Mir gefällt dieses Werk nicht wegen der Wortwahl, sondern vielmehr weil es ein angenehmes Szenario in meinem Kopf erzeugt. Der dort beschriebene 'Trottel' schafft es in meinem Kopfkino ein innerlich ausgeglichener und zufriedener Mensch zu sein und trotz oder gerade wegen dieser Balance schafft er es sich seiner Umwelt zu widmen. Obwohl er nichts dafür als Gegenleistung erhält, als den Spott seiner Mitmenschen. Er ist mit der Welt verbunden und doch abseits von ihr. Mir kommt es so vor, als würde er das das einfache Leben genießen, mit all seinen Nachteilen und Vorzügen. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als mich nur den letzten Zeilen anzuschließen.
Unbeugsam im Regen
unbeugsam im Wind
unbeugsam im Schnee und in der Sommerhitze
mit einem gesunden Körper
ohne Begierden
und ohne Zorn
nur ein leises Lächeln auf den Lippen
Vier Schalen braunen Reis am Tag
isst er mit Miso und ein wenig Gemüse
beobachtet alles genau
hört gut zu und versteht
indem er von sich selbst absehend
die Dinge stets im Geist behält
Er lebt in einer kleinen, schilfgedeckten Hütte
am Rand einer Wiese hinter dem Kiefernwald
ist im Osten ein Kind krank
geht er hin, um es zu pflegen
beugt sich im Westen eine Mutter müde unter ihrer Last
geht er hin, um ihr Reisbündel zu schultern
liegt einer im Süden im Sterben
geht er hin, um ihm die Furcht zu nehmen
geraten sich zwei im Norden in die Haare
geht er hin, um dem Unsinn eine Ende zu machen
In der Trockenheit vergießt er Tränen
irrt hilflos herum, wenn ein Sommer Kälte bringt
von allen wird er ein Trottel genannt
keiner nimmt ihn ernst
und keinem fällt er zur Last
So ein Mensch
möchte ich sein!
Miyazawa Kenji - Unbeugsam im Regen
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