert resigniert: »Ja, wir lassen uns immer was Neues einfallen.«
Gerade als Holger anfing von einer bedeutungsmageren und vollkommen überflüssigen Anekdote aus seinem belanglosen Leben zu schwadronieren, spüre ich es: das Problem Nummer 2. Meine Mutter teilte in peinlicher Berührtheit die Ausscheidung Stoffwechselprodukte in zwei Kategorien ein. Nummer 1 war die Miktion, die auch in geläufigen Kreisen der Gesellschaft als das Entleeren der Harnblase bekannt war oder wie es das vulgäre Pack ausdrücken würde: Pieseln, Schiffen oder gar Brunzen. Nummer 2 war dementsprechend die Entleerung des Darmes, dass sich just in diesem Augenblick in heftiger Natur bei mir zu Wort meldete und sich damit zu Problem Nummer 2 heraus kristallisierte.
Mein Magen fing an zu brodeln und das Völlegefühl breitete sich wie Blei in meinem Darm aus. Wir hatten uns vor dem Café noch bei Sabine getroffen und dank meiner hormongesteuerter Übermut, versuchte ich das Weibchen zu beeindrucken, indem ich von der Biokost probierte. »Biokost hat viele Ballaststoffe und reinigt so den Magen, was sehr förderlich für das eigene Wohlbefinden und die Darm Flora ist.« hatte Matze noch geschwafelt und nun sollte ich die Wahrheit seiner Aussage eigenhändig spüren. Die Worte von Holger ziehen immer undeutlicher an mir vorüber. Leichte Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn, als mir der Magen nun mit aller Deutlichkeit zu verstehen gibt, dass es ihm herzlich egal ist, dass die Situation gerade mehr als unpassend für mich ist. Wehen artig überfällt mich das drückende Gefühl und nach jedem Abklingen möchte ich wie eine Hochschwangere anfangen zu hecheln. Doch bleibe ich auf dem Sitz mit starrer Mimik und wäge die Sachlage ab. Seit einigen Minuten sitzen wir hier, ich kann also unmöglich zum Aufbrechen aufrufen, da sonst mein durch das Weizenbier aufgebaute Image eines geselligen Zeitgenossen zerstört werden würde. Ich erinnere mich an den Schnellimbiss in der Nähe, der eine Toilette sein Eigen nennt, doch kann ich nicht einfach so Holger die Initiative überreichen und kampflos aufgeben. Mir kam eine Idee. Ich würde ganz unauffällig und kontextreich das Gesprächsthema auf Blauwale umschwenken, denn das war Matzes Lieblingsthema, über das er sich Stunden auslassen konnte und genau dies sollte er in meiner Abwesenheit auch tun. Das selbstverliebte Mundwerk Holgers mit dem größten Säugetier auf diesem Planeten stopfen, während ich mich meinen Ballast entsorgen würde. »Ja ich finde es prima, wie Du Deiner Mutter da aus der Patsche geholfen hast. Apropos, findet ihr nicht auch, dass viel zu wenig gegen die Ausrottung der Blauwale unternommen wird?« frage ich mit authentischem Interesse und fixiere Matze eindringlich. Doch dieser elendige Eierkopf spielt nicht mit und rührt immer noch eingeschnappt in seinem Kamillentee. Mein pedantischer Magen macht mir in dem Augenblick mit einer weiteren Wehe klar, dass ich keine Zeit für andere Überlegungen habe, womit ich aufstehe und mich von dem Tisch entferne.
Ich bin bemüht einen aufrechten, mannhaften und selbstsicheren Gang aufzuführen, so schwer mir das auch mit der angespannten Darmsituation auf fällt. Ich spüre förmlich ihre bewunderten Blicke auf meinem Rücken, wie sie mich anhimmelt und Holger mit einer abweisenden Hand zu verstehen gibt, dass sein unkultiviertes Gezeter an diesem Tisch und vor allem nicht bei ihr erwünscht ist.
