Samstag, 3. März 2012

Unbeugsam im Regen

Mir gefällt dieses Werk nicht wegen der Wortwahl, sondern vielmehr weil es ein angenehmes Szenario in meinem Kopf erzeugt. Der dort beschriebene 'Trottel' schafft es in meinem Kopfkino ein innerlich ausgeglichener und zufriedener Mensch zu sein und trotz oder gerade wegen dieser Balance schafft er es sich seiner Umwelt zu widmen. Obwohl er nichts dafür als Gegenleistung erhält, als den Spott seiner Mitmenschen. Er ist mit der Welt verbunden und doch abseits von ihr. Mir kommt es so vor, als würde er das das einfache Leben genießen, mit all seinen Nachteilen und Vorzügen. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als mich nur den letzten Zeilen anzuschließen.






Unbeugsam im Regen 
unbeugsam im Wind 
unbeugsam im Schnee und in der Sommerhitze 
mit einem gesunden Körper 
ohne Begierden 
und ohne Zorn 
nur ein leises Lächeln auf den Lippen 
Vier Schalen braunen Reis am Tag 
isst er mit Miso und ein wenig Gemüse 
beobachtet alles genau 
hört gut zu und versteht 
indem er von sich selbst absehend 
die Dinge stets im Geist behält 
Er lebt in einer kleinen, schilfgedeckten Hütte 
am Rand einer Wiese hinter dem Kiefernwald 
ist im Osten ein Kind krank 
geht er hin, um es zu pflegen 
beugt sich im Westen eine Mutter müde unter ihrer Last 
geht er hin, um ihr Reisbündel zu schultern 
liegt einer im Süden im Sterben 
geht er hin, um ihm die Furcht zu nehmen 
geraten sich zwei im Norden in die Haare 
geht er hin, um dem Unsinn eine Ende zu machen 
In der Trockenheit vergießt er Tränen 
irrt hilflos herum, wenn ein Sommer Kälte bringt 
von allen wird er ein Trottel genannt 
keiner nimmt ihn ernst 
und keinem fällt er zur Last 
So ein Mensch 
möchte ich sein!


Miyazawa Kenji - Unbeugsam im Regen

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