Mittwoch, 30. April 2014

Elliott Smith - Between the Bars

Leben

Es waren die Gespräche mit ihr, die uns beide in der Nacht wach und mich selber am Leben hielten.

Samstag, 12. April 2014

Alte Bekannte und neue Verrückte

"Warum sind wir eigentlich kein Paar?", murmelte er ohne sie anzuschauen.
Eva schluckte. 
"Vielleicht ...", begann sie dann, "vielleicht, weil wir uns beide in einer Lebenssituation befinden, in der wir all unsere Energie für uns selbst benötigen und
vielleicht auch, weil wir gerade nicht mehr wissen, wer wir sind und wer wir sein wollen."
Noah nickte traurig. 

[...]

Ihr Gesicht verfinsterte sich, "aber ich denke, dass man einen anderen Menschen nur dann umarmen kann, wenn man steht oder wenigstens kniet. Und wir beide liegen
zurzeit flach am Boden und werden eine ganze Weile damit beschäftigt sein, wieder auf die Füße zu kommen."

Alte Bekannte und neue Verrückte

Montag, 7. April 2014

Verrat

Betrayal von Mario Sánchez Nevado

Der alte Mann und das Meer

Nachfolgend kann der geneigte Leser drei Passagen aus einer, für mich, sehr guten Geschichte von Ernest Hemingway lesen, die mich in ihrer einfachen, liebevollen und detaillierten Ausführung sofort am Haken hatte. Auch wenn es nicht die Intention des werten Herrn Hemingway gewesen ist, erinnert mich das Ende dieser Geschichte an eine Metapher für das Wesen des Lebens.

Es war ein alter Mann, der allein in einem kleinen Boot im Golfstrom fischte, und er war jetzt vierundachtzig Tage hintereinander hinausgefahren, ohne einen Fisch zu fangen. In den ersten vierzig Tagen hatte er einen Jungen bei sich gehabt. Aber nach vierzig fischlosen Tagen hatten die Eltern des Jungen ihm gesagt, daß der alte Mann jetzt bestimmt für immer salao sei, was die schlimmste Form von Pechhaben ist, und der Junge war auf ihr Geheiß in einem andern Boot mitgefahren, das in der ersten Woche drei gute Fische gefangen hatte. Es machte den Jungen traurig, wenn er den alten Mann jeden Tag mit seinem leeren Boot zurückkommen sah, und er ging immer hinunter, um ihm entweder die aufgeschossenen Leinen oder den Fischhaken und die Harpune oder das Segel, das um den Mast geschlagen war, hinauftragen zu helfen. Das Segel war mit Mehlsäcken geflickt, und zusammengerollt sah es wie die Fahne der endgültigen Niederlage aus.

[...]

Er hielt sein Glas in der Hand und dachte an lang vergangene Jahre.

"Kann ich rausfahren, um dir Sardinien für morgen zu holen?" fragte der Junge.

"Nein. Geh und spiel Baseball. Ich kann doch noch rudern, und Rogeglio wird das Netz auswerfen." erwiderte der alte Mann.

"Ich möchte aber gern. Wenn ich nicht mit dir fischen kann, möchte ich dir gern auf irgendeine andere Art helfen."

"Du hast mir ein Bier bezahlt", sagte der alte Mann. "Du bist bereits ein Mann."

"Wie alt war ich, als du mich zum erstenmal im Boot mitgenommen hast?"

"Fünf, und du bist beinah ums Leben gekommen, als ich den Fisch zu früh reinholte und er das Boot in Stücke fetzte. Kannst du dich daran erinnern?"

"Ich kann mich erinnern, wie der Schwanz hin und her schlug und knallte und die Ducht zerbrach, und an das Geräusch von den Keulenschlägen. Ich kann mich erinnern, wie du mich in die Vorplicht warfst, wo die nassen, aufgeschossenen Leinen lagen, und an das Gefühl, wie das ganze Boot bebte, und an das Geräusch, als du mit der Keule auf ihn losschlugst, wie um einen Baum zu fällen, und an den süßlichen Blutgeruch überall an mir."

"Kannst du dich wirklich daran erinnern, oder habe ich es dir mal erzählt?"

"Ich erinnere mich an alles, seit wir zum erstenmal zusammen rausgefahren sind."

Der alte Mann sah ihn mit seinen sonnenverbrannten, vertrauenden, liebevollen Augen an.