Kurze Zeit später betrete ich das Fast Food Restaurant und treffe auf die beleibte Bevkölkerungsmasse, die mit jener Absichtserklärung in diesem Etablissement waren, um fettige Fastfood-Produkte zu verzehren, die so eine geringe Halbwertszeit aufweisen, dass man schon vor dem ersten Bissen, das nächste Super-Mega-Menü bestellen möchte. Der Geruch von gebratenen Fleisch wandert durch meine Nase in meinen Magen und legt sich schwer auf jenes verdaute Schwergewicht, dass sich Stück für Stück ans Ende des Tunnels schiebt. Ich muss so schnell wie möglich die Toilette finden und zurück an den Tisch, an dem Holger wohl gerade aufs heftigste mit meiner Angebeteten flirtet. Kurz darauf finde ich die Toilette und zudem auch ein Schild, das mahnend über einem Codeschloss hängt und mir freundlich aber bestimmt mitteilt, das ich doch bitte zuerst ein im Preis-Leistungs-Verhältnis vollkommen überzogenes Produkt zu erwerben muss, bevor ich dieses verdaut hinter dieser Tür wieder freigeben kann.
Wie kann es sein, dass man in einer sozial geprägten Gesellschaft selbst für die niedrigsten Bedürfnisse einen unangemessenen Gegenwert verlangt. Ich ersticke jenen klugscheißerischen Gedanken, der mir gerade über die Hirnbahnen entgegenschlürft und mir weismachen will, dass die Toiletten von dem Personal gereinigt werden müssen und es wirtschaftlich nachvollziehbar ist, Geld dafür zu verlangen. Das ist mir gerade egal, ich bin empört, wütend und verzweifelt. Von jedem etwas oder besser gleich alles zusammen.
Resigniert wie ein desillusionierter Vertreter einer Hippie Bewegung greife ich in meine Tasche, um das Portemonnaie zu zücken. Doch ich lange ins Leere, die Taschen sind mit Flusen und einem benutzen Taschentuch gefüllt. Erneut flaniert mir der klugscheißerische Gedanke übers Hirn und erinnert mich daran, dass ich meine Brieftasche in der Jacke deponiert habe, die nun perspektivlos über dem Stuhl im Café herumgammelt. Ich konnte unmöglich zu dem Tisch zurückkehren. Besonders Holger würde Fragen stellen, unangenehme Fragen, dass mit hoher Sicherheit mein aufgebautes Image zerstören würde. Ich habe absolut keinen Schimmer, wie ich das aufgeblähte Gefühl nun aus mir heraus kriege.
Ich verlasse das Fastfoodrestaurant und jongliere mit dem Gedanken, wimmernd jene Menschen anzuflehen, die mit halbverdauten Hühnerschenkeln in den Mundwinkeln an mir vorbeigehen. Anbetteln werde ich sie, genau, wie der Obdachlose es dort Gegenüber macht, der mit Plastikbeuteln und zerlumpten Kleidern an der Wand herumlungert.
In diesem Augenblick brennt der Wolframfaden meiner metaphorischen Ideenlampe hell auf, als ich einige Pfanddosen neben dem heruntergekommenen Mann erspähe. Ich werde dem Penner die Dosen entwenden und diese beim Supermarkt einlösen. Mit diesem Geld kann ich mir im Schnellimbiss etwas kaufen und mich dann dort von dem Ballast befreien. Doch wäre es nicht hochgradig asozial, einem hilfsbedürftigen Mitmenschen, dem die gefühlskalte Gesellschaft ins Abseits stellte, auch noch den letzten Besitz zu stehlen, nur um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen? Mir kommt eine weitere Idee. Ich werde ihm, wie geplant, die Pfanddosen abnehmen und wenn die Clique nach dem geselligen Zusammensitzen sich auf den Rückweg macht, werde ich ihm vor den Augen meiner Angebeteten einen 5 Euro Schein spendieren. Damit habe ich meinen Diebstahl mehr als wett gemacht und stehe noch als selbstloser Held da. Ein diabolisches Gelächter durchzieht mein Hirn, geweckt durch meine bitterböse Genialität.
