Montag, 26. März 2012

Der Traum

Es ist dunkel geworden. Über dem Himmel hat sich ein grauer Schleier gelegt. Ich kauere im Gras, nackt, die Beine angezogen, mein Blick zwischen den Knien gefangen. Ich streiche über die grünen Halme des Grases, welche daraufhin verdorren und als verkohlte Klumpen zu Boden fallen. Alles ist verschwommen. Unverständliches Geflüster umgibt mich und dröhnt in meinen Ohren. In der Ferne schreit ein Kind.
Die Erde fängt an zu beben. Ich fühle, wie es sich mir mit großen Schritten unwiederbringlich nähert. Dieses unbeschreibbare und fremde Gefühl. Immer stärker nimmt es Besitz von mir. Meine Beine schenken mir nur zitternd Halt. Ich haste vorwärts. Das Kind, ich muss es irgendwie finden, muss es schützen. Irgendwie. Doch irre ich umher und habe mich im Schleier verloren. Die Erde bebt weiter. Die Dunkelheit ist hinter mir und ich spüre, wie sie nach mir greift, nach mir langt. Der Hilfeschrei des Kindes kommt von überall, ist so nah und bleibt mir doch unerreichbar. Ich drehe mich um. Es hat mich gefasst und wirft mich mit einem ohrenbetäubenden Geheul zu Boden. Seine Krallen bohren sich in mein Fleisch und reißen es aus meiner Brust. Ich steige auf und entfliehe in die Höhe. Das Schreien des Kindes dringt dumpf unter seinen Klauen hindurch. Aus der Erde schnellen Spieße empor und zwängen sich mir unaufhörlich näher. Immer höher dränge ich, bis die Hilfeschreie des Kindes in der Ferne entweichen und mir die dünne Luft den Atem raubt. Verbissen ringe ich um Luft, doch gelingt mir kein einziger Atemzug. Ich verliere den Halt, falle zu Boden und in die Spieße.
Ich wache auf. Der Schweiß rinnt mir über die Stirn. Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren. Die Hände umklammern steif das Bettlaken, meine Augen fixieren die Dunkelheit an den Wänden. Mir stockt der Atem. Erst nach Augenblicken schaffe ich es, mir meinen starren Atem aus den Lungen zu pressen. Gierig schnappe ich nach der Luft und blicke umher. Das Zimmer gewinnt an vertrauten Konturen und lässt mich schon kurz daraufhin erleichtert ins Bett sinken. Es war nur ein Alptraum. Ich löse meinen Griff, drehe mich zur Seite und schließe meine Augen.

Es ist dunkel geworden. Über dem Himmel hat sich ein grauer Schleier gelegt.

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