Mittwoch, 27. Mai 2015

Seelenverwandtschaft

Platon lässt in seinem Dialog Symposion den Komödiendichter Aristophanes den Mythos von den Kugelmenschen erzählen. Diesem Mythos zufolge hatten die Menschen ursprünglich vier Arme, vier Beine und einen Kopf mit zwei Gesichtern. Zur Strafe für ein Vergehen zerlegte Zeus die Kugelmenschen in zwei Hälften. Diese Hälften sind die heutigen Menschen. Sie leiden unter ihrer Unvollständigkeit; jeder sucht die verlorene andere Hälfte. Die Sehnsucht nach der einstigen Ganzheit zeigt sich in Gestalt des erotischen Begehrens, das auf Vereinigung abzielt.

Schamlos von Wikipedia kopiert

Samstag, 2. Mai 2015

Eine sehnsuchtsvolle Hinwendung zu vergangenen Gegenständen oder Praktiken.

Ich habe seit einiger Zeit angefangen mir alte Konsolen wie den Gameboy oder NES zu kaufen. Doch möchte ich mitnichten dem Trend schafsköpfig folgen, sich Retro Spielzeug ins Designerheim zu stellen. Vielmehr sehe ich in all der staubüberzogenen Technologie schlichtweg ein Stück Erinnerung aus meiner Kindheit, die ich einfangen und konservieren möchte.
Ich weiß noch, als ich das erste Mal einen Gameboy in der Hand hielt und das schwarz-weiße NINTENDO Zeichen langsam zur Bildschirmmitte schwebte und mit einem kurzen euphorischen Ton das Spiel eröffnete. Damals saß ich aufgeregt mit dem Gameboy am Tisch, steuerte Batman durch die graue Pixelnacht und vergaß alles um mich herum, ehe er mir von der erzieherischen Obrigkeit aus der Hand genommen wurde. Meine Verwandtschaft war zu Besuch und galt es zur damaligen Zeit noch als unhöflich sich mit solchen Spielereien vom sozialen Geschehen auszugrenzen, musste ich mich meinen Pflichten widmen. Das war im Übrigen das letzte Mal, dass ich diese graue Pixelkiste in der Hand hielt.
Für mich waren diese Minuten gefüllt mit Wunder und Glück. So kurz dieser Moment auch gewesen sein mag, so nachhaltig hat er mich geprägt. Denn ich habe Angst. Ich habe Angst, dass man mir diese Erinnerung, diese Unschuld unwiederbringlich stiehlt, sie zwischen der immer wiederkehrenden Stressroutine vergilben und letztendlich vollends verwirken. So webe ich in meinem zu Hause Spinnweben aus Vergangenheit und weiß, dass ich mich in ihnen verfangen werde. Ich bleibe zurück und beraube mich selber neuer erinnerungswürdiger Momente. Doch geben mir diese Gegenstände Sicherheit, die ich im Jetzt nicht finde und im Später nicht erwarte. Durch das Sammeln mache ich die Geborgenheit greifbar und wenn es wie damals auch nur kurz sein mag, finde ich ihn ihr Glück.





Er holte Luft und hielt alles für einen flüchtigen Moment fest, ehe sich dies mit einem Atemzug löste.



Nachtzeilen

Manchmal passiert es noch, dass ich aus einem tiefen Traum heraus aufwache,
der mit allerlei nutzlosen Krempel gefüllt war, weil der Tag zuvor nicht mehr hergab.
Im dunklen Zimmer erkenne ich die schemenhaften Zeiger der Zeit und merke erst dann,
dass es noch viel zu früh ist um hier zu liegen, um hier zu schlafen und doch habe ich keine Lust wach zu bleiben,
denn zu zahlreich ließ ich zuvor die Stunden verschwendet hinter mir.
Ich schau aus dem Fenster nach draußen und seh' den Mond über der Nacht,
und es ist irgendwo schön ihn zu seh'n, wie er da oben alles in Bewegung hält,
doch dann holt es mich ein, der Gedanke, die Gewissheit, sie holen mich ein,
denn ist hier unten alles still und ich bin allein,
egal ob sich der Raum jetzt mit Menschen oder Erinnerungen füllt,
hier ist nun alles still, stehengeblieben und verlassen.
Diese Zeit liegt hinter mir und trotzdem warte ich hier im Schein des Mondes auf den Morgen.
Aus dem Nichts kommt der Gedanke an Dich und ich lege ihn behutsam in Deinen Namen, der zwischen meinen Lippen ruht.
Ich lasse ihn los, lasse ihn mit einem Flüstern ganz leise heraus in die Nacht und hoffe er findet Dich in der Dunkelheit und lässt Dich wissen, dass ich Dich brauche und noch immer vermisse.
Alles was bleibt ist die Hoffnung, denn was habe ich schon, außer diese kauzige kleine Welt
und eben dieser Hoffnung, dass sie nicht zerfällt.
Hin und her werde ich getrieben, wie das Pendel der zu lauten Uhr im Zimmer von nebenan
und wie das Pendel erreiche ich die Mitte, nur um doch wieder weiter und fort getrieben zu werden.
Weiter und zurück, immerzu das gleiche Spiel, doch ich bin hier und suche Ruhe, nur um doch wieder weiterzuziehen.
Aber ich will hier nicht weg, werde meine Zelte nicht abbrechen
und selbst wenn doch, bleib' ich hier im Gras liegen und beobachte den Mond über der Nacht,
wie er alles in Bewegung hält, während ich in der stillen Dunkelheit weiter auf den Morgen warte.