Also gehe ich auf den Obdachlosen zu und verberge mein abgründiges Vorhaben mit einem alltagstauglichen Gesichtsausdruck, wie man ihn zuhauf auf den Straßen bei unbescholtenen Bürgern findet. Ich nähere mich ihm und erkenne, dass er eine Zipfelmütze trägt. Warum in aller Welt trägt er im aufkeimenden Hochsommer eine Wintermütze? Ist er etwa so vorausahnend, dass er seinen Körper so an die anstehenden Minusgrade gewöhnt? Oder ist er ein ehemaliger Top-Manager, der den steilen Weg seiner Karriere mit Bestechungen abkürzte, dem jedoch seine Vorgesetzten auf die Schliche kamen und ihn im letztjährigen Winterurlaub entließen, so dass die Zipfelmütze seine einzige Erinnerung an vergangene glorreiche Tage war? Egal, ich muss mich auf den bevorstehenden Diebstahl konzentrieren. »Guten Tag werter Herr, ist das nicht ein ausgezeichneter Abend?« spreche ich ihn mit unverdächtig klingender Stimme und vertrauensvollerweckender Mimik an. »Klaro, richtig geiler Abend, grade wenn man de Nacht auf der verpissten Straße pennen darf, kein Dach, Kohle oder warmes Fressen hat. Und jetzt troll dich Arschgeige!« erwidert er mit einer Eloquenz, bei der sich Goethe mehrfach im Grab umgedreht und einen Drehwurm 1. Grades davongetragen hätte, wenn er denn noch am Leben gewesen wäre. Da mir auf seine recht direkte ausladende Antwort nichts Gescheites einfallen möchte, bediene ich mich wiederum einer Finesse aus meiner schier unerschöpflichen Genialität. »Hey, was ist das denn da hinten? Ist das etwa ein 20 Euro Schein, der da vollkommen unbeaufsichtigt auf dem Bordstein liegt?« rufe ich aufgeregt. Noch als er sich umdrehte, packe ich mir eine Handvoll Dosen und sprinte los.
Mit diesem gewieften Trick wusste ich schon in der 6. Klasse das Pausenbrot der dicken Lisa zu erbeuten. Natürlich petzte sie es der Lehrerin (kein Wunder, dass sie niemand mochte) und da half auch meine logisch strukturierte Begründung nicht, dass ich mir Sorgen um ihre Figur machte, die ein gewichtiger Grund für die Hänseleien waren.
Aber zurück zum zipfelmützigen Penner, der nun die Wahl hat, mir und seinen 50 Cent teuren Pfanddosen hinterher zu spurten und damit sein Hab und Gut anderen dreisten Handlangern zur freien Verfügung zu stellen oder den Ärger einfach runterzuschlucken und mich ziehen zu lassen. Gott sei Dank entscheidet er sich für erstere Variante, denn habe ich nicht nur dank meines pedantischen Darmtraktes ein sich rapide schließendes Zeitfenster vor Augen, sondern wirkte der Zipfelmützen-Penner auch recht robust und muskulös. Nun renne ich mehr oder weniger stolz mit den Pfandflaschen eines Obdachlosen in den nächsten Supermarkt, wo sich erfreulicherweise so gut wie keine Kunden befinden, die, wie sich kurz darauf zeigt, sich entschlossen hatten, in der Kassenschlange zu tummeln. »Verdammte Scheiße!« entweicht es mir wenig elegant, was die Aufmerksamkeit eines behäbigen Mannes am Ende der Schlange auf mich zog, zu dem ich mich mit unterdrückter Wut und verdauter Biokost im Magen geselle.
Ich ging immer ungeprüft davon aus, dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben. Kaum hatte man sich vom mühselig ersparten Geld ein teures Produkt mit mehrwöchiger Lebensdauer zur Steigerung des gesellschaftlichen Status gegönnt und ist ganz unverdrossen davon ausgegangen, sich nun ein Avantgardist nennen zu dürfen, wurde man für diesen blauäugigen Trugschluss schon am darauffolgenden Tag als verstaubter Nostalgiker von den Trendsettern ausgelacht.
Doch was sich hier in der Warteschleife abspielt, spottet jeglicher kapitalistischer ‚Zeit ist Geld‘ Grundeinstellung. Da wird herzhaft gelacht und geplaudert, als wäre man auf einem Pfadfinderausflug und am knisternden Lagerfeuer würde der verpickelte Fieselschweif Leiter mit seiner verstimmten Akustikgitarre ‚Kumbaya my Lord‘ zupfen. Warum wird das ungeschriebene Gesetz der Kassenreihe hier so dreist missachtet? Es sollte doch jeder angehalten sein, in der Warteschlange stumm, zügig und wenn möglich, streng reinblickend die Ware auf das Fließband zu legen. Sollte es doch einmal vorkommen, dass eine redselige Kassiererin einem unverschämten Smalltalk ins Gesicht schmieren wollte, sollte der bedrängte Kunde sie sofort mit der 1,5l fettarmen Milch zur Ruhe ohrfeigen und anschließend an den Haaren ins Abteilungsleiterbüro zerren, um sie dort drakonisch zu bestrafen oder gleich an Ort und Stelle niederzuschießen.