"Wenn du mein Sohn wärst, würde ich's riskieren und dich mitnehmen", sagte er. "Aber du bist der Sohn deines Vaters und deiner Mutter, und du bist in einem Glücksboot."

"Darf ich die Sardinen fangen gehen! Ich weiß auch, wo ich vier Köder bekommen kann."

"Ich habe meinen von heute übrig. Ich habe ihn eingesalzen in die Kiste getan."

"Laß mich vier frische besorgen."

"Einen", sagte der alte Mann. Er hatte seine Hoffnung und seine Zuversicht niemals verloren. Aber jetzt belebten sie sich, wie wenn der Wind aufkam.

"Zwei", sagte der Junge.

"Zwei", stimmte der alte Mann zu. "Du hast sie doch nicht gestohlen?"

"Würde ich tun", sagte der Junge. "Aber diese hab ich gekauft."

"Danke", sagte der alte Mann. Er war zu einfältig, um sich zu fragen, wann er diesen Zustand der Demut erlangt hatte. Aber er wußte, er hatte ihn erlangt, und er wußte, es war nicht entehrend, und es brachte nicht den Verlust echten Stolzes mit sich.

[...]

Sie gingen zusammen die Straße hinauf zu der Hütte des alten Mannes und gingen durch die offene Tür hinein. Der alte Mann lehnte den Mast mit dem zusammengewickelten Segel gegen die Wand, und der Junge stellte die Kiste und das übrige Gerät daneben. Der Mast war beinahe so lang wie das einzige Zimmer der Hütte. Die Hütte war aus den zähen Knospenscheiden der königlichen Palme, die guano genannt wird, gemacht, und in ihr war ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und eine Stelle auf dem erdenen Fußboden, wo man mit Holzkohle kochen konnte. An den braunen Wänden auf den abgeflachten, übereinandergreifenden Blättern der hartfaserigen guano hing ein farbiges Bild des Heiligen Herzens Jesu und ein anderes von der Jungfrau von Cobre. Diese Reliquien hatten seiner Frau gehört. Früher hing auch eine kolorierte Fotografie seiner Frau an der Wand, aber er hatte sie abgenommen, weil er sich bei ihrem Anblick zu verlassen fühlte, und sie lag auf dem Bord in der Ecke unter seinem sauberen Hemd.

"Was hast du zu essen?" fragte der Junge.

"Einen Topf mit gelbem Reis und Fisch. Möchtest du etwas?"

"Nein, ich eß zu Hause. Soll ich dir Feuer anmachen?"

"Nein, ich mache es später. Oder vielleicht esse ich den Reis kalt."

"Darf ich den Käscher nehmen?"

"Natürlich."

Es war kein Käscher da, und der Junge erinnerte sich daran, wie sie ihn verkauft hatten. Aber sie führten diese Komödie jeden Tag durch. Es gab keinen Topf mit gelbem Reis und Fisch, und der Junge wußte auch dies.


Ernest Hemingway

Pulp Fiction


Dienstag, 1. April 2014

Lebensbaum

Kein Baum, so sagt man, kann gen Himmel wachsen, wenn er nicht mit der Hölle verwurzelt sei.

Carl Gustav Jung

Lotto

Normalerweise bekomme ich vereiterte Pickel in der Größe von Abraham Lincolns Sklavenretter-Kopf auf meinem monströsen Sumohintern wenn ich narzisstisch angehauchte Selbstdarsteller in den sogenannten Social Networks sehe, wie sie in Erwartung massenhafter Klicks sich in sozialer Barmherzigkeit präsentieren und in den Lobpreisungen ihrer Schafe sonnen aber dieses Video hat mir in mannhafter Manier die Tränen aus den Augen schießen lassen, dass es mir vollkommen egal gewesen ist, warum sich dieser Youtuber zu dieser Aktion hat verführen lassen oder ob er damit schon weit über 10 Millionen Klicks und dementsprechende Werbeeinnahmen generieren konnte. Es ist schlichtweg herzerweichend!

Dieser erwähnte Youtuber schenkt einem Obdachlosen ein Lottoticket und will es zusammen mit ihm in einem Laden einlösen. Der Obdachlose weiß nichts davon, dass es schon längst abgelaufen ist und er von dem eingeweihten Ladenbesitzer 1000 Dollar bekommen wird. Seine erste Reaktion den Gewinn zu teilen wird nur noch von seinem Gesichtsausdruck danach übertroffen.