Dienstag, 20. März 2012

Traumtag 1


Es war der erste Tag meines Klartraumprojektes, welches sich hoffentlich zu einer langfristigen Unternehmung entwickelt. Ich hatte nie ein Tagebuch, da ich meinen schändlich ausgebrochenen Wortschleim nie länger als den Zeitraum eines Wimpernschlages ertragen konnte, ohne mir mit geballter Faust das Gesicht mit purpurnen Akzenten zu verzieren, hielt ich es für ratsam davon abzusehen, eine Chronik über mein banales Leben anzulegen. Doch der Träume halber habe ich mich doch entschlossen nun eins zu führen. Die Gurus meinten, dass der erste Schritt zu den luziden Träumen ist, sich den ‚normalen‘ Träume bewusst zu werden und sie am nächsten Morgen zu notieren. Auf diesem Wege entwickelt sich ein Traumgedächtnis, welches das Fundament für die Erkundung des eigenen Gehirnbreis bilden wird.
Wie ein unterbelichteter Neonazi mit einer zu schmal geratenen Sichtweise und Männlichkeit, befolgte ich die Ratschläge und änderte meine abendlichen Gewohnheiten. Bin ich sonst mit blutunterlaufenen Augen und dem Gedankenstrom eines LSD-Abhängigen zu Bett gegangen, stellte ich diesmal jegliches tumorverursachendes Gerät aus, schlüpfte in der Stille der Dunkelheit in die Justin Bieber Bettwäsche, zähmte meinen Atem und ließ meine Gedanken um die bevorstehenden Träume treiben. Ich schloss meine Augen und schlief ein.

Ich erinnere mich, wie ich von weißer Unendlichkeit umgeben werde. Nur unweit entfernt sitzt eine Eule vollkommen schwerelos und mustert mich. Kurz darauf fällt ihr Blick auf einen Punkt hinter mir. Ihre Pupillen weiten sich und verängstigt legt sie ihr Gefieder an. Als ich mich umdrehe, zischt ein Puck unter mir und der Eule vorbei, um danach in den überdimensionalen Maschen eines Tores zu landen. Ich schaue auf und finde mich in einem riesigen Container wieder, die sich überall um mich herum befinden und von verschwommenem Müll überwuchert werden. Zwischen ihnen ist nichts weiter, als die klaffende Leere, welche mich abwärts zu ziehen scheint, je länger ich sie betrachte. Über mir baumeln große schubladenartige Kisten. Die beklemmende Ahnung einer herannahenden Gefahr überkommt mich. Ich renne los und springe von einem Container zum Nächsten, während diese Schubladen direkt hinter mir aufschlagen und zahllose Holzsplitter umherfliegen. Als ich den letzten rostigen Behälter erreicht habe und in einem Spalt Unterschlupf finde, fällt ein gigantisches Buch herab, doch anstatt mich zu erschlagen, werde ich mit einem Gefühl der Geborgenheit bedeckt. Noch während ich auf das zerberstete Holz vor mir schaue, öffnen sich meine Augen und ich wache auf.

Ich fühle mich trotz des eher kurzen Schlaf ausgeruht und auch das Verlangen meine Mitmenschen mit einem abgenutzten Radiergummi zu erdolchen, weil sie am Morgen auch nur eine Silbe in meine Richtung zu äußern wagten, ist vollkommen abgeklungen. Ich werde daher auch weiterhin vorbildlos meine Fortschritte hier aufmerksamkeitsdefizitär und unregelmäßig publizieren.

In dem Sinne, angenehmes Träumen!

8 Kommentare:

  1. Klingt aber nach einem normalen Traum als nach einem Klartraum. :(

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  2. Das war es ja auch. Ich bin ja erst am Anfang und muss mir antrainieren, mich an meine Träume zu erinnern. Wenn ich das nicht mache, könnte ich die aufregendsten Erotik Klarträume mit Bud Spencer haben und mich danach nicht mehr an sie erinnern. Es wird wohl noch ein paar Wochen dauern, eher ich da richtige Fortschritte machen kann.

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  3. Achso? Ich dachte, durch das Wachsein während des Träumens erinnert man sich sowieso daran?!

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  4. Hallo Indistan, lass mich dir doch für deinen nächsten Traum einen Anreiz geben:

    http://www.youtube.com/watch?v=uaxY3YkwpWs#t=1m00s

    Wenn dir das weniger zusagt, dann vielleicht das?

    http://www.youtube.com/watch?v=V3ROsVTKVDw#t=2m03s

    Liebe Grüße

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  5. Zu Herrn Anonym 12:47 AM: Ja so dachte ich das zuerst auch aber augenscheinlich wird einem das dann doch nicht so einfach gemacht. Da ich in diesem Gebiet noch unerfahren wie der Papst in Sachen heterosexuellen Geschlechtsverkehr bin, werde ich den Experten einfach blind folgen.

    Madame Anonym 01:08 AM: Sich über korpulente Mitmenschen lustig zu machen, die scheinbar das Schönheitsideal der Gesellschaft verfehlt haben, ziert sich nicht! Schäm Dich, tu Buße und mache morgen mindestens fünf Menschen, die auf Grund ihres Äußeres Tiraden ihrer Mitmenschen ertragen müssen ein Kompliment mit anschließender Umarmung!

    Wenn Du mich schon in Horrorträume schicken willst und meinem zartbesaiteten Herzmuskel einen Infarkt bescheren willst, könnten diese Videos Deine Chancen erhöhen:

    http://www.youtube.com/watch?v=3gfjk_LOHJo

    http://www.youtube.com/watch?v=1hnhVCaI05c&feature=fvst

    http://www.youtube.com/watch?v=JcbXra5h9M0

    http://www.youtube.com/watch?v=2KAuKl8reLI

    http://www.youtube.com/watch?v=b5oXUX1ydFE (mein erster Klartraum: Oh toll, ich kann fliegen, wohooo!! Oh Moment, ich habe Höhenangst ._.)

    http://www.youtube.com/watch?v=VvTRk8tSyPw&feature=fvst

    All das würde schon ausreichen!

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  6. Indstian,

    das war jetzt leider nicht die Reaktion, die ich erhofft habe, aber sei es drum. Deine Wunden-Videos sind schon härterer Natur, dass muss ich zugeben. Schaust du soetwas öfter?

    Anonymi

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  7. Was für eine Reaktion hast Du Dir denn erhofft, wenn ich mir vor dem Schlafen halbnackte Menschen mit Hang zum dreistelligen BMI anschaue? Einen erotisch angehauchten Traum mit einer großangelegten Säuberung meines Bettes am Morgen danach?

    Die Videos schaue ich mir natürlich nicht an, sie sollten lediglich unterstreichen, welche Dingen mich zum Fürchten bringen.

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  8. In Capslock geschriebene Flüche und Verwünschungen z.B. - das nächste Mal vielleicht.

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Nur zu, tu Dir keinen Zwang an!