Die Zeit drückt, sie drückt wortwörtlich und liebend gern würde ich meinen gewaltbereiten Gedanken folgen und den großräumigen Supermarkt in ein blutiges Schlachthaus verwandeln. Doch kann ich mich noch einmal zur Ruhe besinnen, schließlich waren geklaute Bierdosen in meinem Besitz, die ich einem Wesen der untersten Wertekette dieser Gesellschaft enteignet hatte, um meine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Vor mir hievt ein Mann mit der Statur eines überdimensionalen Beuteltiers und der Ruhe eines tibetanischen Gebetsmönches seine endloserscheinende Ware auf das Fließband. In diesem Augenblick schießen mir Bilder in den Kopf, wie Holger gerade mit einer Pointe die Freundin von Sabine zum Lachen bringt und sie daraufhin mitten auf dem Tisch des Cafés entkleidet und vor dem applaudierenden Zuschauerpulk in die Ekstase treibt. Das war zu viel, erst mein Magen und nun stellt sich auch noch das eigene Kopfkino gegen mich. Ich muss hier raus, mit Pfand und dann zum Café, ohne vollen Verdauungstrakt. Doch steht zwischen all dem, dieser unglaublich behäbige Mann. Ich will ihn anschreien, ihm weh tun, seinen Kopf gegen die Scanneranlage schlagen, worauf dort wahrscheinlich der Preis für Weißkohlkopf flimmern würde. Ich spüre, wie die rohe Gewalt sich erneut in meinen Nervenbahnen ausbreitet und ich mit den Gedanken spiele, dem Ganzen hier ein schreckliches und blutreiches Ende zu bereiten. »Mann enthauptet Kunden im Quickie Supermarkt.« »Täter setzt ein Zeichen gegen Warteschlangen.« »Fabian Büchner Ehrenbürger von Berlin.« Der Bürgermeister würde mich mit stolzer Brust über den schmucken roten Teppich durch das Blitzlichtgewitter der lechzenden Reporterhorde führen, der ich einer Siegerpose nach der anderen präsentieren würde. »Verdammte Axt.« würde ich ins Goldene Buch kraxeln, was authentisch und angemessen den historischen Moment in Worte fassen würde.
Als er nun nach einer gefühlten Lebensdauer die Kassiererin erreicht und diese ihm den Preis seines Einkaufs vor Augen führt, sucht dieser daraufhin in dem endlosen Weiten seines Textil das Portemonnaie.
Ich wusste immer den exakten Betrag, den ich zu zahlen hatte, und versuchte sogar ein Vorbild zu sein, indem ich das Geld abgezählt in den Händen hielt und höhnisch die Kassiererin angrinste, als diese in ihrer antrainierten Mistrauigkeit das Geld überprüfte. Doch schlürfen anscheinend viele meiner Mitmenschen mit der Illusion durch den Supermarkt, dass in jenem Augenblick das kapitalistische Wertesystem in einer Blitzrevolte gegen die sozialistische Ideologie eingetauscht wurde und sie die Produkte an der Kasse für lau mitnehmen könnten. »Brot für alle. Lang lebe die Gemeinschaft.« Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum so viele Schlafnasen mit erschrockenem Gesichtsausdruck überrascht feststellten, dass die Verkäuferin doch dreister Weise monetäres Gut für die Ware verlangte.
»Die nehmen wir hier nit an.« unterbricht mich die Kassiererin rüde aus meinem angenehmen Gedankenfluss. »Bitte?« »Biste schwerhörig Kurzer? Die Dosen nehmen wir nit an, die musste in nen andren Laden bringen.« »Können Sie nicht eine Ausnahme machen?« frage ich mit der größtmöglichen Demut und verzweifelten Gesicht, das mein gesamtes Elend unterstreichen soll. »Machste Scherze? Du kriegst hier keine Asche für.« »Nun gut, dann trotzdem danke. Haben Sie noch einen angenehmen Feierabend.« sülze ich, während sich meine Finger rot angelaufen in das Blech des fehlgeschlagenen Plans keilen. »Haste dat gehört? Ick glaub‘ ick spinn‘. Was für‘n Heini.« höre ich noch, wie sich hinter mir mitteilte, ehe sich der Schmerz aus dem Darm wieder zu Wort meldet. Der Druck war mittlerweile so final, dass ich Mühe habe, aufrecht wie ein gelernter Homo sapiens zu stehen. An eine Pfandrückgabe bei dem Supermarkt in der Stadtmitte war nicht zu denken, ich muss handeln, und zwar sofort. Ich lasse die Bierdosen in den Mülleimer kullern, mit der flüchtigen Hoffnung, der Zipfelmützen-Penner würde sie dort irgendwann finden und keinen Groll mehr gegen mich hegen.
Ich spurte durch die leider sehr gut ausleuchteten Gassen und bin wie ein räudiger Straßenköder auf der Suche nach einem Gebüsch. Ich frage mich, warum das Vorhaben des Bürgermeisters, für mehr Grün in der Stadt zu sorgen, so schlampig umgesetzt wurde, denn nirgends finde ich einen geeigneten Rückzugsort für mein schändliches Vorhaben. Als meine Muskeln in den Beinen und der Muskel darüber schon kurz vor der Aufgabe stehen, erspähe ich doch noch ein Dickicht und es stört es mich herzlich wenig, dass es von einem schäbigen Gartenzaun abgegrenzt wird. Mit der artistischen Eleganz eines chinesischen Zirkusaffen überspringe ich den Zaun und roll den Sprung wie ein britischer Geheimagent auf entleerender Mission ab.
Da war er. Der Busch. Die Erlösung. Das unrühmliche Ende einer schmerzhaften Odyssee und baldige Lager- und Ruhestätte meiner Qualen. Nachdem ich mich mit verstohlenen Blicken noch einmal versichere, dass auch ja kein menschliches Wesen Zeuge dieses Verzweiflungsaktes wird, streife ich mir die Hose herunter und würde in diesem denkwürdigen Moment jegliches Anrecht darauf verwirken, mich je wieder als zivilisierter Zeitgenosse mit den besten Manieren vorstellen zu können. Noch bevor ich mich würdelos den niedrigsten Bedürfnissen widmen kann, bringt mich ein Schrei zur Starre. »Was in Gottes Namen machsten Du da?!« krakelt mich eine Frau aus dem Dunklen heraus an. Eine berechtigte Frage, der ich selbst in diesem bloßgestellten Moment Anerkennung zollen muss. »Nichts.« entweicht es mir lakonisch aus meinem Mund und wohl eher unzufriedenstellend für den Fragensteller. Natürlich hätte ich ihr die ganze Misere detailreich und eloquent erläutern können, doch empfinde ich Zeit, Ort und selbstredend die heruntergelassene Hose als wenig taktvoll. Mein bedröppelt dreinblickendes Gesicht spricht wohl mehr, als ich jemals in der Lage gewesen wäre zu verfassen, denn erwidert sie: »Komm‘ zieh‘ Dir mal die Hosen hoch, ich hab‘ oben ne Toilette, die kannste benutzen. Immer noch besser als hier.« Diese Aufforderung komme ich prompt nach.
Als wir die Treppen des Hauses zu ihrer Wohnung hinauf steigen, würde ich normalerweise einen cleveren und humoristischen Spruch servieren, der diese peinlich aufgeladene Situation entknobeln könnte und mich weniger als ungehobelten Lüstling und mehr als missverstandenen Genius dieser Zeit darstellen würde, doch gerade konzentriert sich mein gesamter Gedankenapparat angestrengt auf die untere Körperhälfte.
»Da wären wir auch schon, hier ist das Bad.« »Danke.« sage ich flüchtig und eile in das Zimmer. Mit schmerzverzogenem Gesicht fixiere ich das stilistisch sehr ansprechende Bild an der Wand und übe mich darin, den Akt auf der Toilette so geräuscharm wie möglich zu gestalten. Nachdem ich mich einer gut und gerne 250 g Last entledigt habe, reifen in mir jene Gedanken, wie ich mich aus dieser Situation möglichst ohne allzu herben Gesichtsverlust verabschieden kann.
Einfach ein knappes ‚Danke‘ in den Flur werfen oder mich gar wortlos aus der Wohnung zu stehlen steht außer Frage, denn schließlich handelt es sich in diesem Fall um keine bloße Gefälligkeit eines sozialen Mitbürgers. Doch die Zeit drängt erneut, ich muss mich entscheiden. Je länger ich hier auf der Schüssel des Klos warte, desto häufiger würde sich die hilfsbereite Frau Gedanken um den Zustand ihres Gastes und Bades machen. Auf der anderen Seite würde das übereilte Betätigen des Spülknopfes ihr den Abschluss meiner Tätigkeit signalisieren und das Verweilen in dem Zimmer einen unwiderruflichen Verdachtsmoment erwecken. Seit ich denken kann, plage ich mich mit potenten Problemen herum, wenn es darum geht, eine Angelegenheit innerhalb eines zeitlichen Rahmens zu lösen. Daher entscheide ich mich spontan für den pragmatischen Ansatz und überlasse ihr die Initiative. Denn hatte sie mich ja im Garten ertappt und hätte mich wie einen räudigen Hund, der es einfach nicht besser weiß, davon jagen können, verziert mit einigen neumodischen Schimpfwörtern, wie das heutzutage ja überall der Usus ist. Aber aus irgendeinem Grund hatte sie mich eingeladen und damit liegt der Ball der Initiative definitiv in ihrer Hälfte.
Ich erniedrige den Spülschalter und vergewissere mich, dass keine unschöne Hinterlassenschaft auf der Emaile hinterlassen wird. Geflissentlich wasche ich mir die Hände, bevor ich nun gleich meinen Gastgeber kennen lernen werde. Ich öffne also die Tür mit der Unsicherheit eines 13 jährigen Bengels im Magen, der beim Spannen erwischt wurde und nun zum Rapport bei der Obernonne geladen ist. »Geht‘s wieder?« erkundigt sich eine Stimme aus einem Raum nebenan.
Herrje, jetzt schneidet sie auch noch ganz unverblümt und weltoffen das Thema an. Das Badfenster wirkt verlockend. Ich könnte doch einfach hinaus hechten und wie bei dem Zaun zuvor, den Sprung elegant mit einer Vorwärtsrolle abfangen. So ist es doch Gang und Gäbe bei den Hollywoodfilmen und da steht doch auch nicht ganz kontextlos ‚based on a true story‘ im Abspann. »Biste noch da?« dröhnt es besorgt aus dem Zimmer und wird von herannahenden Schritten düster untermalt. Zeit sich zu entscheiden mein lieber Fabian, wer soll nun deine Entscheidung werden. Kandidat 1, das zart besaitete Mädchen, das vor der drohenden Konfrontation mit kreischendem Sopran davoneilt oder doch lieber Kandidat 2, der mannhafte Krieger, der sich mit wilder Löwenmähne furchtlos in das Gefecht stürzt?
Ich entscheide mich für Letzteres, auch wenn ich eher verschüchtert auf den Boden starre, als sie in den Flur kommt. »Ah gut, Du bist noch da, dachte schon Du wärst wieder fort.« »Ach iwo, ich doch nicht.« sage ich stammelnd und spüre, wie die Peinlichkeit meinen Kopf verziert. »Wenn de Lust hast, kannste gerne noch auf nen Schluck nach nebenan kommen.« Ich will hinaus in die süße Freiheit der Stadt und doch weiß ich nicht, welche Synapse ich dafür verantwortlich machen soll, dass ich der Frau in die Küche folge.
Die Küche kommt mit seinem rustikalen Holztisch, einem Schrank und der Anrichte recht spartanisch daher und doch versprüht sie das Flair von Behaglichkeit. Ich setze mich an den Tisch und lasse meine Finger darunter nervös auf meiner Hose auf und abrutschen. »Ich hab‘ Tee gemacht, aber wenn de magst, hab ich auch noch Bier im Kühlschrank.« »Tee klingt ganz gut.« sage ich noch immer schüchtern und beobachte, wie sie den Tee an der Küchenanrichte in zwei Tassen verteilt.
Was ist, wenn es sich bei der scheinbar fürsorglichen Philanthropin um eine soziopathische Nymphomanin handelt, die mir Drogen in den Tee träufelt und mich im Zustand der Hilflosigkeit als gefälliges Sexobjekt missbraucht? Ich zerstreue diesen Gedanken und beschließe weniger Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen.
»Das ist Kamillentee, der beruhigt auch den Magen ein wenig.« sagt sie, als sie sich zu mir an den Tisch setzt. »Und mach dir keinen Kopp mehr über die Sache im Garten vorhin, das ist uns schon zweimal passiert. Ich hab‘ gleich gesehen, dass Du kein Betrunkener oder nen Perversling warst.« Es muss wohl mein Schweigen gewesen sein, das sie dazu bewegt haben muss, das zu sagen. »Eigentlich wollte ich ja bei dem Schnellimbiss gehen aber die verlangen doch tatsächlich Geld für den Toilettengang.« erwidere ich. »Ja das Problem hatte ich auch mal. Ich musste mal tierisch Pipi, hatte aber kein Geld bei mir, also wollte ich einem Gast den Beleg moppsen, der mich dabei erwischte und seitdem gelte ich dort als ‚Persona non grata‘. Aber hey, wir haben uns ja noch überhaupt nicht vorgestellt. Ich bin die Olivia.« sagt sie und reicht mir die Hand über den Tisch. »Fabian, nett dich kennenzulernen.« entgegne ich und realisiere erst jetzt, dass es sich bei ihr um eine ältere Frau handelt, die ich, wenn ich müsste, auf Mitte 30 schätzen würde. Olivia trägt ein blau gemustertes Kopftuch, unter dem ihre langen blonden Haare heraushängen. Eine Vielzahl von Farbflecken versammelt sich auf dem ärmellosen T-Shirt und als sie die Tasse anhebt, erspähe ich diese auch auf ihren Händen.
»Was machst Du so?« frage ich sie. »Ist Dir schon mal aufgefallen, dass diese Frage in Gesprächen oft zuerst gestellt wird? Wir fragen nie, was einem gefällt oder welche Leidenschaft man sein Eigen nennen kann, sondern vermutet, dass eine Bibliothekarin Bücher liebt und ein Hausmeister auf ein gescheitertes Leben zurückblicken muss. Als könnte man so besser einschätzen, mit was für einer Person wir uns gerade unterhalten.« »Tut mir leid, ich wollte nicht ...« »Na, das war keine Kritik, das fiel mir nur gerade wieder auf. Ich bin Kellnerin in der ‚Tanzbar‘.« »Cool, da war ich sogar mal, ganz netter Schuppen. Ach ja, ich studiere BWL, 7. Semester und hab‘ ehrlich gesagt null Ahnung, was ich danach machen möchte. Irgendwie ein gruseliger Gedanke, denn so langsam wird es mit Sicherheit Zeit sich zu entscheiden.« erwidere ich fast entschuldigend. »Ach, ich hab Ewigkeiten gebraucht, ehe ich wusste was ich möchte und hab‘ mir auch die Zeit genommen die ich brauchte. Irgendwann wirst Du herausfinden, was Dich begeistert und glücklich macht.« Nach einem Schluck aus meiner Tasse frage ich: »Und was interessiert Dich neben der Arbeit, was ist Deine Leidenschaft?« »Das Saftschupsen mach‘ ich eigentlich nur, um die Miete zahlen zu können. Ich male für mein Leben gern. Das ist meine richtige Leidenschaft und wer weiß, vielleicht reicht das eines Tages aus, um nicht mehr in der Bar billigen Wein auszuschenken. « »Ach ist das Bild im Bad von Dir? Das sieht wirklich klasse aus, gefällt mir was Du mit den Farben gemacht hast.« »Das ist schon uralt. Hatte das für meine Tochter mal gemalt. Aber Danke. Wie sieht das mit Deinen Hobbies aus? « »Wenn ich mal nicht mit meiner Truppe durch die Gegend ziehe, lese ich so oft wie ich möglich. Ich kann mich noch an mein erstes Buch erinnern: ‚Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‘ von Jules Verne. Ich verbrachte Tage damit im Bett zu liegen und Seite für Seite zu verschlingen.
Ich stellte mir vor, dass ich zusammen mit Professor Lidenbrock, Axel und Hans immer tiefer ins Erdinnere gelangte und als die Wasservorräte bei ihnen knapp wurden, beschloss ich auch kein Wasser zu trinken. Das war damals für mich alles so hautnah und wenn ich könnte, würde ich jeden Tag ein Buch lesen.« Das hatte ich noch niemanden aus meiner Clique anvertraut und ich weiß nicht warum ich ihr diese Information so freimütig erzähle, vielleicht weil ich kurz davor gewesen war, mein Geschäft in ihren Garten zu verrichten aber eventuell liegt es daran, dass ich nicht das Gefühl habe, etwas beweisen zu müssen. Als ich den letzten Schluck aus der Tasse trinke, fällt mein Blick auf die späte Uhrzeit. »Es tut mir leid aber ich glaube meine Freunde warten noch auf mich in dem Café.« »Ach das macht doch nichts, komm, ich bringe Dich noch zur Tür.« »Es war wirklich nett, auch wenn die Umstände am Anfang eher suboptimal waren.« sage ich mit einem Grinsen. »Schwamm drüber, wenn Du mal wieder Lust auf einen Besuch auf meiner Toilette oder ganz konventionell eine Tasse Tee trinken möchtest, weißte ja jetzt wo ich wohne.« erwidert sie mit einem Augenzwinkern.
Auf dem Weg zurück ins Café, verspüre ich nicht nur wegen des entleerten Darms eine seltsame Leichtigkeit. Es ist nicht so, dass Olivia und ich ein tiefgründiges oder aufschlussreiches Gespräch geführt haben aber es war ehrlich, ohne Prahlerei oder hohlen Phrasen. Und auch wenn ich nicht weiß warum aber es ist mir egal geworden, ob Holger die Freundin erobern konnte oder welchen Eindruck sie von mir hat. Diese ganze Situation dort erscheint mir gerade recht trivial und unbedeutend.
Als ich wieder zurück an den Tisch komme, beachtet mich die Freundin von Sabine nicht, sondern streicht ihre Haarsträhne zur Seite und betrachtet dabei Holger. Ein untrügliches Zeichen, dass er meine Abwesenheit gut zu nutzen wusste. »Da biste ja, wir ham uns schon Sorgen gemacht.« nuschelte Sabine, während mich Matze noch immer keines Blickes würdigt. »Ich habe eine alte Freundin getroffen und wir haben uns etwas verquatscht.« erwidere ich flüchtig und ziehe meine Jacke an. »Gehste etwa?« sagte Sabine erstaunt. »Ja, ich hab ganz vergessen, dass ich noch jemanden treffen muss. Tut mir leid aber wir sehen uns ja noch. Bis dann!« sage ich in die Runde, worauf nur Sabine und Matze mit einem Runzeln auf der Stirn reagieren. Sabine folgt mir noch ein paar Schritte und legt ihre Hand auf meine Schulter. »Is‘ wirklich alles in Ordnung mit Dir? Du verhälst Dich irgendwie komisch.« Ich grinse sie an, ehe ich sie und das Café wortlos hinter mich lasse. Auf dem Weg gehe ich noch zu dem Zipfelmützen-Penner, der mich mit einem wütenden Blick begrüßt und sich vor seinen Habseligkeiten bedrohlich aufbaut. Mit beschwichtigendem Ton versuche ich mich bei ihm zu entschuldigen und werfe ihn einen Geldschein zu. Als ich wenig später zu Hause ankomme, krame ich aus meiner Truhe ‚Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‘ und kann erst am darauffolgenden Morgen die Augen schließen.Wie gesagt, liegt das Ganze schon einige Jahre zurück und was aus den anderen geworden ist, weiß ich nicht. Der Kontakt hat sich über die Zeit verlaufen. Nur von Holger und seiner Union Berlin lese ich manchmal in der Zeitung. Ich besuchte Olivia danach öfters und wir sind bis zu diesem Tag gute Freunde geblieben. Sofern es die Arbeit bei dem Bücherverlag zulässt, besuche ich sie hin und wieder in ihrem Atelier. Wir plaudern bei einer Tasse Tee über Gott und die Welt und erinnern uns gerne an diesen einen Abend zurück, denn bedeutete er den Anfang von wunderbaren Jahren. Doch das ist eine andere Geschichte.
Ähm aus irgendwelchen Gründen ist mein Kommentar was für diese Geschichte gedacht war, als Kommentar für die andere Story gerutscht. Also extrem tolle Story!
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